Money, Honey
innerhalb genau so vieler Minuten auf die Uhr. Nach Patricks Schätzung würde sie in höchstens dreißig Sekunden platzen und den Mund nicht mehr halten können.
Es dauerte genau zehn Sekunden. »Agent Bernard«, sagte sie ernst, »ich möchte auf keinen Fall unhöflich erscheinen, aber wir warten bereits seit fast zehn Minuten auf Maria di Guzman. Dürfte ich vorschlagen, dass wir anfangen?«
»Wir warten«, entgegnete Bernard. Sein Ton ließ keinen Zweifel daran, dass Widerspruch nicht geduldet wurde. Patrick war sich ziemlich sicher, dass Agent Bernard Widerspruch im Allgemeinen nicht zuließ. Vom Anzug über den Haarschnitt bis zu seiner Ausdrucksweise wirkte alles an ihm absolut korrekt, autoritär - und grässlich langweilig. Dieser Mann hatte absolut keine Fantasie, das war klar. Wahrscheinlich war er für eine Polizistin wie Liz der perfekte Vorgesetzte.
Wie jedoch stand es mit der Frau, die sie ja nebenbei auch noch war? Ihre ganze ungeheure Leidenschaft und Energie steckte sie in die Arbeit, aber sie konnte doch unmöglich immer so beherrscht sein. Bestimmt trieb sie der Wahnsinn der Bürokratie manchmal zur Verzweiflung. Was passierte mit Liz, der FBI-Agentin, wenn sie in so einer Situation dann ausflippte?
Liz presste die Lippen aufeinander, faltete die Hände im Schoß und spielte die Geduldige. Patrick lächelte sie strahlend an, was sie jedoch komplett ignorierte. Das hält sie vielleicht noch zwei Minuten aus, dachte er. Länger auf keinen Fall.
Es waren kaum dreißig Sekunden vergangen, da klopfte Bernards Sekretärin diskret an. »Agent di Guzman«, flüsterte sie und ließ eine fast einen Meter achtzig große, braun gebrannte Latina herein.
Agent di Guzman vom Secret Service durchquerte auf ihren beeindruckend langen Beinen das Zimmer. Ihre Größe hielt sie nicht davon ab, High Heels zu tragen. Ihr schwarzes Haar war kinnlang, ihre Haut hatte die Farbe von Karamell. Der hervorragend gearbeitete, weinrote Hosenanzug betonte ihre Kurven. Von der Frau kann Liz in Sachen Stil und Lebensfreude noch etwas lernen, stellte Patrick fest.
»Agent Bernard«, begrüßte sie ihn. Ihre Stimme war tief und warm. Sie schaute sich kurz im Büro um. Dabei musterte sie Patrick etwas genauer, um sich dann wieder Bernard zuzuwenden.
»Danke, dass Sie einem so kurzfristig anberaumten Meeting zugestimmt haben«, sagte Bernard.
Sie schenkte ihm ein herzliches Lächeln. »Das FBI ist nicht zu einer Zusammenarbeit mit uns verpflichtet, wir sind Ihnen für Ihre Hilfe sehr dankbar. Da habe ich natürlich heute Morgen Zeit für Sie. Tut mir leid, dass ich zu spät gekommen bin, aber...«
Bernard verzog das Gesicht bei dieser Bemerkung, und Liz stand schnell auf. Fast hätte Patrick breit gegrinst, konnte sich doch noch gerade beherrschen.
»Ich bin Liz Brynn. Schön, Sie nun auch persönlich kennenzulernen, Agent di Guzman.«
»Lassen wir die Förmlichkeiten. Ich heiße Maria.« Di Guzman richtete ihre dunklen Augen auf Patrick. Dieser Blick ... warm, interessiert und erotisch. Neben all der Sinnlichkeit blitzte aber auch ein scharfer Verstand in di Guzmans Augen auf. Eine Frau für eine heiße Nacht, nach der man allein aufwacht, kam es Patrick in den Sinn.
»Maria di Guzman, Secret Service«, stellte sie sich ihm vor und schüttelte seine Hand ein paar Sekunden zu lange. »Patrick O’Connor.«
Ihre Miene verriet, dass der Name ihr etwas sagte. Ob sie ihn interessant fand? Bedauernd erkannte Patrick, dass ihm das vollkommen egal war. Er schaute Liz böse an. Die lächelte nur.
»Patrick ist der Informant, von dem ich erzählt habe, Maria«, erklärte sie freundlich.
»Ah.« Maria musterte Patrick erneut, dann klatschte sie in die Hände und wandte sich an Bernard. »Sind wir dann so weit, dass wir anfangen können?«
»Tatsächlich hätten wir schon vor einer Viertelstunde anfangen können«, erwiderte der und holte erleichtert Luft. Das musste offenbar unbedingt raus, dachte Patrick genervt. Bernard setzte sich. »Mr O’Connor, Sie wollten etwas mit uns besprechen?«
»Du hast das Meeting einberufen?« Liz starrte Patrick wütend an. Er zuckte nur die Achseln. Wann man den Einsatz erhöhen musste, konnte man nicht lernen. Das hatte man entweder im Gefühl oder nicht. Nach seiner kleinen Plauderei mit Liz am Samstagabend hatte er genau dieses Gefühl gehabt und daraufhin ihren Chef angerufen.
Er sah Bernard ernst an. »Ich zweifle daran, ob ich bei diesem Fall die Objektivität an den Tag legen kann,
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