Money, Honey
liegen keine Beweise für das Gegenteil vor. Weil du allerdings auch ein virtuoser Lügner bist, mache ich mir trotzdem meine Gedanken. Zum Beispiel darüber, ob du tatsächlich nicht doch mehr darüber weißt, was es mit diesem Einbruch bei Mara auf sich hat.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Warum sollte ich dich deshalb anlügen?«
»Keine Ahnung. Was aber nicht heißt, dass du es nicht tust.«
»Denkbar wäre das durchaus.« Er machte eine Kunstpause und grinste. »Aber ich habe dir die Wahrheit gesagt.«
Ob das wirklich stimmte ? Wusste er tatsächlich nicht, dass Villanueva wieder im Land war? Und höchstwahrscheinlich hinter dem Einbruch steckte? Falls doch, ließ Patrick sich jedenfalls nichts anmerken. Jedoch war das bei einem so großartigen ehemaligen Pokerspieler wohl auch nicht zu erwarten. Wenn er sich früher nicht illegaler Mittel bedient hatte, um Geld zu verdienen, dann hatte er seine Finanzen damit aufgebessert, dass niemand an seiner Miene ablesen konnte, wie sein Blatt aussah.
Deshalb war Liz jetzt auch leider nicht sicher, dass der Unschuldsblick echt war. Außerdem konnte sie nicht mehr klar denken, seit er sie eben angefasst hatte. Ihre berufliche Objektivität war schwer gefährdet, wenn es um Patrick O’Connor ging, und sie musste höllisch aufpassen, dass sie diesen Fall nicht vermasselte.
»Du hast ein ziemlich glamouröses Leben geführt in den letzten Jahren. Schnelle Autos, teure Villen, schöne Frauen. Alles erstklassig. Und trotzdem gibt es nichts, was du nicht, ohne mit der Wimper zu zucken, sofort aufgeben könntest. Falls du wirklich vorhast, dein altes Leben endgültig zu den Akten zu legen, warum besitzt du dann nichts, was dir wirklich etwas bedeutet ? «
Patrick rückte wieder in seine Ecke des Sofas zurück. Obwohl Liz das als kleinen Triumph wertete, war etwas in ihr gleichzeitig auch traurig über diese erneute Distanz. Ein beunruhigendes Gefühl. Das natürlich gar nicht da war... pure Einbildung ganz bestimmt!
»Nicht doch, Liz, hast du mich etwa all die Jahre gestalkt?« Sie verdrehte die Augen. »Dachtest du, dein Ehrenwort würde uns einfach reichen? Dass wir deine Versprechungen für bare Münze nehmen? Wir sind vom FBI und keine Betschwestern. Wenn wir nicht überprüfen würden, auf welchem Weg ein Typ wie du Waschkörbe voll Kohle anhäuft, hätten wir unseren Job nicht verdient.«
Spöttisch schaute er sie an. »Ich schreibe ja nicht mal unter Pseudonym.«
»Habe ich behauptet, es wäre besonders schwierig gewesen, das herauszufinden?«
Er seufzte und tätschelte ihr Knie. »Pass bitte auf Mara und die Kleine auf, okay?« Damit stand er auf. Der Mann bewegte sich so elegant, wie nicht mal die Lehrerinnen des Mädcheninternats in der Schweiz es Liz hatten beibringen können. Er verabschiedete sich nicht, sondern ging einfach hinaus. Liz blinzelte. Die Waffe lag noch immer auseinandergebaut auf dem Couchtisch, im Fernsehen lief noch immer Star Wars, ihre Haare waren noch immer feucht vom Duschen. Wenn sie nicht wie elektrisiert gewesen wäre von Patricks Berührung, hätte sie vielleicht geglaubt, dass sie sich seinen Besuch nur eingebildet hatte.
Ein lautes Sirenengeheul ertönte, und Liz sprang erschrocken auf. Patrick! Sie fluchte leise.
Der Mistkerl hatte beim Rausgehen ihre Alarmanlage scharf gestellt. Liz wollte gar nicht wissen, woher er ihren Pin-Code kannte. Und dass sie auch irgendwie gerührt war, weil er sich um ihre Sicherheit sorgte, verdrängte sie ebenfalls lieber schnell.
Seit sie erwachsen war, versuchte sie die Welt vor dem Bösen zu schützen, so dramatisch sich das auch anhörte. Aber wann hatte jemand sie zum letzten Mal beschützen wollen?
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5. KAPITEL
D ie arme Liz, dachte Patrick und hatte unfreiwillig ein bisschen Mitleid mit ihr. Entspannung war nicht so wirklich ihr Ding. Selbst als er sie am Samstagabend im Bademantel in ihrer Wohnung überrascht hatte, saß sie nicht einfach vor dem Fernseher und ließ sich berieseln. Auch nach einer harten Arbeitswoche schaffte die Frau es einfach nicht, das Gehirn wenigstens ein paar Stunden lang abzuschalten. Andere Frauen hätten sich vielleicht die Nägel gefeilt, Liz putzte ihre Waffe.
Es hatte sie bestimmt halb umgebracht, dass sie den Rest des Wochenendes abwarten musste, um herauszufinden, warum ihr Chef sie und ihren Lieblingskriminellen für Montagmorgen ins Büro bestellte.
Jetzt rutschte sie nervös auf ihrem Stuhl herum und schaute bestimmt schon zum fünften Mal
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