Money, Honey
Erst jetzt traute er sich, Liz anzuschauen. »Ich habe deine Alarmanlage aufgemöbelt«, meinte er. Etwas Besseres fiel ihm nicht ein. Am liebsten hätte er sich entschuldigt, aber er brachte die Worte einfach nicht über die Lippen. Es wäre nicht ehrlich gewesen, denn er begehrte Liz immer noch. Nicht einmal seine Reue konnte diese Gefühle auslöschen. »Jetzt solltest du zu Hause sicher sein.«
»Du willst heute Nacht nicht mitkommen?«
Müde fuhr er sich mit der Hand übers Gesicht. Was war nur los mit dieser Frau? Wollte sie unbedingt zur Zielscheibe werden? »Nein.«
Sie betrachtete ihn eindringlich. »Ich bin sowieso schon ein potenzielles Opfer«, erklärte sie, als könnte sie seine Gedanken lesen. »Das bin ich seit Jahren. Ich habe gelernt, damit zu leben.« Sie ging zu Patrick und legte ihm eine Hand auf den Arm.
»Ich komme nicht mit zu dir, Liz. War von Anfang an eine dämliche Idee.«
»Willst du mich nicht?«, fragte sie ernst.
Patrick hätte fast die Augen geschlossen und geseufzt, riss sich aber zusammen. »Nein, will ich nicht«, log er mit gespielt kaltem Blick.
Resigniert ließ sie die Hand sinken. »Verstehe.«
Das bezweifelte er doch sehr. Als Liz sich nun umdrehte und hinausging, hielt er sie nicht zurück.
»Dann bitte ich vielmals um Verzeihung«, sagte Liz am nächsten Morgen in den Hörer. »Mein Beileid.« Zitternd legte sie auf und schälte sich aus der Jacke ihres Hosenanzugs. Obwohl es noch nicht ganz Sommer war, brannte die Sonne vom Himmel, und es war fast zu schwül zum Atmen.
Seufzend schaute Liz aus dem Fenster ihres Büros, analysierte die besorgniserregenden neuen Entwicklungen der vergangenen Nacht und versuchte, die Puzzleteile zusammenzusetzen.
Ganz gleich, wie sie es drehte und wendete, die Sache gefiel ihr ganz und gar nicht.
Kaffee, dachte sie und rieb sich die Augen. Ein Kaffee würde sie jetzt wach machen und ihr die nötige Energie geben, um damit fortfahren zu können, jeden zu kontaktieren, mit dem Villanueva während der letzten sechs Jahre Kontakt gehabt hatte. Sie hoffte, dass vielleicht wenigstens einer von ihnen einen Hinweis geben konnte, der ihr seinen nächsten Schritt verraten würde.
Ein Kollege kam herein und sagte: »Hey Liz, wunderbarer Tag, oder?« Ihr Blick ließ sofort das Lächeln von seinen Lippen verschwinden. »Bernard sucht dich«, fügte er schnell hinzu. »Klingt ziemlich angepisst.«
Liz massierte sich die Schläfen und verabschiedete sich innerlich von der Tasse Kaffee. »Na super.«
Zwei Minuten später stand sie vor Gravson Bernard. »Sie wollten mich sprechen, Sir?«
»In der Tat.« Bernard starrte aus dem Fenster seines Büros auf die Main Street wie ein König auf sein Reich. »Wie ich höre überschneidet sich der Fall Villanueva mit der Geldfälschersache. Ich bitte um Ihren Bericht.«
Liz straffte die Schultern, verschränkte die Hände hinterm Rücken und fasste die Ereignisse des letzten Abends zusammen. »Ich erledige heute noch ein paar Anrufe und hoffe, dabei mehr über Villanuevas Motive zu erfahren.« »Und was ist mit dem Fälscher?« Bernard schaute noch immer aus dem Fenster und würdigte Liz keines Blickes.
»Bisher hat er immer streng darauf geachtet, nicht zweimal vom selben Telefon aus anzurufen, und ist nie persönlich aufgetaucht. Ich bin dennoch zuversichtlich, dass unser Plan aufgeht. Der Köder ist ausgelegt. Jetzt müssen wir nur noch geduldig abwarten, bis die Falle zuschnappt.« »Geduld ist lobenswert, insbesondere bei einer so jungen Agentin wie Ihnen«, erwiderte Bernard. »Allerdings vermute ich, dass nicht Geduld dahintersteckt, warum Sie weiterhin an diesem Fall dranbleiben.«
Liz runzelte die Stirn. »Sir?«
Jetzt sah Bernard sie zum ersten Mal an. Er holte einen Zeitungsausschnitt aus der Schublade des Schreibtischs und schob ihn Liz mit spitzem Finger zu, als wäre das Papier giftig.
Liz machte einen Schritt nach vorn. Entsetzt betrachtete sie den Artikel. Es gab ein Foto dazu, auf dem sie und Patrick bei ihrem ersten Besuch im Cargo zu sehen waren. Sie tanzten miteinander, wenn man es denn so nennen wollte. Schnell schloss sie die Augen, bekam das Bild dennoch nicht wieder aus dem Kopf. Patrick hatte die Hände auf ihren Hüften, sie die Arme um seinen Hals geschlungen, und man konnte klar in ihrem Gesicht lesen, dass sie hin und weg war.
Das machte ihr mehr Angst alles andere. In Patricks Armen war sie nicht mehr sie selbst. Sie wurde klein und verletzlich. An sich hatte sie das
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