Money, Honey
natürlich schon gewusst, schockierend war eher, wie deutlich man ihr das auch ansah. »Haben Sie dafür eine Erklärung, Agent Brynn?«
Ihr wurde heiß. »O’Connor zieht eben viel Aufmerksamkeit auf sich«, sagte sie schlicht. »Wir wussten, dass die Presse ihm möglicherweise auf den Fersen ist. Wir mussten echt wirken als Paar.«
Bernard musterte sie. »Sie sind undercover ganz hervorragend, Brynn.« Er tippte auf das Foto. »Aber nicht so gut. Der hat sie eingewickelt. Schon wieder. Jetzt manipuliert er sie für seine eigenen Ziele.« Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: »O’Connor geht es um Villanueva, der sich in Ihrem Zuständigkeitsbereich aufhält. Und damit auch in meinem.«
Liz biss die Zähne zusammen, dann holte sie tief Luft. »Mit Verlaub, Sir, aber ich halte das nicht für ganz richtig. Nach allem, was di Guzman und ich bisher in Erfahrung gebracht haben, hat Villanueva es auf O’Connor abgesehen. Die beiden machen nicht wieder gemeinsame Sache.« »Wollen Sie leugnen, dass Sie Gefühle für O’Connor entwickelt haben, die Sie bei den Ermittlungen behindern?« Mit klopfendem Herzen gestand Liz sich ein, dass sie die Frage weder ihrem Chef noch sich selbst wirklich beantworten konnte. So weit war sie einfach noch nicht.
»Er hat mir bisher keinen Grund gegeben, ihm nicht zu vertrauen«, beantwortete sie seine Frage schließlich. Sie hatte sich weiß Gott dagegen gewehrt, aber es stimmte. Sie vertraute Patrick. Er hatte seinen Schmerz gestern nicht gespielt, als er Angst um seine Schwester und seine Nichte hatte. Und derselbe Schmerz war auch kurz wie ein Schatten über sein Gesicht gehuscht, während er sagte, dass er sie nicht wollte.
»Aber das spielt jetzt auch nur noch eine untergeordnete Rolle, Sir«, ergänzte sie.
Bernard zog die Augenbrauen hoch. »Ach ja?«
»Ich habe heute Morgen versucht, Villanuevas Exfrau zu erreichen, weil ich wissen wollte, ob sie seit seiner Flucht noch Kontakt mit ihm hatte. Ich habe mit ihrem zweiten Ehemann gesprochen.«
»Und?«
»Sie ist tot. Vor drei Wochen hat man ihr und dem kleinen Sohn, den sie mit Villanueva hatte, im Schlaf die Kehle durchgeschnitten. Der Junge war sieben Jahre alt.« Liz bemühte sich, ihre Stimme nicht zittern zu lassen. »Aus Villanuevas Akte geht hervor, dass Messer seine Spezialität sind. Außerdem ist er nach unserem psychologischen Profil von ihm durchaus ein Mensch, der Jahre darauf warten kann, seinen Wunsch nach Rache endgültig zu befriedigen. Jedenfalls, wenn es nicht anders geht. Meiner Meinung nach ist das eine Vendetta. Villanueva schnappt sich systematisch jeden, der ihn seiner Meinung nach betrogen hat. Wenn er von Entschädigung und Schulden spricht, geht es ihm dabei nicht um Geld. Er will Blut.«
Nachdenklich runzelte Bernard die Stirn. »Verstehe.« »Sowohl ich als auch Agent di Guzman sind der Auffassung, dass O’Connor der Nächste auf Villanuevas Liste ist.« Bernard schaute wieder aus dem Fenster. »Sie bleiben weiter an dem Fall dran, Brynn«, entschied er dann. »Erst mal zumindest. Aber sehen Sie zu, dass sie den Fälscher erwischen und finden Sie raus, in welcher Verbindung der Mann zu Villanueva steht. Okay, Sie können gehen.«
Patrick blickte seufzend in den Rückspiegel. Verdammt. Okay, es war ja eigentlich klar gewesen, dass Liz ihn nach letzter Nacht überwachen lassen würde. Es gehörte zu ihrem Job, ihm nicht einfach blind zu vertrauen, dennoch versetzte es ihm einen Stich. Er hielt vor Grief Creeks mitleiderregendem Einkaufszentrum und parkte.
Zwanzig Minuten später kam er aus dem Gebäude heraus. Seine eigenen Klamotten befanden sich in einer Tüte, während er jetzt eine billige Jeans, ein geschmackloses Polohemd, eine dunkle Sonnenbrille und ein Basecap trug. Er stieg in das Taxi, das er sich per Handy gerufen hatte, und fuhr darin davon. Seine Bewacher warteten weiter brav vor dem Einkaufszentrum und beobachteten mit dem Fernglas seinen Wagen.
Traurig schüttelte der den Kopf. Entweder war die Polizei von Grief Creeks insgesamt unfähig, oder Liz hatte einfach die dümmsten Kollegen der ganzen Gegend für seine Observation abgestellt. Hoffentlich Letzteres.
"Grief Creek Community Bank", wies er den Fahrer an.
Dreißig Minuten später saß Patrick wieder der im Taxi, das ihn zurück in den Grief Creeks Tempel des schlechten Geschmacks brachte. In der Tüte befand sich neben seinen Klamotten auch noch der Inhalt eines Bankschließfachs. Seit seinem ersten Coup deponierte er
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