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Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition)

Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition)

Titel: Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Jäckel
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war umsonst. Für alles musste ich bezahlen. Und ich gewöhnte mich daran zu zahlen – aus Dankbarkeit, aus Schuldigkeit.
    Nein, die Liebe eines Vaters war es nicht. Ich begriff es schon früh. Aber es war die einzige Liebe, die ich bekommen konnte.
    Hätte meine Mutter mich geliebt, hätte sie sich nur einmal für mich stark gemacht – ich weiß, alles wäre anders gekommen.
    Dabei fing doch alles so vielversprechend an zwischen meinen Eltern! Sie heirateten wirklich aus Liebe. Kein Baby war im Anmarsch, es gab keinerlei Zwang. Alles lief ganz in Ehren ab.
    Mein Vater vergötterte meine Mutter. Es machte ihm nichts aus, dass sie einen zweijährigen Sohn in die Ehe mit eingebracht hatte. Im Gegenteil, er achtete meine Mutter dafür, dass sie allen Schwierigkeiten getrotzt und standgehalten hatte, dass sie den Kleinen weder abgetrieben noch zur Adoption freigegeben hatte. Mein Vater sah darin einen Beweis, wie stark seine Frau war und wie kinderlieb. Und um ihr zu beweisen, dass er ihre Entscheidung, zu dem Kind zu stehen, mittragen wollte, nahm er Stefan als vollwertiges Mitglied in die Familie auf, ermöglichte es sogar, dass der Junge seinen eigenen Familiennamen annehmen konnte. Die uneheliche Geburt meines Bruders und die Schande meiner Mutter waren damit ein für alle Mal getilgt.
    Kein Wunder, dass meine Großeltern meinem Vater innerlich einen Altar errichteten und vor Dankbarkeit zerflossen, weil ihre Tochter Lena, das schwarze Schaf der Familie, durch die Ehe quasi mitsamt Schäfchen ein Tauchbad nahm und blütenweiß gewaschen wurde.
    Auch meine Mutter brachte meinem Vater dafür Liebe oder Dankbarkeit entgegen. Wagte sie wohl jemals, ihrem wunderbaren Mann ein Nein entgegenzusetzen, anderer Meinung zu sein als er? Musste sie nicht ständig in Angst leben, ihn zu verlieren, weil sie ja gar nicht wert war, einen Mann wie ihn bekommen zu haben?
    Meinem Vater hingegen fiel die dankbare Ergebenheit, die sklavische Liebe seiner Frau wahrscheinlich gar nicht auf. Er war es ja von seinen Schwestern, seiner Mutter her gewöhnt, dass man ihn verherrlichte und ihm jeden Wunsch von den Augen ablas. Ich glaube, er dachte nicht eine Minute darüber nach, ob meine Mutter nicht vielleicht zu fügsam und erstaunlich oft mit ihm einer Meinung war. Für ihn war dies nur selbstverständlich. Er kannte und wollte es nicht anders.
    Als meine Mutter ein halbes Jahr nach der Hochzeit mit mir schwanger wurde, trug mein Vater sie vor Stolz und Liebe geradezu auf den Händen. Alles schien ihnen zu gelingen, selbst die Familienplanung. Ein zweites Kind, darin waren sich meine Eltern immer einig gewesen, würde ihre kleine Familie erst komplett machen.
    Und so strotzten meine Eltern vor ehelichem Glück, während ich mich in meinen Zellen teilte, meiner Mutter allmorgendlich Übelkeit bescherte und in der dunklen Höhle ihres Bauches zum ersten und zum letzten Mal in meinem Leben Sicherheit genoss ...
    Schon vor meiner Geburt war klar, dass ich eine Art Besitzgegenstand war. Meine Mutter produzierte mich in ihrem Bauch, um mich ihrem Mann zu schenken.
    Ich weiß, das ist eine Redensart. Sie besagt normalerweise, dass die Mutter den Vater in die Einheit mit einbezieht, die sie vor der Geburt mit ihrem Kind gebildet hat. Wie jeder, der ein wertvolles Geschenk annimmt, wird der Vater verantwortlich dafür und verpflichtet sich, dafür zu sorgen, dass es unversehrt bleibt.
    Für meine Eltern aber war ich ein Geschenk in noch engerem Sinn. Mein Vater wünschte sich zu dem Kind, das seine Frau in die Ehe eingebracht hatte, ein eigenes, eines aus seinem Fleisch und Blut.
    »Eins für dich, eins für mich«, hatte er gesagt und dabei gelacht. Aber es war kein Scherz.
    Wie ernst es beiden mit dem Gedanken des Geschenks war, beweist unter anderem mein Name. Ich heiße Monika. Da meine Eltern streng katholisch sind und aktive Gemeindemitglieder ihrer Kirche, kam für sie nur ein Heiligenname in Betracht. Der Name Monika indes wurde nicht etwa ausgewählt, weil er angenehm klingt oder weil mit meiner Namenspatronin eine herausragende Geschichte verbunden wäre. Nein, ich heiße Monika, weil dies der einzige Name einer weiblichen Heiligen ist, der im offiziellen katholischen Namensverzeichnis des Kirchenjahres in unmittelbarer Nähe des Geburtstages meines Vaters am fünften Mai aufgeführt ist.
    Hätte es einen Mädchennamen für den fünften Mai gegeben, hätten mich meine Eltern selbstverständlich liebend gern auf diesen Namen getauft.
    Aber

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