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Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition)

Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition)

Titel: Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Jäckel
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spät es war, als ich aufwachte und mein Vater an meinem Bett stand. Ich musste eingeschlafen sein. Wann war er hereingekommen? Ich hatte ihn nicht gehört. Mein Kopfkissen war nass. Ich musste geweint haben.
    »Papa!«, wollte ich rufen und mich freuen, dass er gekommen war, um mir endlich zu verzeihen.
    Doch etwas war seltsam an ihm. Er stand so still an meinem Bett, so hatte er noch nie dagestanden. Und er sah mich mit einem Gesichtsausdruck an, dass ich den Blick nicht abwenden konnte. Dieses starre, kalte Gesicht war Papas Gesicht und war es doch nicht. Es machte mir Angst; aber ich wusste nicht, warum. Von tief innen heraus begann ich zu zittern.
    »Moni!«, sagte mein Vater mit einer fremden, ganz heiseren Stimme und streichelte über mein Haar. »Moni, hast du den Papa lieb?«
    »Ja!«, flüsterte ich und drückte mich an die Wand.
    »Moni«, sagte mein Vater und kniete sich vor mir auf mein Bett, »egal, was jetzt passiert, du darfst es nicht der Mami sagen. Versprichst du mir das?«
    »Ja!«, flüsterte ich und hatte Angst, furchtbare, entsetzliche, unaussprechliche Angst. Papa war so anders, so ... Nie hatte er gefragt, ob ich ihn lieb habe. Nie hatte er gesagt, ich dürfe Mama etwas nicht verraten.
    »Moni«, sagte mein Vater und schob mein Nachthemdchen hoch, »du darfst nicht schreien. Ich tu dir auch nicht doll weh. Es ist schön, Moni! So schön!«
    Es war nicht schön. Seine Finger waren überall. Sie taten mir weh. Ich wagte nicht zu schreien. Leise weinte ich vor mich hin.
    »Moni«, sagte mein Vater und drückte meine Hand an seine Hose, »schrei nicht! Wenn du schreist, läuft die Mami uns weg. Dann musst du zur Oma. Hörst du?«
    »Ja!«, flüsterte ich und spürte, wie etwas Warmes, Hartes aus Papas Hose kam.
    »Moni«, sagte mein Vater und drückte das Warme, Harte in meinen Mund, »du kennst es doch! Zeig Papa, was du bei Opa gemacht hast! Es ist auch gleich vorbei.«
    Ich kannte es, ja, ich kannte es nur zu gut. Ich hörte das Stöhnen und wusste, was er von mir erwartete. Es war ekelhaft! Es tat weh.
    Nein, es war nichts Neues für mich! Und doch war es schlimmer als alles, was ich kannte. Ich wusste, ich durfte nicht schreien. Nie mehr durfte ich schreien. Kein Papa würde kommen und mich schützen und mich wegtragen und machen, dass das Schreckliche vorbei war.
    Es war mein Papa selbst, der das Ekelhafte mit mir tat. Und wenn er es mit mir tat, musste es ja richtig sein. Dann war es böse von mir, wenn es mir nicht gefiel. Mein Papa tat nichts Falsches. Ich war doch sein Engelchen. Er hatte mich doch lieb!
    »Moni!«, keuchte mein Vater. »Monilein!«
    Ich würgte, weil dieses Weiße mich ekelte. Es beklebte mein Gesicht, meinen Bauch, mein Nachthemd, mein Bett.
    »Moni«, sagte mein Vater und machte seine Hose zu, »jetzt haben wir ein Geheimnis. Mein kleines Mädchen und ich. Nur wir beide, verstanden?«
    »Ja!«, flüsterte ich, denn man musste ihm antworten. Wenn man nicht antwortete, war man böse. Und böse Kinder mussten zum Esel zurück oder ins Heim.
    »Moni«, sagte mein Vater und wischte mich mit seinem Taschentuch ab. Es war hart und kratzte, weil er es schon benutzt hatte, aber es war mir egal. »Papa hat dich ganz doll lieb. Aber wenn du Mami verrätst, wie lieb Papa dich hat, hat Papa seine Moni gar nicht mehr lieb. Hast du gehört?«
    »Ja!«, flüsterte ich und erbrach mich in mein Bett.
    Mein Vater sprang rasch aus dem Weg. »Macht nichts«, sagte er. »Du wirst es schon noch mögen, Engelchen. Alle kleinen Mädchen mögen es. Du wirst schon sehen.«
    Meine Mutter fand mich morgens an der einzigen sauberen Stelle in meinem zerwühlten, verschmierten Bett: am Fußende. »Ja, kannst du denn nicht aufstehen, wenn dir schlecht wird?«, rief sie. »Die verdammten Ostereier! Hab ich’s nicht gleich gesagt, dass sie dir wieder zu den Ohren herauskommen werden?«
    »Nun lass sie schon!«, sagte mein Vater. »Sie ist doch noch klein. Besorg ihr lieber frisches Bettzeug. Komm, Engelchen, ich dusche dich ab! Dann bist du gleich wieder schön.«
    Gehorsam nahm ich seine Hand. Doch ich konnte kaum gehen. Zwischen meinen Beinen brannte es und schmerzte bei jedem Schritt. Ich schwankte.
    »Was ist denn mit ihr?«, fragte meine Mutter.
    Sie erhielt keine Antwort.
    Wer wie ich therapieerfahren ist, weiß, wie viel unser Gedächtnis gespeichert hat und wie weit unsere Erinnerungen zurückreichen können.
    Seit sieben Jahren tauche ich jede Woche mindestens einmal, zeitweilig sogar

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