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Monika B - Ich bin nicht mehr eure Tochter

Monika B - Ich bin nicht mehr eure Tochter

Titel: Monika B - Ich bin nicht mehr eure Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Jaeckel
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Scheiß? Erst willst du, dass ich dir alles erkläre, und dann kneifst du. Mach gefälligst die Beine breit! Wird’s bald!«
    Von einer Sekunde zur anderen begann ich zu zittern, dass mir die Zähne aufeinander schlugen. Ich wollte nicht, dass mein Vater mir noch einmal etwas zeigte, das so wehtat. Aber er sollte auch nicht böse auf mich sein. Er sollte mich lieb haben.
    »Willst du’s nun, oder willst du’s nicht?« Er wälzte sich herunter von mir. Sein Mund war ganz schmal vor Wut.
    Ich nickte, stumm vor Angst.
    »Dann sag’s!«, zischte mein Vater zwischen den Zähnen hervor.
    »Ich bin wieder lieb, Papa!«, flüsterte ich. »Ich bin wieder ganz lieb.«
    Er nickte mürrisch. Dann blickte er an sich hinunter. »Da guck, was du angerichtet hast!«, knurrte er und führte meine Hand an das traurig herunterhängende Schrumpelding zwischen seinen Beinen. »Der Kleine braucht jetzt aber ein paar Extrastreicheleinheiten. Du weißt schon. Lass mal sehen, wie lieb du den Papi hast.«
    Ich hatte meinen Vater über alle Maßen lieb, viel lieber als mich selbst. Und ich zeigte es ihm.
    Als er zum zweiten Mal in mich eindrang, hielt ich still. Der Schmerz riss mich auf. Er war zu betäubend, als dass ich hätte schreien können.
    Wie mein Vater sich auf mir bewegte; wie plötzlich ein schreckliches Grinsen sein Gesicht zerriss; wie dann dieses widerliche, klebrige weiße Zeug auf meinen Bauch floss – das alles sah ich wie eine unbeteiligte Beobachterin mit an.
    Von anderen habe ich später gehört, dass sich jeder Mensch in Zeiten schlimmster körperlicher Qual in sein tiefstes Inneres zurückziehen kann, dass die Seele sich dann förmlich auf kleinstem Raum verschanzen kann. Obwohl das Herz weiter Blut durch den ganzen Körper pumpt, erfährt man Teile seiner selbst, als gehörten sie nicht mehr dazu.
    Ich kam zu mir, als mein Vater mir die Wange tätschelte. »Na«, fragte er, »war’s schlimm?«
    Mühsam schüttelte ich den Kopf.
    »Wenigstens weißt du jetzt, wie die Großen Liebe machen«, sagte er. »Kannst dich doch auf deinen Papi verlassen!«
    Müde sah ich zu, wie mein Vater sich anzog. Unterwäsche, Socken, Hemd und Hose, alles lag säuberlich gefaltet vor seinem Bett. Ich versuchte mir klarzumachen, was geschehen war. Aber ich konnte keinen Gedanken fassen. In meinem Kopf spulten nur Bilder ab, die so schnell wieder gingen, wie sie gekommen waren. Das Einzige, was blieb, war der Schmerz in meinem Bauch.
    »Wenn die Mami morgen fragt, was das hier ist«, sagte mein Vater und zeigte auf ein paar blassrote Blutflecke im Bettlaken, »fang ja nicht an, dummes Zeug zu erzählen! Wenn einer ein Geheimnis bricht, passiert etwas!«
    Was passieren würde, verriet er nie. Ich wusste auch so: Es würde etwas unvorstellbar Schlimmes sein.
    Ich hatte es gelernt, im Schlaf zu vergessen. Der Schlaf war für mich zu einem magischen Vorhang geworden, den ich ganz nach Belieben zu- und aufziehen konnte und hinter dem ich alles, was ich vergessen wollte, verschwinden lassen konnte. Aber in dieser Nacht der ersten Penetrierung durch meinen Vater klappte das Vergessen nicht so perfekt wie sonst. Es gab etwas, das die Erinnerung wach hielt.
    Als ich morgens aufwachte, stellte ich verwundert fest, dass ich im Schlafzimmer meiner Eltern lag – allein. Dabei war ich doch in meinem eigenen Bett eingeschlafen, neben Georg.
    Mir dämmerte, dass mein Vater mich geholt hatte. Aber warum? Und warum war ich nackt? Ich schlief doch niemals nackt! Als einzige in der Familie trug ich regelmäßig ein Nachthemd, lieber noch einen Schlafanzug. Tante Inge hatte mir einige geschenkt, als ihre Söhne herausgewachsen waren. Jetzt lag mein Nachthemd zerknüllt am Fußende in Papas Bett. Er hatte es mir ausgezogen. Warum?
    Erst jetzt merkte ich, dass mein Bauch wehtat. Ich wusste nicht, wo. Irgendwo tief drinnen, nur das war klar. Magenschmerzen, dachte ich zuerst.
    Als ich mich aufrichten wollte, fiel ich mit einem Schrei zurück. Was war das? Der stechende Schmerz war aus meinem Unterleib gekommen und wie eine Flamme in meinen Kopf geschossen.
    Mehr kriechend als laufend, beide Hände vor den Bauch gepresst, schlich ich ins Bad. Es war mir egal, ob jemand meine Nacktheit sah, ob meine Brüder blöde Witze reißen würden. Mit einem Stöhnen, das tief aus mir heraufquoll, kauerte ich mich auf der Toilette nieder. Tränen rannen mir die Wangen herab. Ich biss in meinen Arm, um nicht schreien zu müssen vor Schmerz, als ich Wasser ließ. Auf dem

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