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Monika B - Ich bin nicht mehr eure Tochter

Monika B - Ich bin nicht mehr eure Tochter

Titel: Monika B - Ich bin nicht mehr eure Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Jaeckel
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schlimm genug. Da sie selbst nie erfahren hatte, wie wahre Liebe zwischen Vater und Tochter ist, verwandelte die Zuneigung meines Vaters mich schon als Baby in eine verhasste Konkurrentin. Vielleicht hätte meine Mutter mich geliebt, wenn ich mich von meinem Vater abgewandt, ihn abgelehnt hätte, ihm aus dem Weg gegangen wäre. Vielleicht hatte sie dies sogar von mir erwartet. Stattdessen musste sie mit ansehen und scheinbar hilflos ertragen, wie ich meinen Vater vergötterte. Wenn er mir Geschenke mitbrachte, nicht ihr, wenn er mich auf Baustellen mitnahm, nicht sie, mit mir in die Kneipe ging statt mit ihr – so war dies in den Augen meiner Mutter allein meine Schuld. Dass ich mir von meinem Vater nur Wärme, Zuneigung und ein wenig Zärtlichkeit erhoffte, nicht die Liebe eines Mannes zu einer Frau, begriff sie nicht. In ihrer von Eifersucht geprägten Wahrnehmung machte ich ihm schöne Augen und versuchte, ihn ihr auszuspannen.
    »Wenn du einen Freund haben willst«, schrie sie mich oft an, »dann such dir gefälligst einen. Das hier ist mein Mann, der geht dich nichts an! Lass gefälligst die Finger von ihm!«
    Und ich wagte nicht, ihr zu sagen, dass er es war, der die Finger nicht von mir ließ. Sie hätte mir ja doch nicht geglaubt. Die Lügen meines Vaters waren ihre Wahrheit.
    Nach dem Schwangerschaftsabbruch war ich für meine Mutter mehr denn je der Feind Nummer eins. Zwar wollte sie gern den Beteuerungen meines Vaters glauben, er habe nur harmlose Spielchen mit mir gemacht und nie – Ehrenwort! – mit mir geschlafen, aber ihr Misstrauen war geweckt und blieb auch nach der Versöhnungsszene mit meinem Vater wach. Wie, wenn ich mich so weit vergessen hätte, meinen Vater zu verführen? Wie, wenn er mir trotz bester Absichten nicht mehr widerstehen konnte? Die Eifersucht wurde stärker und stärker.
    »Ich weiß doch, dass sie dich anmacht!«, schrie sie meinen Vater des Nachts im Bett schluchzend an. »Dieses Flittchen! Macht sich an den eigenen Vater ran! Ich sollte sie rausschmeißen! Umbringen sollte ich sie! Dieses Luder!«
    Ich wäre ihr nicht einmal böse gewesen, hätte sie mich umgebracht. Doch meine Mutter fand eine andere Lösung. Sie bestand darauf, dass sie und mein Vater von nun an nur noch sexuelle Beziehungen zu Paaren aufnähmen, dass sie nicht mehr allein mit fremden Männern Sex hätte.
    »Ich hab’s immer nur für dich gemacht«, sagte sie. »Damit ein bisschen was in die Kasse kommt und weil du gesagt hast, es macht dich heiß, wenn ich es mit anderen treibe. Aber wenn das Resultat ist, dass ich dir dann plötzlich nicht mehr genüge und du eine andere brauchst, die jünger ist als ich und schöner, hört das auf. Wenn ich dich schon mit anderen teilen muss, will ich wenigstens dabei sein und meinen Spaß daran haben.«
    Mein Vater war außer sich. »Unerhört! Frechheit! Kein Vertrauen zu mir!« Zwei, drei Wochen lang schmollte er und schlief nicht mit meiner Mutter. Aber in Wirklichkeit lachte er sich über ihre »Klimmzüge am leeren Brotkorb« kaputt.
    In dieser Zeit machte meine Mutter Stefan zu ihrem Feind Nummer zwei. Wenn mein Vater mich nicht geschwängert hatte, wer dann? Dass ich nicht mit Jungen umherzog, musste selbst meine Mutter zugeben. Aber vom Himmel fiel eine Schwangerschaft nicht. Einer musste es schließlich mit mir getrieben haben. Der Gedanke lag nahe: Stefan! Beschwerte sich nicht sogar Tante Inge darüber, dass er sich in Gegenwart seiner jüngeren Geschwister selbst befriedigte? Wie, wenn er sich vergessen hätte? Wenn er schwach geworden wäre und es mit mir versucht hätte?
    Wie des Teufels leibhaftige Großmutter fiel meine Mutter über Stefan her. »Du warst es, ich weiß es, gib’s wenigstens zu! Erst Scheiße bauen und dann abhauen! Wie dein Vater! Verdammter Drückeberger! Was hast du dir überhaupt dabei gedacht? Wenn der Mist aufgeflogen wäre, wie hätten wir dann dagestanden? Verschwinden hätten wir müssen, alles stehen und liegen lassen. Wegen dir! Ist das dein Dank dafür, dass du hier ein Zuhause bekommen hast und unseren Namen?«
    Was nützte es schon, dass Stefan seine Unschuld beteuerte? Meine Mutter hatte ihr Opfer gefunden. Sie wollte, dass er es getan hatte. Wenn er es war, konnte mein Vater es nicht gewesen sein.
    »Die Monika weiß, dass ich es nicht war!«, schrie Stefan. »Los, Monika, sag’s ihr! Sag ihr, dass ich es nie mit dir gemacht hab, dass nichts zwischen uns war!«
    Meine Mutter ließ gar nicht erst zu, dass ich mich dazu

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