Monk - 03
John Yamadas Witwe und Diane Trubys Stalker reden.«
Monk nickte. »Sie sind alle verdächtig.«
»Und Sie wollen selbst durch die Stadt gehen und all diesen Schuhhändlern Fotos der drei Opfer zeigen«, fuhr ich fort.
»Einer von ihnen könnte der Würger sein.«
Ich deutete auf die Detectives gleich nebenan. »Und was werden die machen, während Sie in allen Fällen ermitteln?«
»Das Büro sauber machen, die Schreibtische aufräumen und die Büroklammern sortieren. Sie werden verhindern, dass das San Francisco Police Department in die Anarchie abgleitet.«
»Und was ist mit den Morden, die sich heute ereignen werden?«, fragte ich. »Wollen Sie die auch übernehmen?«
»Natürlich«, erwiderte Monk.
»Während Sie nach dem Würger und den Mördern von Doucet, Yamada und Truby suchen?«
»Wie sollte ich die Fälle sonst lösen?«
»Wer hat denn eigentlich gesagt, dass Sie persönlich jeden Mord aufklären müssen, der sich in San Francisco ereignet?«
»Dafür bin ich doch hier, oder etwa nicht?«
»Mr Monk, Sie können das nicht alles allein erledigen. Dafür hat der Tag nicht genug Stunden.«
»Dann muss ich die Fälle eben schneller lösen.«
»Wissen Sie noch, wie Sie sich gestern gefühlt haben? Das wird nur noch schlimmer werden«, sagte ich zu ihm. »Sie werden sich verausgaben, und dann werden Sie keinen dieser Fälle lösen.«
»Aber ich wüsste nicht, wie ich es anders machen sollte.«
»Dann sollten Sie sich was einfallen lassen.«
Nachdenklich ging er im Büro auf und ab, schließlich blieb er stehen und sagte: »Wir brauchen einen Berater.«
In den Polizeiserien im Fernsehen treffen sich Leute immer heimlich in leer stehenden Lagerhäusern, verlassenen Parkhäusern oder in längst geschlossenen Vergnügungsparks.
Leere Lagerhäuser gibt es meines Wissens in San Francisco nicht viele, die meisten Parkhäuser sind ständig belegt, und es wimmelt dort von Menschen. Und selbst wenn es nicht so wäre, kam das ohnehin nicht infrage, weil Monks Frau in einem Parkhaus umgekommen war. Da Grundstücke in der Stadt sehr gefragt und entsprechend teuer sind, gibt es auch keine geschlossenen Vergnügungsparks. Am nächsten kamen den Anforderungen noch die Sutro Baths .
Und genau da fanden wir uns wieder, auf einem stürmischen Kiesparkplatz oberhalb der Sümpfe und des von der Brandung umspülten Fundaments, das sechshundert Tonnen an Stahlträgern und gut zehntausend Quadratmeter regenbogenfarbenes Bleiglas trug, die sich über sechs Salzwasserbecken, ein Frischwasserbecken, ein Museum und mehrere Kunstgalerien erstreckten.
Stottlemeyer saß auf der Kühlerhaube seines Wagens und wartete bereits auf uns. Er rauchte eine Zigarre, während er einem älteren Parkwächter zusah, der ein paar übergewichtigen Touristen mittleren Alters ein altes Sammelalbum mit Fotos der Sutro Baths zeigte. Die waren 1896 errichtet worden – so wie auch das angrenzende, vier Stockwerke hohe, hölzerne Cliff House , das einem französischen Château nachempfunden war – und erstreckten sich in einer Weise über die tosende See, dass man meinen konnte, so etwas sei nach den Gesetzen der Physik gar nicht möglich.
Das Cliff House wurde nur ein Jahrzehnt später ein Raub der Flammen, und als man es wieder aufbaute, fiel es bei Weitem nicht mehr so groß und ehrgeizig aus. In den folgenden Jahrzehnten sollte es dann noch mehrere Male umgebaut und verändert werden. Die Bäderanlage selbst überlebte bis 1967, allerdings hatte man sie da bereits in eine mittlerweile vergessene Rollschuhbahn umgewandelt, die allmählich verfiel und der die Zeit und die Witterung unerbittlich zusetzten. Schließlich brannte auch diese Anlage ab, als Vorbereitungen für den Bau einer Erholungseinrichtung getroffen worden waren, die dann jedoch auf Eis gelegt wurden.
Keine berauschende Geschichte, nicht wahr?
Der Parkdienst behandelt den Ort allerdings mit solcher Ehrfurcht, als ginge es bei den Fundamenten und den vereinzelt aus dem Grund ragenden Betonresten um Ruinen eines Mayatempels, obwohl das Ganze historisch so unbedeutend ist wie die sterblichen Überreste eines Howard Johnson.
Es war kühl, der Himmel war wolkenverhangen und die Luft extrem feucht. Die Seehunde bellten auf den schroffen Felsen vor der Küste, und über uns kreischten Möwen.
»Warum treffen wir uns hier, Captain?«, fragte Monk an Stottlemeyer gerichtet.
»Das müssen Sie mir schon verraten, Monk«, erwiderte der. »Sie selbst haben doch um dieses
Weitere Kostenlose Bücher