Monk - 03
nach.
»Er will es nicht von mir hören. Jedenfalls jetzt nicht mehr.«
»Erst, wenn das hier vorüber ist«, sagte ich. Monk schüttelte den Kopf. »Das hängt davon ab, wie es ausgeht.«
11. Mr Monk und das Meisterwerk
In der Greenwald Gallery waren Gemälde und Skulpturen ausgestellt, die für astronomische Summen verkauft wurden. Ansonsten hätte sich die Galerie nicht am Union Square niederlassen können. Sie wäre nicht nur nach Terminvereinbarung geöffnet gewesen, und es hätten auch nicht Wachleute vor dem Geschäft und im Innern diese Schätze hüten müssen.
Uns begrüßte eine große, schlanke Engländerin, deren Anzug so kantig geschnitten war, dass man meinen konnte, an Schultern und Hüften müsse der Stoff so scharf wie eine Rasierklinge sein. Sogar ihre Gesichtszüge waren so extrem kantig, dass man fürchten musste, sich an ihren Wangenknochen, an ihrem spitzen Kinn oder an ihrer chirurgisch verschmälerten Nase zu schneiden.
»Ich bin Prudence Greenwald, Eigentümerin der Galerie«, erklärte sie und hielt dabei die Nase so sehr in die Höhe gereckt, als wolle sie vermeiden, einen besonders üblen Geruch einzuatmen. Ihr britischer Akzent war mindestens so aufgesetzt wie die Spitze ihrer makellosen Nase. »Darf ich die Detectives bitten? Mr Collins erwartet Sie. Er befindet sich im hinteren Bereich. Folgen Sie mir, und berühren Sie bitte keines der Kunstwerke.«
Ich machte mir nicht die Mühe, ihr zu erklären, dass ich gar kein Detective und Monk sogar Captain war. Mir gefiel es, wenn sie mich irrtümlich für eine Autoritätsperson hielt.
»Haben Sie eines der Gemälde, auf denen Hunde Poker spielen?«, fragte ich. »Wir finden die wunderbar.«
»Derzeit nicht«, gab sie zurück.
»Und ein Porträt von Elvis?«
Sie warf mir einen höhnischen Blick zu. »Bedaure, leider nicht.«
»Dann werden wir uns wohl heute einfach nur umsehen«, meinte ich.
Wir stießen auf Max Collins, der ein Wirrwarr aus Eisenstücken betrachtete, das wie ein riesiger Haarballen wirkte, den eine noch riesigere Katze ausgewürgt hatte. Die Skulptur stand auf einem weißen Podest und wurde von einer Halogenlampe beschienen.
Collins trug einen maßgeschneiderten Anzug und wirkte, als würde er für sich selbst Model spielen. Allerdings konnte ich nirgends einen Spiegel entdecken, weshalb ich vermutete, dass er sich einfach nur vorstellte, wie toll er aussah. Er war Mitte dreißig, seine Zähne strahlten weiß und seine Haut war so gebräunt, dass George Hamilton ihm vermutlich Fanbriefe schickte.
»Danke, dass wir uns hier treffen konnten, Captain«, sagte Collins und schüttelte Monks Hand, der mir sofort ein Zeichen gab, ich solle ihm ein Tuch reichen. »Ich hätte diesen Termin auf keinen Fall platzen lassen können. Diese Stücke sind eben von einem Privatsammler hereingekommen, der einige Objekte verkauft, um das Geld für eine andere Anschaffung zu verwenden. Sein Verlust ist mein Profit.«
»Wie ich hörte, haben Sie in letzter Zeit selbst ein paar Verluste hinnehmen müssen«, sagte Monk, der sich die Hände abwischte. »Dank der Investitionsempfehlungen von Allegra Doucet.«
»Sagen wir, ich investiere momentan lieber in Kunst.«
»Dann befolgen Sie keine astrologischen Ratschläge mehr?«, fragte ich, nahm das Tuch entgegen und verpackte es in einen Ziploc-Beutel, den ich dann in meine Handtasche steckte.
»Ich lese nach wie vor das Horoskop im Chronicle. Ich lasse mich bei meinen Investitionsvorhaben nur nicht mehr von den Sternen leiten.«
»Und diese exquisite Skulptur wäre eine besonders gute Investition«, mischte Prudence sich ein. »Es ist eine von Lofficiers besten Arbeiten. Ihr Titel lautet Existenz .«
Angewidert schaute Monk weg.
»Gefällt es Ihnen nicht?«, fragte Collins.
»Es hat keine Form«, sagte Monk. »Es ist nicht einmal symmetrisch. Es ist wacklig und unregelmäßig.«
»Das ist ja das Schöne daran«, erwiderte Prudence. »Es stellt den Kreis des Lebens dar, und in seinem Inneren den ewigen Kampf zwischen dem Spirituellen und dem Körperlichen, zwischen Politik und Kunst.«
»Aber da ist kein Kreis«, wandte Monk ein. »Das ist ein einziger Mischmasch.«
»Was Sie sehen, ist die Komplexität des Kunstwerks«, erklärte sie.
»Was ich sehe, ist der Misch«, sagte er. »Und der Masch.«
»Ich nehme an, Sie sind kein Fan der abstrakten Kunst«, meinte Collins zu ihm.
»Ich mag Dinge, die ordentlich und sauber sind«, antwortete Monk. »Wie haben Sie und
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