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Monkeewrench - 02 - Der Köder

Monkeewrench - 02 - Der Köder

Titel: Monkeewrench - 02 - Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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Hotel.»
    Marty lächelte. «Du bist also wieder Mutter.»
    «Wenn du ein Kind hast, selbst wenn es Schmock ist, bist du immer Mutter, egal was geschieht. Das ist keine freiwillige Angelegenheit.»
    Marty stellte sich Lily und Jack eingeschlossen in einem Hotelzimmer vor, ein Polizist vor der Tür. Das Bild gefiel ihm.
    «Schlecht am Hotel ist nur, dass es dir gut getan hat, hier bei uns zu sein, Martin. Möchtest du erfahren, wieso ich das weiß?»
    «Nein.»
    «Ich weiß das, weil du inzwischen wieder wie ein normaler Mensch trinkst. Vielleicht ein kleines Gläschen am Abend, und das war's.»
    «Ich kann nicht trinken und denken.»
    «Und was denkst du?»
    «Ich will herausbekommen, wer Morey erschossen hat.» Er drehte sich zu ihr und sah sie herausfordernd an. «Du etwa nicht?»
    Sie presste die Lippen so fest zusammen, dass sie kaum mehr zu erkennen waren.
    «Weißt du, es ist schon komisch, Lily. Meistens, wenn jemand ermordet wird, liegt die Familie der Polizei ständig in den Ohren, ruft ewig an, taucht auf dem Revier auf, erkundigt sich, wie die Ermittlungen laufen, ob es schon einen Verdächtigen gibt…»
    «Wie du und Morey es getan habt, als Hannah umgebracht worden ist», sagte sie mit einem eigenartig kalten Unterton.
    Marty schloss sekundenlang die Augen. «Du bist nie mit uns gekommen. Du hast nie gefragt. Es war, als ob Morey und ich ganz allein damit zu tun hätten. Und jetzt machst du dasselbe. Morey ist seit drei Tagen tot, und nicht ein einziges Mal hast du das geringste Interesse daran bekundet, wer ihn wohl getötet haben mag. Ich verstehe das einfach nicht.»
    Lily füllte sich die Lungen mit der feuchtschwülen Luft und sah auf den Flieder, nicht auf ihn. «Lass mich dir etwas sagen, Martin. Ob es Krebs war oder der Krieg oder ein Mann mit einem Messer oder einer Schusswaffe, für mich gilt, tot ist tot. Tot ist das Ende. Es ist jetzt sieben Monate her, seit der Mann, der Hannah ermordet hat, getötet wurde. Jetzt sag mir doch, ob dein Leben so viel besser ist, seit er unter der Erde liegt. Für mich ist nämlich nichts besser geworden. Diese Person war ein Nichts. Begrab noch zehntausend mehr, die so sind wie er, und trotzdem» – sie tippte sich auf die Brust – «bleibt es hier drinnen leer.»
    Marty stützte die Ellbogen auf die Knie und ließ den Kopf in die Hände sinken. «Ich bin jedenfalls froh, dass er tot ist», flüsterte er.
    Lily schüttelte den Kopf. «Ihr Männer. Ihr wollt immer wissen, wer diese oder jene schreckliche Tat begangen hat, damit ihr den Täter finden und dafür bezahlen lassen könnt. So ist es für Männer schon immer gewesen, Auge um Auge, als würde das irgendetwas ändern.»
    Jack war auf dem besten Weg, sich einen gehörigen Schwips anzutrinken, als Marty und Lily zum Haus hinauf kamen. Das Wetter und das Gewicht ihres Gesprächs lasteten auf ihnen und verlangsamten ihre Schritte.
    Er saß am Küchentisch, eine Flasche Glenlivet in der einen, ein Glas in der anderen Hand, und versorgte Officer Becker mit unerwünschten juristischen Ratschlägen. Der junge Polizist hatte seitlich Aufstellung genommen, sodass er seinen Schutzbefohlenen, die Fenster und die Tür im Auge hatte. Marty nahm an, dass er ihn und Lily schon bemerkt hatte, bevor sie in die Nähe des Hause gekommen waren.
    «Marty, alter Freund, bin ich froh, dass du hier bist. Tony ist ein mordsmäßig netter Typ, aber ein bisschen steif, wenn du weißt, was ich meine. Und er macht mich nervös, hopst rum und späht ständig aus dem Fenster.»
    «Das ist sein Job, Jack. Dir dein armseliges Leben zu retten.»
    Jack kicherte. «Dafür ist es ein bisschen zu spät.»
    «Wir ziehen alle in ein Hotel. Gleich nach dem Abendessen.»
    Jack hob das Glas. «Was immer du sagst, Marty. Aber bis dahin nimm dir ein Glas, und ich sorge dafür, dass du die Welt in einem rosigeren Licht siehst.»
    Auch dafür dürfte es ein wenig zu spät sein, dachte Marty. Er sah, wie Lily einen strengen Blick in Jacks Richtung schickte, der ihren Sohn veranlasste, sich ins Wohnzimmer zu stehlen, Becker dicht hinter ihm.
    Sie aßen reichlich Salate und Aufschnitt, alles von aufmerksamen Freunden und Nachbarn vorbeigebracht. «Begräbniskost», nannte es Lily und füllte einen Teller, den sie Officer Becker aufdrängen wollte, während Marty einen für Jack bereitete, von dem der wahrscheinlich keinen Bissen essen würde.
    Nach dem Abendessen ging Marty nach oben, duschte, zog sich an und begann, ein paar Kleidungsstücke in

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