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Monkeewrench - 02 - Der Köder

Monkeewrench - 02 - Der Köder

Titel: Monkeewrench - 02 - Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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seine Tasche zu packen. In der Abgeschlossenheit eines Hotels und mit einem Officer vor der Tür würden Jack und Lily sicher sein. Es gab für ihn keinen vernünftigen Grund, mit ihnen zu gehen – außer diesem plötzlichen Gefühl, dass er zu ihnen gehörte. Sie waren seine Familie, mochte sie auch noch so gestört sein. Sie war alles, was er hatte; ja, alles, was er je gehabt hatte.
    Er ging an den Wandschrank, um sein Lieblingshemd zu holen – ein kurzärmeliges weißes Leinenhemd, das ihm Hannah letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte –, aber es rutschte vom Bügel und fiel zu Boden. Als er sich bückte, um es aufzuheben, fiel sein Blick auf eine alte rote metallene Anglerkiste, die in der hinteren Ecke versteckt war.
    «Ich fasse es nicht», murmelte er und zog die Box hervor. Dabei erinnerte er sich an seine Zweifel, als Lily ihm erzählt hatte, dass Morey zusammen mit Ben Schuler auf Angelausflüge gegangen war. Er ließ die Haspe aufschnappen, öffnete den Deckel und blickte auf eine Ansammlung von Ködern, Haken und Schwimmern, alle noch in verschlossenen Plastikpackungen und säuberlich in die Fächer der oberen Ablage geordnet. Marty verstand nicht viel vom Angeln, aber er wusste, dass man die Köder aus der Plastikverpackung holen musste, bevor man sie benutzen konnte. Jedenfalls war dies nicht die Gerätekiste eines echten Anglers.
    Marty erwischte sich beim Schmunzeln. Im Grunde seines Herzen hat er genau gewusst, dass Morey bei seiner Wertschätzung alles Lebendigen niemals in der Lage gewesen wäre, einen lebenden Wurm auf einen Haken zu spießen, aber Lilys unmissverständliche Behauptung hatte beunruhigende Zweifel in ihm aufkeimen lassen. Was er jetzt vor sich sah, schien zu beweisen, dass Morey ohne Abstriche der Mann gewesen war, für den er ihn gehalten hatte. Er mochte vielleicht mit Ben Schuler auf einem Anleger oder in einem Boot gesessen haben, aber Marty hätte sein Leben darauf verwettet, dass er niemals eine Angelschnur ausgeworfen hatte. Ja, er hatte wahrscheinlich sogar die Elritzen befreit, wenn Ben mal wegschaute.
    Er hob die obere Ablage an ihrem Griff an und blickte neugierig auf das, was darunter lag – ein durchsichtiger Frühstücksbeutel und darin ein Reisepass.
    Morey Gilbert lächelte ihm von einem Foto auf der inneren Umschlagseite entgegen. Nicht der junge Morey, der in den späten vierziger Jahren nach Amerika gekommen war, sondern Morey, wie Marty ihn gekannt hatte. Er prüfte, wann der Pass ausgestellt worden war – vor acht Jahren – und blätterte in dem Dokument. Bei jedem Einreisestempel verfinsterte sich sein Gesicht mehr, und schließlich schob er den Pass in seine Tasche.
    Auf dem Boden der Kiste befand sich noch ein schmutziges Stoffbündel. Marty zupfte am Stoff und stolperte rückwärts, als das Ding herausfiel. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, und er sah Morey vor sich, der an seiner Haustür stand und eine Papiertüte in der Hand hielt. Es war genau einen Monat nach Hannahs Ermordung gewesen.
    Das hier ist für dich, Martin.
    Was ist das?
    Jacks Erbe, als er noch mein Sohn war. Er wollte es nicht. Jetzt gehört es dir.
    Ich nehme doch nicht Jacks Erbe an, Morey… um Gottes willen. Wo hast du die her?
    Sehr schön, nicht wahr? Government Model 45-A Colt. Spezialgriff, mit Perlmutt eingelegt. Ist über sechzig Jahre alt. Ich habe sie einem toten Nazi abgenommen, der wahrscheinlich einen amerikanischen Offizier getötet hat, um sie zu bekommen. Er ist mein wertvollster Besitz, Martin. Und mein Vermächtnis.
    Marty saß auf dem Schlafzimmerfußboden, atmete tief durch und starrte auf die 45er mit Perlmuttgriff, die widersinnigerweise ganz unten in einer Anglerkiste lag. Er hatte nicht erwartet, die Waffe jemals wieder zu Gesicht zu bekommen.
    Ihm wurde erst bewusst, dass er nach der Pistole gegriffen hatte, als er das glatte Perlmutt in der Handfläche spürte. Die Beschaffenheit, das Gewicht, die kleine Vertiefung in der Abzugskrümmung – alles war dasselbe. Genauso, wie es beim letzten Mal gewesen war.
    Er roch Urin in dem Raum, Rauch und den unverwechselbar beißenden Geruch, der entstand, wenn jemand sich den Tod kochte. Eine Ratte lief ihm über den Weg, blieb stehen, sah ihn an und machte sich gemächlich davon. Er sah, wie sich sein Schatten auf der Wand bewegte, auf die er zuging, und das lange strähnige Haar dieser nichtswürdigen Kreatur verdunkelte, der immer weiter in sich zusammensackte, während er sich langsam eine Nadel in den Arm

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