Monkeewrench - 02 - Der Köder
McLaren wütend den Hörer auf den Apparat. «Wisst ihr, was dieser Mistkerl gemacht hat? Kommt mir mit 'ner Nachschussaufforderung für ein paar Scheißaktien aus Uruguay. Den Arsch habe ich gefeuert. Was läuft so?»
«Absolut nichts», sagte Gino missmutig. «Es hat alles nichts gebracht. Wir stehen wieder am Anfang.»
«Und was machen wir? Warten, dass der Typ wieder auf Jack Gilbert schießt?»
«Gilbert ist in Sicherheit», sagte Magozzi. «Ich habe vor kurzem erst mit Becker gesprochen. Er hat ein Auge auf Jack, und anscheinend ziehen sie heute Abend allesamt in ein Hotel, um Becker die Arbeit etwas zu erleichtern. Ich mache mir mehr Sorgen, dass unser Killer sich ein Opfer vornimmt, von dem wir noch nichts wissen.»
Ginos Handy rumorte in seiner Tasche. «Das ist Angela. Ich mache jetzt hier die Biege. Sie sitzt zu Hause fest mit zwei Kindern, betrunkenen Eltern und einem drohenden Unwetter.» Er nahm den Anruf an und machte sich auf den Weg nach draußen, das Handy am Ohr. Auf halbem Weg drehte er sich um und hob einen Finger, während er weiter zuhörte.
Magozzi wartete und blätterte dabei gelangweilt in dem Fax aus Brainerd. Es waren mindestens hundert Seiten mit Polizeiberichten, Obduktionsergebnissen, Befragungen, Zeitungsausschnitten…
«Du bist unser Mann, Marty», sagte Gino ins Telefon und beendete das Gespräch. Er grinste Magozzi an. «Marty hat es durchgezogen und Jack zum Reden gebracht. Sie sind im Büro der Gärtnerei, und er sagt, wenn wir es schaffen hinzukommen, bevor Jack wieder nüchtern wird oder umkippt, hat er uns was zu sagen, das in die richtige Richtung weist.»
«Gott sei Dank», sagte Peterson. «Wollt ihr, dass wir bleiben?»
Gino schüttelte den Kopf. «Lasst aber eure Handys an für den Fall, dass wir etwas erfahren, dem wir sofort nachgehen wollen.» Über Kurzwahl rief er Angela an, um ihr zu sagen, dass sie nicht warten sollte, und während es bei ihm zu Hause klingelte, sah er fragend zu Magozzi hinüber. Der hätte eigentlich Freudentänze aufführen und bereits halbwegs zur Tür hinaus sein müssen. Stattdessen hockte er brütend an seinem Schreibtisch und starrte auf etwas, das vor ihm lag. «He, Leo, hast du mich gehört?»
Magozzi hob eine Hand, ohne aufzublicken, griff nach einem Blatt Papier und starrte es wie gebannt an. Es war die Fotokopie eines Nachrufs in einer Zeitung aus Brainerd mit einem Foto des kürzlich verstorbenen William Haczynski, Besitzer des Sandy Shore Resort, mit seinem Sohn Thomas. Der alte Mann und der blonde Junge mit dem frischen Gesicht hatten einander die Arme um die Schultern gelegt. Sie strahlten in die Kamera, Gewehre in den Armbeugen.
Magozzi hatte das Bild eigentlich erst seit ein paar Sekunden vor Augen, aber es kam ihm vor, als stünde er schon seit Stunden in dessen Bann. Er betrachtete noch einmal den Sohn des alten Mannes, die hellen Augen und das unschuldige Gesicht eines Jungen, den er als Jeff Montgomery kannte. «Verdammt, Gino! Thomas Haczynski ist nicht in Deutschland.»
Sofort hatten alle Magozzi umringt und sahen sich das Bild an. Gino erkannte den Montgomery-Jungen und sagte: «Dieser kleine Mistkerl», bevor er merkte, dass er noch immer sein Telefon in der Hand hielt und mit Angela verbunden war. Er entfernte sich vom Schreibtisch, sprach leise und schnell und beendete dann das Gespräch.
Langer, Peterson und McLaren betrachteten das Foto. «Ich kapiere das nicht», sagte McLaren. «Woher weißt du, dass er nicht in Deutschland ist?»
Magozzi stieß mit dem Finger auf das Foto. «Der Bursche nennt sich Jeff Montgomery. Er arbeitet in der Gärtnerei, Lily Gilbert behandelt ihn wie einen Enkel, und Morey hat ihm sein Studium finanziert.»
Langer atmete hörbar aus. «Und er ist der Sohn eines Mannes, den Morey Gilbert letztes Jahr umgebracht hat?»
«So sieht es aus.»
McLaren überlief ein Schauder. «Der muss unser Mann sein. Ist das kaltblütig. Morey finanziert sein Studium, während er dessen Ermordung plant und noch ein paar andere dazu. Der Junge ist ja die reine Killermaschine.»
«Hatte wohl einen guten Lehrer», sagte Langer leise.
«Verdammt noch mal, ich habe heute Nachmittag noch mit ihm gesprochen», sagte Gino. «Es war eine Verbindung nach Übersee, das schwöre ich bei Gott. Diese Verzögerung kann man nicht nachahmen…»
«Vielleicht hat er jemanden in Deutschland, der mit ihm unter einer Decke steckt, aber wie er es gemacht hat, ist jetzt egal», sagte Magozzi knapp und dringlich.
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