Monkeewrench - 02 - Der Köder
die Straßenkante zu und kam unvermittelt zum Stehen, als sei der Bordstein die Chinesische Mauer.
Magozzi sah hinüber zu dem Chief, der den Presseleuten freundlich zuwinkte. «Haben Sie da unten einen unsichtbaren Zaun? Eins von diesen elektrischen Dingern, die man gegen Hunde einsetzt?»
Der Chief winkte weiter wie eine bekiffte Highschool-Ballkönigin. «Wieso um Himmels willen sollten wir einen solchen Zaun benötigen?»
«Weiß ich auch nicht. In der Stadt jedenfalls walzen die Medienleute alles platt, was sich ihnen in den Weg stellt. Ich musste selbst schon ein paar Mal ausreißen.»
Der Chief lachte. «Die Straße ist öffentliches Eigentum. Diese Leute haben dasselbe Recht wie jeder andere auch, sich dort aufzuhalten. Aber sobald sie den Bordstein betreten, begehen sie Hausfriedensbruch und kommen ins Gefängnis.»
Magozzi schnaubte. «Ja, recht so.»
«Wir haben alle gewarnt, als sie auftauchten, aber diese wirklich attraktive junge Frau von Channel Ten – vielleicht ein bisschen aufdringlich – die hat sich an meine Fersen geheftet, als ich Jacks Auffahrt hinaufging.»
«Das müsste Kristin Keller sein, Moderatorin und Samuraischwert in meinem Fleisch.»
«Mag sein. Ich sehe mir nur selten Nachrichtensendungen an. Na jedenfalls, kaum hatten wir ihr Handschellen angelegt und sie in unseren Wagen verfrachtet, haben die anderen sich schnell verzogen.»
Verblüfft sah Magozzi ihn an. «Sie haben Kristin Keller festgenommen?»
«Sieht so aus.»
Magozzi gab sich Mühe, professionell zu bleiben, aber das bekam er nicht fertig. Ein schadenfrohes Grinsen leuchtete über sein Gesicht. «Chief Boyd, Sie sind der Mann.»
«Das habe ich denen auch gesagt.»
KAPITEL 27
Grace MacBride saß in ihrem Büro bei sich zu Hause: eine schmale Kammer mit Holzdielen, die mehr Ähnlichkeit mit einem Korridorende als mit einem richtigen Raum hatte. Diverse Computer standen auf einem breiten Bord in Höhe des Arbeitstisches, das sich über die ganze Länge der Wand erstreckte, und sie rollte auf ihrem Bürostuhl von einem Rechner zum andern, betrachtete die Monitore, las Befehlszeilen und verfluchte die Flut nutzloser Informationen, von denen sämtliche Public-Domain-Websites überschwemmt wurden. Es war leichter, sich in eine beliebige geschützte Website zu hacken, als sich durch den Wust zu arbeiten, der die gängigen Suchmaschinen verstopfte, und es wurde Zeit, dass sie mit der leichteren Übung begann, denn das hier dauerte viel zu lange.
Sie hatte gestern als Erstes Morey Gilberts und Rose Klebers Namen in das neue Programm eingegeben und nach Magozzis Anruf abends Ben Schulers Namen hinzugefügt, aber nach stundenlangem Stöbern in allen legal zugänglichen Datenbanken hatte das Programm als einzige Verbindung zwischen den dreien die Tendenz herausgefunden, im selben Lebensmittelladen einzukaufen. Wie alle anderen Menschen in der Nachbarschaft auch. Sie zog die Möglichkeit in Betracht, dass keine außergewöhnliche Verbindung zu finden sein würde – aber Magozzi und Gino dachten anders, und deren Instinkt vertraute sie.
Sie blickte finster auf den Ausdruck der unbedeutenden Enthüllung über den Lebensmittelladen, die das Programm eines Sternchens für wert erachtet hatte, zerknüllte das Papier und warf es zur Seite. «Das ist reiner Unsinn», sagte sie laut.
Grace hatte seit Monaten versucht, sich an das Gesetz zu halten, und nur dann die Firewalls ernsthaft gesperrter Sites überlistet, wenn es absolut und definitiv nötig war. Dieser zaghafte Versuch, im Internet dem Äquivalent eines rechtschaffenen Lebenswegs nachzugehen, war eine stumme Verbeugung aus Respekt und Dankbarkeit Magozzi und den anderen Polizisten gegenüber, die den realen jahrelangen Horror beendet hatten, wenn auch nicht die fortdauernden psychischen Nachwirkungen. Auf der anderen Seite, überlegte sie, waren es Polizisten von anderem Schlag gewesen, die sie überhaupt in Lebensgefahr gebracht hatten, und wenn sie Magozzis verbissene Gesetzestreue respektierte, erwies sie dann nicht auch der Haltung jener Polizisten ihren Respekt?
Es dauerte nur wenige Augenblicke, das Betriebssystem eines Computers neu zu konfigurieren und die Suchparameter für die Bank- und Telefondaten der drei Opfer zu initiieren. Die Sites von Banken und Telefongesellschaften waren für Grace Freiwild. Die Mistkerle verkauften jede Einzelheit aus dem Leben ihrer Kunden an den Höchstbietenden und gaben sich selbstgerecht als Hüter der Privatsphäre,
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