Monkeewrench 03 - Mortifer
»Roadrunner ist ein wenig nervös.«
Gino zuckte die Schultern. »Natürlich ist er nervös. Die Ladys sind verschwunden. Er hat es mir erzählt.«
»Nicht verschwunden. Sie haben sich nur verspätet.«
»Das soll wohl ein Witz sein? Die drei und verspätet? Zehn Minuten vielleicht, das wäre eine Verspätung. Aber zwei Stunden? Sie sind verschwunden.«
KAPITEL 11
Es war fast schon sieben, als Halloran erneut die Mobiltelefonnummer von Grace McBride anwählte und die gleiche monotone Stimme sagte, dass die betreffende Person nicht erreichbar sei und er eine Nachricht hinterlassen solle. Er hatte bereits drei Nachrichten auf Grace’ Mailbox gesprochen und dachte, eine vierte würde die Grenze zwischen Dringlichkeit und Unhöflichkeit überschreiten – und das war nicht gerade das Wahre, wenn man um einen Gefallen bat.
Er sagte sich ständig, dass der Druck, den er ausübte, rein professionelle Gründe hatte. Er war der Meinung, dass sie Grace’ Gesichtserkennungssoftware brauchten, um die Leichen aus dem Kalksteinbruch zu identifizieren, und er wollte vor Anbruch der Dunkelheit mit den Fotos nach Green Bay fahren – doch eine kleine leise Stimme in seinem Hinterkopf fragte ununterbrochen, ob dieser Grund nicht nur vorgeschoben war und das Ganze in Wirklichkeit etwas mit Sharon Mueller zu tun hatte und der Möglichkeit, sie zu treffen. Halloran hasste diese heimtückischen leisen Stimmen.
Bonar kam eben hereingeschlendert, als Halloran eben den Telefonhörer auf die Gabel zurücklegte. »Sieh dir das an«, sagte er, streckte die Arme aus und drehte sich seitwärts.
»Was soll ich sehen?«
»Also bitte. Dir wird doch wohl auffallen, dass ich dünner geworden bin! Ich magere vor deinen Augen ab!«
»Tatsächlich? Na, herzlichen Glückwunsch. Du bist schwanger.«
Bonar senkte das Kinn und betrachtete seine Magenregion. »Ich bin aufgebläht vor Unterernährung. Außerdem wird die Spezialität des Tages im Restaurant ausverkauft sein, wenn wir nicht bald dort auftauchen.«
»Und was ist die heutige Spezialität des Tages?«
»Paniertes Schnitzel in Bechamelsauce.«
Halloran seufzte und stieß sich von seinem Schreibtisch ab. »Meine Güte, ich liebe paniertes Schnitzel!«
»Wer nicht?« Bonar nahm den Hörer ans Ohr und tippte eine Nummer, die er vor mindestens einer Million Jahren auswendig gelernt hatte. »Cheryl? Hier ist Bonar. Leg zwei Spezialitäten des Tages für uns auf die hintere Platte und verteidige sie mit deinem Leben, okay?« Er legte den Hörer auf und runzelte die Stirn. »Findest du es nicht auch seltsam, dass eine Frau, die schon so alt ist, Cheryl heißt? Sie müsste Emma oder Violet oder so heißen.«
Halloran dachte darüber nach, während er ein Magazin in seine Waffe schob und sie im Schulterhalfter sicherte. »Ist mir nie aufgefallen. Was schätzt du denn, wie alt Cheryl ist?«
»Sie ist dreiundsiebzig. Mensch, Mike, du hast sie fast jeden Tag deines Lebens gesehen, seit du ein Kind warst! Wie kannst du nicht wissen, wie alt sie ist?«
»Vielleicht weil ich nie so unhöflich war, sie nach ihrem Alter zu fragen?«
»Man muss eine Frau fast nie geradeheraus danach fragen. Man muss nur zuhören – das ist dein Problem, weißt du?«
Halloran nahm seine Zigaretten aus der Schublade und schob diese ein wenig fester als nötig wieder zu. »Wer sagt, dass ich damit ein Problem habe?«
»Du hast offen gestanden sogar eine ganze Menge Probleme. Frauen stehen zuoberst auf der Liste. Du schaffst es nicht mal, dass Grace McBride dich zurückruft – dabei kennt sie dich noch gar nicht lange genug, um dich nicht zu mögen.«
Halloran ignorierte den Seitenhieb. »Ich überlege, ob ich die Fotos nicht einfach nach Green Bay bringen soll, dann sind sie da, wenn Grace ankommt.«
»Und warum willst du sie nicht faxen?«
»Weil Magozzi sagt, das Programm würde mit den richtigen Abzügen bessere Ergebnisse liefern, und ich will das bestmögliche Ergebnis. Ich nehme nicht an, dass es aus dem Labor in Wausau irgendwas Neues bezüglich der Autopsien gibt?«
»Doch, gibt es, und es wird dir nicht gefallen. Der Pathologe hat vor ungefähr einer halben Stunde angerufen. Er hat unsere drei Leichen heute Nachmittag auf den Tisch bekommen und war dabei, die Autopsien vorzubereiten, als die FBI-Leute wie die Irren hereingestürmt kamen und sich mit den Leichen wieder aus dem Staub gemacht haben.«
»Was denn – das FBI hat unsere Leichen mitgenommen?«
Bonar nickte. »M-hm.«
»Das können sie
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