Monkeewrench 03 - Mortifer
nach einem Bluessänger als nach einem Cop klang. Halloran glaubte, eine Spur von Ostküstenakzent in ihr zu erkennen. Detective Yustin war freundlich und verbindlich, aber verständlicherweise auch ein wenig aufgebracht.
»Nein, Sir, Sheriff Halloran. Wir haben bis jetzt kein Wort von ihnen gehört. Wir erreichen sie nicht auf ihren Mobiltelefonen, und sie sollten schon vor zwei Stunden hier eingetroffen sein. Um vier Uhr, hat Miss Mueller gesagt, plus minus ein paar Minuten, und jetzt haben wir schon nach sechs! Verstehen Sie mich nicht falsch, Sheriff – sie tun uns schließlich einen Gefallen, völlig unentgeltlich, und ich will mich nicht beschweren –, aber ich habe vier Kollegen hier, seit drei Uhr, und ich muss ständig an die Überstunden denken, die sie ableisten, verstehen Sie? Überstundenrechnerei ist wie eine Steuerprüfung – es kommt nie das dabei heraus, was man gerne hätte.«
Halloran hatte nie eine Steuerprüfung erlebt, deswegen verstand er die Argumentation nicht – auch wenn er den Groll des Detectives begreifen konnte. »Ich wäre Ihnen jedenfalls dankbar, wenn Sie Agentin Mueller bitten könnten, mich unverzüglich anzurufen, sobald sie bei Ihnen eingetroffen ist. Es dauert nicht lange, keine Sorge, aber es ist wirklich dringend.«
»Diese Ladys sind heute anscheinend ziemlich gefragt.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich meine damit, dass Sie und ich nicht die einzigen Leute sind, die auf die Ladys warten. Ich habe vorhin einen Anruf aus Minneapolis erhalten.«
»Hm. Haben Sie einen Namen notiert?«
»Ja, sicher. Ein harter Bursche, sagte, sein Name wäre Harley Davidson, ob das wohl stimmt? Als ich ihm sagte, sie wären noch nicht hier, reagierte er ein wenig gereizt und wollte mir erklären, wie ich meine Arbeit zu machen hätte. Eine Suchmeldung nach ihrem Wagen herausgeben, die Sheriffs der Umgebung alarmieren und so weiter. Und das war, nachdem die Ladys gerade erst eine Stunde Verspätung hatten. Verdammt, wenn ich jedes Mal eine Vermisstensuche starten würde, sobald sich jemand eine Stunde verspätet, würde meine vierzehnjährige Tochter auf der Liste der meistgesuchten Leute in Amerika stehen. Der Typ klang für meinen Geschmack ein wenig zu nervös. Ich schätze, ein eifersüchtiger Freund oder irgendwas in der Art, falls Sie meine Meinung hören wollen.«
Halloran musste unwillkürlich grinsen. »Nein. Eigentlich eher der Geschäftspartner der beiden Frauen, die Sharon Mueller begleiten.«
»Sie meinen die beiden großzügigen Frauen, die ihr Geld, ihre Zeit und ihre Software einsetzen, mir zu helfen?«
»Genau diese.«
»Ups. Schätze, da ist wohl eine Entschuldigung meinerseits fällig. Dürfte ich Ihnen eine Frage stellen, Sheriff?«
»Nur zu, schießen Sie los.«
»Nun ja, diese Software muss Milliarden wert sein, und sie stellen sie einfach so zur Verfügung? Vielleicht liegt es ja an mir, aber ich dachte immer, bei so vielen Nullen hinter einer Zahl hört jede Freundschaft auf.«
»Nach meinen Informationen haben alle Teilhaber der Firma sehr viel Geld mit ihrer Software-Company verdient«, erwiderte Halloran. »Bis eines ihrer Computerspiele den Tod vieler Leute nach sich zog.«
»Die Monkeewrench-Morde letzten Oktober …«, brummte Detective Yustin.
»Richtig.«
»Das ist es also, wie? Eine Art Wiedergutmachung?«
»Vielleicht. Verdammt, ich weiß es nicht. Vielleicht würden sie die Software auch so hergeben. Es sind sehr nette Leute, jeder Einzelne von ihnen.«
»Das ist schön zu wissen, Sir. Ich werde Ihre Nachricht sofort an Agent Mueller weitergeben, sobald sie eintrifft, Sheriff.«
Als Halloran das Gespräch mit Detective Yustin beendet hatte und den Hörer auf die Gabel zurücklegte, sah er Bonar am Aktenschrank stehen und ebenfalls telefonieren. Als dieser auflegte, musterte er Halloran mit einem düsteren Blick. »Das war die Einsatzzentrale. Gretchen Vanderwhite ist verschwunden.«
»Die Kuchenlady?«
»Richtig. Sie wollte heute Morgen persönlich eine Hochzeitstorte drüben in Beaver Lake ausliefern. Sie hat unterwegs Halt bei der Apotheke gemacht, um Ernies Insulin abzuholen, und wollte eigentlich lange vor Ernies nächster Injektion wieder zurück sein. Und jetzt ist sie bereits seit einer Stunde überfällig.«
»Fährt Ernie immer noch Auto?«
»Nein. Er könnte keine Fliege mehr erkennen, selbst wenn sie sich ihm auf die Nasenspitze setzen würde. Doc Hanson ist auf dem Weg zu ihm, um ihm seine Spritze zu setzen. Die
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