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Monkeewrench 03 - Mortifer

Monkeewrench 03 - Mortifer

Titel: Monkeewrench 03 - Mortifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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schimmernden Farbe, und in den Härchen hafteten winzige Krumen Erde.
    Annie wusste, dass die kaum hörbaren, hohen Laute aus ihrer eigenen Kehle stammten, und dann, als Grace und Sharon sich vorbeugten, um zu untersuchen, was sie entdeckt hatte, hörte sie weitere Geräusche, die sich in ihre Laute mischten. Es waren ausnahmslos leise, ganz leise Geräusche, als stünde sie hoch oben auf einer Klippe und lauschte jemandem, der weit draußen im Meer ertrank.
    Sharon schlug sich die Hände so fest über den Mund, dass die Haut ringsum weiß zu leuchten schien.
    Grace starrte auf den Arm hinab, ohne zu blinzeln, ohne sich zu bewegen. Sie war die einzige der drei Frauen, die keinen Laut von sich gab. Sehr, sehr langsam hob sie den Kopf und blickte die volle Länge der Koppel entlang, die scheinbar kein Ende nehmen wollte.
    Die Geräusche aus Annies Kehle bildeten nach und nach die Worte eines leisen, verlorenen Singsangs, »… ich muss gehen … ich muss gehen … ich muss gehen …«, und unvermittelt rappelte sie sich auf und krabbelte durch den Dreck wie eine Krabbe in Panik. Ihre lila Turnschuhe erzeugten tiefe, ausgeprägte Spuren im weichen Dreck. »Komm schon, komm schon.« Ihre Stimme klang leise und abgehackt, wie ein kleines Mädchen, das vor Entsetzen und Angst ganz leise weint, als sie schließlich aufsprang und Hals über Kopf mitten über die Koppel davonstolperte.
    Grace und Sharon blickten ihr hinterher und sahen, wie Annies Füße weitere geisterhaft weiß-graue Extremitäten freilegten, diesmal muskulöser und mit dichten dunklen Körperhaaren. Sie sahen der ersten nicht ähnlich, passten überhaupt nicht zu ihr, gehörten nicht hierher wie die andere. Bei Gott, wie viele waren es wohl? Sie sind hier. Sie sind alle hier. Willkommen in Four Corners.
    Beide, sowohl Sharon als auch Grace, riefen simultan leise hinter Annie her, doch Annie hörte sie nicht mehr. Annie hörte niemanden mehr.
    Dreck spritzte von den lila Turnschuhen auf, als sie weitere Löcher in den weichen, nachgiebigen Boden trat, wie vulkanische Eruptionen, die ihre Spur markierten. Manchmal schaffte sie drei volle Schritte, ohne zu stürzen, und dann sank sie plötzlich wieder bis zu den Knien in einem tieferen Loch aus lockerer Erde ein, während ihre Füße an schwammigen Klumpen abglitten, die nicht hierher auf die Koppel gehörten. Sie fiel wieder und wieder hin, fing sich mit den Händen ab, berührte Dinge, die anzusehen sie sich weigerte, und drückte sich wieder hoch, um weiterzurennen. Schließlich, fast am Ende der Koppel angekommen, fiel sie auf harten Boden. Sie spürte, wie der unerwartete Aufprall ihr die Luft aus den Lungen trieb, und blieb einfach liegen, die rechte Wange auf den Boden gepresst und nach Atem ringend.
    Wenn ich die Arme und Beine bewege, kann ich einen Engel auf den Boden zeichnen. Er hätte einen Kopf, einen langen Rock, Flügel und sehr große Brüste. Das ist der Grund, warum ich nie Schneeengel mache, jedenfalls nicht auf dem Bauch. Weil man Körperteile sehen würde, die Engel einfach nicht haben.
    Dann hörte sie, wie Grace und Sharon von hinten heranstolperten. Sie hörte die leisen, entsetzten Ausrufe, die ihr verrieten, dass die beiden anderen Frauen etwas sahen, etwas fühlten, über etwas stolperten …
    Sie hob den Kopf und starrte nach vorn auf die große Schaufel des Traktors, der nur ein kleines Stück entfernt stand. Erdklumpen hafteten an dem dunklen Metall, und dahinter ragte glänzend im Mondlicht die Kabine des riesigen Fahrzeugs auf.
    Sharon und Grace fielen rechts und links neben Annie auf die Knie, rangen nach Atem und warteten, bis Annie sich aufrichtete und beide ansah.
    Sie atmete die feuchte Luft ein, während sie sich mit dem Handrücken über das schmutzstarrende Gesicht wischte. Unregelmäßige weiße Streifen waren die Folge. »Sie haben sie verbuddelt, mit diesem Ding dort«, sagte sie und deutete auf den Traktor, der wie eine gewaltige Bestie dazukauern und nur darauf zu warten schien, sich auf seine ahnungslose Beute zu stürzen.
    Grace atmete die Luft in tiefen Zügen ein. Sie fühlte sich eigenartig leicht, wie ein heliumgefüllter Ballon im unsicheren Griff einer Kinderhand. Sie blickte über die Schulter zu den tiefen Löchern, die sie hinterlassen hatten, und erschauderte bei dem Gedanken daran, wie es sich angefühlt hatte, in den weichen Boden einzusinken, der in Wirklichkeit kein Boden war.
    Annie saß ebenfalls da und starrte zur Scheune sowie auf die Löcher

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