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Monkeewrench - 03 - Mortifer

Monkeewrench - 03 - Mortifer

Titel: Monkeewrench - 03 - Mortifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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Seine Stimme klang höflich, beinahe respektvoll. Die Frage galt den Leuten, die er gerettet hatte.
    Und sie machte jeden schlagartig nüchtern. Selbst Knudsen stellte sein Glas ab, und sein scheeler Blick wurde vorübergehend scharf. »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wirklich nicht.«
    »Was denn?«, empörte sich Gino. »Sie dürfen nicht mit einem Mann darüber reden, der Ihnen den Arsch gerettet hat? Wer hätte mehr Recht, es zu erfahren, als Roadrunner hier?«
    Knudsen fummelte eine Minute am Stiel seines Glases herum, dann heftete er den Blick schließlich auf Roadrunner. »Einer der Trucks war vor einer Moschee außerhalb von Detroit geparkt. Einer der größten Moscheen im Land übrigens. Der andere stand vor einer Einwanderungsbehörde in einem Chicagoer Vorort.«
    Niemand sagte ein Wort.
    Magozzi starrte auf seine Hände auf dem Tisch und dachte darüber nach, wie perfekt sie in manchen Dingen waren und wie vielseitig – und doch letzten Endes hilflos angesichts solcher Katastrophen. »Sie wollten eine Botschaft verkünden.«
    Knudsen nickte. Er wirkte jetzt hundertprozentig nüchtern. »Es sieht genau danach aus. Sie haben die Ziele sehr umsichtig ausgewählt. Die Moschee und die Einwanderungsbehörde standen beide ziemlich isoliert, was das jeweilige Ziel recht exklusiv macht.« Er kramte in seiner Tasche und zog eine zerknitterte Visitenkarte hervor, die er auf dem Tisch glatt strich. »Wir fanden ungefähr tausend Stück von denen hier in Hemmers Schreibtisch in seinem Büro in der Molkerei.«
    Die Männer beugten sich allesamt vor, um die Visitenkarte zu lesen. Es stand kein Name darauf, keine Adresse, kein Logo – nur ein einfaches Zitat:
     
    »… ist es ihr Recht, ist es ihre Pflicht … neue Regimenter aufzu stellen, um ihre Sicherheit in Zukunft zu gewährleisten. «
     
    »Klingt irgendwie bekannt«, murmelte Halloran.
    »Sollte es auch«, erwiderte Bonar. »Es ist aus der Unabhängigkeitserklärung. Das ist es, was die Vorväter gesagt haben – das sollen wir Bürger tun, wenn die Regierung nicht genug tut, um uns zu beschützen.«
    Knudsen nickte traurig.
    Und das, dachte Magozzi, ist die gefürchtete dunkle Seite. Der Ort voll Verzweiflung, an den die Menschen immer kommen, wenn Wut und Angst keine Antwort mehr finden, jener Ort, wo Logik und Mitgefühl und Vernunft und all die anderen höheren Funktionen des menschlichen Gehirns, die die Zivilisation hervorgebracht hat, einfach ausgelöscht werden.
    Danach verspürte keiner mehr Lust zu reden. Sie legten sich in Ledersessel oder zu zweit auf die Bettsofas. Roadrunner bemutterte sie schon wieder und deckte jeden mit einer Decke zu, bevor er sich mitten im Gang auf dem Boden ausstreckte und auf der Stelle einschlief.
    Zu seiner niemals endenden Schande erwachte Harley mitten in der Nacht auf einem der Bettsofas, beide Arme eng um einen tief und fest schlafenden Agent Knudsen geschlungen.

KAPITEL 39
    Sharon Mueller war bei Anbruch der Morgendämmerung auf den Beinen. Sie stand in einen großen Frotteemorgenmantel aus dem Badezimmer des Wohnmobils gehüllt in der Nähe von Deputy Douglas Lees blutverschmiertem Streifenwagen.
    Auf dem Feld herrschte Stille. Tau glänzte auf den Halmen des hohen Grases, und hoch oben am Himmel flog ein Falke und rief gelegentlich kreischend nach seiner Partnerin.
    Sharon hörte, wie die Tür des Busses hinter ihr leise geschlossen wurde, und spürte, wie Halloran näher kam. Sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass er es war. Sie würde sich niemals umsehen müssen, um ihn zu erkennen.
    Er trat neben sie, die Hände in den Taschen vergraben, die hellen Augen auf den Wagen gerichtet. »Wer hat eigentlich den Kerl erschossen, der sich als Deputy Lee ausgegeben hat?«
    »Das war ich.«
    Es war erstaunlich, wie leicht ihr die Worte über die Lippen kamen – keinerlei Schuldgefühle, welche die Fakten verdrängten, keine lauernden Fragen, keiner der Zweifel, die sie stets gepeinigt hatten, wenn sie eine Waffe in den Händen hielt ähnlich der, die das Leben ihrer Mutter beendet hatte, kein Zögern, keine Spur des alten Zögerns, den Abzug zu betätigen und das Leben eines anderen zu beenden. Denn das war einer der Gründe dafür gewesen, dass sie angeschossen worden war in dem Lagerhaus vor all den Monaten. Sie hatte zu lange gezögert, bevor sie ihre Waffe gezogen und den Abzug betätigt hatte, um einen Killer daran zu hindern, auf sie zu schießen. Sie war gelähmt gewesen von der Vergangenheit, und

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