Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
Vom Netzwerk:
sie mindestens eine Viertelstunde brauchen, bis sie die abgekratzt hatte. Herrgott, warum hatten sie bloß ein Haus ohne Garage gekauft? Zu gern hätte sie Mark auch dafür verantwortlich gemacht, doch diese spezielle Blödheit musste sie sich leider selbst zuschreiben. Er hatte sogar noch auf diesen kleinen Schönheitsfehler hingewiesen, doch damals waren es sechsundzwanzig Grad bei strahlendem Sonnenschein gewesen, und sie hatte sich von dem bezaubernden alten Farmhaus, dem schönen Garten und dem niedrigen Preis in vorübergehende geistige Umnachtung lullen lassen.
    Sie zerrte an der Fahrertür und riss dabei fast den Griff ab, doch die Tür ging nicht auf. Klar, die verflixten Türen waren natürlich auch zugefroren, da es heute Morgen ja ihr Schicksal zu sein schien, jeder Unannehmlichkeit zum Opfer zu fallen, die der Winter in Minnesota bereithielt. Im Grunde konnte sie sich auch jetzt schon mal überlegen, wie hoch die Chance war, dass der Wagen überhaupt ansprang; schließlich war sie ein schlechter und fauler Mensch gewesen und hatte sich nicht die Zeit genommen, in der Werkstatt vorbeizufahren und die Batterie wechseln zu lassen, obwohl das schon seit mindestens drei Monaten auf ihrer Erledigungsliste stand. Es ist ein milder Winter, es muss ja nicht sofort sein, ich habe jetzt nicht die Zeit zu warten, bis sie sie eingebaut haben, das kann auch bis morgen warten, bis nächste Woche, bis nächsten Monat, bis nächstes Jahr ... Die Litanei des eingefleischten Zauderers.
    Ihre Laune ging nahtlos von äußerst genervt zu stinksauer über, und sie hämmerte mit der Faust am Rand der Tür entlang, um den kleinen Gletscher zu lockern, der sich dort über Nacht gebildet hatte. Als das nichts nützte, versuchte sie es mit der leicht abgewandelten Version eines eingesprungenen Dropkicks.
    Das schien zu helfen. Die Tür öffnete sich knarzend, und ein Schauer von Eissplittern rieselte zu Boden. Iris sandte ein rasches Stoßgebet gen Himmel, steckte den Zündschlüssel ins Schloss und wurde erwartungsgemäß vom entmutigenden, stotternden Jaulen einer halbleeren Batterie begrüßt. Nicht gut. Gar nicht gut. Ob man sich als Sheriff wohl Minuspunkte einhandelte, wenn man zu spät zum Mordschauplatz kam? Vielleicht musste sie in Zukunft einen stirnrunzelnden Smiley auf ihrem Namensschild tragen.
    Sheriff Iris Rikker
    Weil ihr nichts Besseres einfiel, malträtierte sie den Motor einfach weiter und geriet zunehmend in Panik, als das Jaulen immer langsamer wurde. Aber dann erwachte der alte Geländewagen wie durch ein Wunder schließlich doch noch stotternd zum Leben.
    Iris kratzte ein kleines Guckloch in die Windschutzscheibe, sodass sie wenigstens etwas sehen konnte, ließ den Motor und das Gebläse ein paar Minuten warmlaufen und gab dann Gas. Der Wagen schlingerte ein wenig, als er durch eine Schneewehe hindurchbrach, doch der Allradantrieb funktionierte immerhin, und sie rollte über ihre halbrunde Einfahrt, bis das Licht der Scheinwerfer auf die gruselige, zugige alte Scheune fiel, wo der Geist hauste.
    Mist. Sie trat auf die Bremse. Einen Augenblick lang blieb sie ganz still sitzen und starrte auf die kleine Tür, die am Abend zuvor noch geschlossen gewesen war und jetzt einen Spaltbreit offen stand.
    Das war eins der Details, mit denen die Leute aus dem Ort die Gruselgeschichten ausschmückten, die sie sich so gern über das alte Bauernhaus erzählten. Türen, die sich von allein öffneten, merkwürdige Lichter, die an späten Sommerabenden in der Dunkelheit aufflackerten, und ein leiser Ton, fast wie ein Heulen, den manche von ihnen gehört haben wollten, nachdem die alte Dame, der das Haus einmal gehört hatte, tot in der Einfahrt aufgefunden worden war, mit einer Pistole in der Hand. Natürlich war das alles nichts als schaurig-schöner Blödsinn, der aus dem eigentlichen Mysterium, der Pistole in der Hand der alten Dame, entstanden war. Iris wusste ganz genau, dass es sich bei den flackernden Lichtern um Glühwürmchen handelte, dass das Heulen von den Kojoten stammte, die im Wald auf der anderen Seite des Feldes hausten, und auch für die Türen, die sich von allein öffneten, gab es seit Einführung der ersten Wetterstation eine gute und schlüssige Erklärung.
    Das war schon im Sommer ein paarmal vorgekommen, als heftige Stürme von hinten gegen die Scheune peitschten und durch sämtliche Ritzen pfiffen. Der Riegel der hundertjährigen Tür war schon lange völlig verzogen, sodass eigentlich nur noch

Weitere Kostenlose Bücher