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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Notizbuch zückte.
    Er brauchte eine halbe Stunde, um ins Zentrum von Minneapolis zu kommen, obwohl die Fahrt sonst höchstens zehn Minuten dauerte. Der Eisregen hatte die nach den ersten, schweren Schneefällen frisch geräumten Straßen und Gehwege mit einer Eisschicht überzogen, und die Verkehrswacht hatte für den halben Staat Verkehrswarnungen ausgegeben. Und dieses eine Mal schienen die meisten Einwohner von Minnesota entschlossen, darauf zu hören und abzuwarten, bis sich entweder die Sonne oder die Streufahrzeuge zeigten.
    Selbst für einen Sonntagmorgen war die Stadt also erstaunlich leer - zum Glück, denn Tinkers kleiner Honda schlitterte kreuz und quer über die Straßen. Die beliebten Cafés für den Sonntagsbrunch hatten alle geschlossen, an den Markisen hingen Eiszapfen, und zum ersten Mal seit unvorstellbar langer Zeit hatten fast alle Kirchen den Sonntagsgottesdienst gestrichen.
    Das Eis fiel weiterhin vom Himmel, als Tinker am Straßenrand vor dem alten Bürogebäude hielt, das der Stadtverwaltung als Ausweichquartier diente, während sie ihren eigenen schweineteuren Bürokomplex von giftigen Schimmelsporen befreien ließ. Wegen dieser Sache gab es bis heute böses Blut.
    Auf dem Gehweg wartete der Streifenpolizist, den er angefordert hatte. Er trug Winterausrüstung, in seiner Pelzmütze glitzerten Eiskristalle, und Tinker fand, dass er aussah wie ein Stück Weihnachtsdekoration, das versehentlich hängen geblieben war.
    «Detective Lewis?»
    «Ja.»
    «Chalmers, Zweites Revier. Wollen Sie mir das vielleicht nochmal genauer erklären, bevor ich die Tür eines Regierungsgebäudes für Sie aufbreche?»
    Tinker hielt einen Schlüsselbund in die Höhe. «Seine Frau hat doch noch einen Zweitschlüssel gefunden, es ist also alles ganz legal. Hat man Sie noch nicht informiert?»
    «Mir wurde nur gesagt, ich soll mich schleunigst hierher bewegen. Bei Mordverdacht kommen wir sofort, vor allem nach gestern. Der Sergeant glaubt, alles, was Sie sich ansehen, könnte mit der Sache mit unseren Jungs im Park zu tun haben.»
    «Das kann ich noch nicht sagen, aber wenn irgendwo etwas nicht stimmt, macht mich das natürlich misstrauisch, und ich muss es mir ansehen. Offen gestanden geht es hier um einen Freund von mir, Steve Doyle. Er ist Bewährungshelfer. Gestern Nachmittag hatte er einen Termin mit einem neuen Probanden, seitdem hat ihn keiner mehr gesehen. Seine Frau wurde in Northfield vom Schneesturm überrascht und ist erst spät in der Nacht nach Hause gekommen, da war er nicht da. Kein Anruf, auch sonst keine Nachricht, und er ist nirgends zu erreichen. Sie hat mich gleich heute Morgen angerufen.»
    Chalmers nahm seine Mütze ab und schlug sie gegen den Oberschenkel, sodass ein Schauer von Eiskristallen herabrieselte. «Auch wenn es ein Freund von Ihnen ist, ich muss Sie das fragen: Besteht die Möglichkeit, dass der Mann sich einfach irgendwo ein paar schöne Stunden gemacht hat, während seine Frau verreist war?»
    «Ganz sicher nicht.»
    Chalmers sah ihm einen Moment lang in die Augen, dann nickte er und ging zur Tür. «Dann machen wir mal, dass wir aus diesem Mistwetter rauskommen und sehen, was es da drinnen zu sehen gibt.»
    Das Bürogebäude war so leer wie die Straßen und roch ein wenig muffig nach bröckelndem Mauerwerk und altem Putz. Die Stadtverwaltung war vermutlich die letzte Mietpartei, bevor das Haus gründlich renoviert werden würde.
    Das Büro der Bewährungshilfe lag gleich am Ende des Ganges, und die Tür stand sperrangelweit offen. Bei diesem Anblick sträubten sich Tinker die Nackenhaare. Wenn man ein Büro der Stadtverwaltung, vor allem das eines Bewährungshelfers, unverschlossen ließ, konnte man dafür mit Gehaltskürzungen bestraft werden. In solchen Büros befanden sich viele Informationen, die sonst nirgends im System gespeichert waren: vertrauliche Daten von Zeugen, Anschriften von Opfern und zahllose versiegelte Akten vor allem jugendlicher Straftäter.
    Er zog seine Waffe und kam sich ein bisschen albern vor, als Chalmers es ihm gleichtat. Schließlich konnte es ja durchaus sein, dass Steve einfach nur lange gearbeitet und dann im Büro übernachtet hatte, als der Eisregen einsetzte. Vielleicht legte auch ein anderer Bewährungshelfer eine Wochenendschicht ein, um ein bisschen Arbeit wegzuschaffen, und sie stürmten mit gezückten Pistolen herein und erschreckten den armen Kerl zu Tode. Andererseits, dachte Tinker, geschah ihm das ganz recht, wenn er nicht einmal die

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