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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Und dennoch: Nach zwei Wochen mit ihr in dem engen Raum eines Streifenwagens gab er sich häufig der Phantasie hin, den Wagen gegen einen Baum zu setzen - und zwar auf ihrer Seite.
    Manchmal brauchte man einfach Ruhe, um über etwas nachdenken zu können oder auch nicht mehr darüber nachdenken zu müssen. Frauen begriffen das einfach nicht. Es war nur eins der circa zehn Millionen Dinge, die er schon vor einer Ewigkeit akzeptiert hatte und seinerseits nicht mehr zu begreifen versuchte. Frauen und Männer dachten einfach unterschiedlich. Das hieß keineswegs, dass ein Weg besser oder schlechter war als der andere; es machte die Zusammenarbeit mit dem anderen Geschlecht einfach nur um einiges komplizierter, ob nun bei der Arbeit oder in einer Beziehung.
    «Scheiße», sagte Gino plötzlich, und Magozzi musste grinsen. Ein typisch männlicher Gesprächsbeginn.
    «Was denn?»
    «Meine Uhr steht. Ehrlich, ich hasse das. Wenn die Uhr von meinem Vater stehenblieb, hat er sie einfach wieder aufgezogen. Heutzutage muss man in den Laden fahren, sich in die Schlange stellen und warten, bis einem so ein kaugummikauender Teenie eine Batterie verkauft, dann muss man wieder warten, bis die raushaben, welche Batterie passt und wie zum Geier man das Gehäuse aufkriegt ... Alles Mist. Warum geht die Uhr am Armaturenbrett eigentlich nicht?»
    «Wahrscheinlich, weil niemand den Nerv hatte, die zweihundert Seiten Handbuch zu wälzen, um herauszufinden, wie man sie einstellt.»
    «Moderne Autos, moderne Uhren, aber nichts funktioniert. Die Welt geht vor die Hunde.»
    «In jeder Hinsicht.»
    Gino seufzte so nachdrücklich, als hätte er die letzten dreißig Minuten die Luft angehalten. «Ich muss sagen, Leo, dieses Bitterroot macht mir echt zu schaffen. Das bringt mich richtig in Konflikte. Als ich Julie Albright gesehen habe, habe ich mir gedacht, was wir hier machen, ist alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Vor zwei Tagen waren wir noch ganz obenauf, weil wir diese Frau aus dem Kofferraum geholt haben, bevor sie stirbt, und dann... Himmel, ich weiß nicht mal mehr, wie sie hieß... »
    «Betty Ekman.»
    «Ja, verdammt, und dann finden wir plötzlich eine ganze Stadt voller Betty Ekmans und Julie Albrights. Warum konnten wir denen nicht helfen, bevor man sie in Kofferräume gesperrt und ihnen das Gesicht zerschnitten hat?»
    Magozzi schloss kurz die Augen. «Wir tun, was wir können, Gino.»
    «Ach ja? Und warum mussten diese vierhundert Frauen sich dann eine eigene Stadt bauen, um sich sicher zu fühlen? Scheiße. Wie soll ich denn jetzt bitte nach Hause gehen und das alles Angela erklären? Sie wird mir einen Drink machen und einen Teller von ihrer Wahnsinnspasta und mir über den Kopf streicheln, weil es mir nicht gutgeht, aber dabei schaut sie mich die ganze Zeit an mit ihren Rehaugen und diesem traurigen Blick, als müsste ich eigentlich dafür sorgen, dass so was gar nicht erst passiert.»
    «Das denkt sie nicht, das weißt du ganz genau.»
    «Kann sein, aber es ist doch so: Wenn du dich persönlich für eine Frau verantwortlich fühlst, fühlst du dich irgendwann für alle verantwortlich, und Bitterroot ist ein krasser Beweis dafür, wie verdammt schlecht wir das machen.»
    «Vielleicht solltest du Angela einfach nichts von Bitterroot erzählen.»
    «Machst du Witze? Was denkst du denn? Glaubst du, so was kann man für sich behalten, wenn man verheiratet ist?» Gleich darauf machte Gino ein zerknirschtes Gesicht. Es fiel ihm zunehmend schwerer, daran zu denken, dass auch Magozzi einmal verheiratet gewesen war und Heather sich kein bisschen für die Arbeit ihres Mannes interessiert hatte. «Entschuldige, Kumpel. Irgendwie vergesse ich Heather immer.»
    «Ich wünschte, das könnte ich auch.»
    Es war noch nicht einmal fünf Uhr und bereits stockdunkel, als sie bei der City Hall ankamen. Die Dunkelheit war keineswegs das Schlimmste am Winter im Mittelwesten, lag aber durchaus auf den vorderen Plätzen. Es war dunkel, wenn man morgens zur Arbeit ging, und wenn man abends nach Hause kam, war es wieder dunkel. Magozzi fragte sich, ob er sich im Frühjahr wohl noch an die Farbe seines Hauses erinnern würde.
    Das Morddezernat war zum Abendessen ausgeflogen, bis auf Johnny McLaren, der fast hinter den riesigen Stapeln Papier auf seinem Schreibtisch verschwand. Der ganze Raum roch nach Mikrowellenpopcorn und verbranntem Kaffee, und die Abfalleimer quollen über vor leeren Getränkedosen und Schnellimbissschachteln.
    «Ist die

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