Monkeewrench 04 - Memento
Sicherheitsvorkehrungen gesehen?»
«Sehr eindrucksvoll. Dennoch müssen wir Sie daran erinnern, dass Ihr Exmann noch nicht wieder dingfest gemacht wurde. Außerdem müssen wir davon ausgehen, dass er seinen Bewährungshelfer entführt und umgebracht hat, mit dem einzigen Ziel, Sie zu finden.»
Julie nickte. «Das hat Maggie mir schon gesagt.»
«Hat sie Ihnen auch gesagt, dass der Bewährungshelfer hier in Dundas County ermordet wurde, nicht weit von Bitterroot? Er weiß, wo Sie sind, Ms. Albright.»
Ihre Hand wanderte nach oben, tastete nach einem Strang vernarbten Gewebes neben dem Mund. «Er hat immer herausgefunden, wo ich war, Detective. Egal, wie weit ich geflohen bin, wie gut ich mich versteckt habe, er hat mich jedes Mal gefunden. Darin ist er ausgesprochen g ut .»
Gino schaute über einen Blumentopf hinweg in das gemütliche, kleine Wohnzimmer. Auf dem Boden lag Spielzeug, in einer Ecke stand ein Laufstall, und es hatte Fenster nach allen Seiten. Natürlich hatte die Haustür ein Sicherheitsschloss, aber was nützte das schon in einem Glashaus? «Jetzt hören Sie mir mal zu, Ms. Albright, Sie müssen das begreifen. Der Kerl ist ein Mörder und aller Voraussicht nach noch in der Gegend, und es ist mir völlig egal, wie gut die Sicherheitsvorkehrungen um den Zaun sind. Wenn er irgendwie in die Siedlung hineinkommt, sitzen Sie hier mitten auf dem Präsentierteller. Meiner Meinung nach wären Sie sehr viel sicherer, wenn wir Sie irgendwo in der Stadt unterbringen und bewachen lassen. Das ist besser als hier in der Gegend.»
«Und wie viele Wachen?», fragte sie unvermittelt.
«Wie bitte?»
«Wie viele Leute würden mich an diesem Ort in der Stadt bewachen, von dem Sie da reden?»
«Nun ja, also, das weiß ich nicht. Zwei vielleicht. Polizisten, versteht sich, einer drinnen, einer draußen, je nachdem, was nötig ist, um Ihre Sicherheit zu gewährleisten.»
Julie versuchte ein weiteres Mal zu lächeln. «Seien Sie mir nicht böse, Detective, aber hier gewährleistet eine ganze Stadt meine Sicherheit.»
Langsam verlor Gino die Geduld. «Seien Sie mir bitte Ihrerseits auch nicht böse, aber Sie haben hier vierhundert Zivilisten um sich herum, Frauen noch dazu, und jede Menge unüberwachtes Gebiet. So gut deren Absichten auch sein mögen, sie können Ihnen einfach nicht dieselbe Sicherheit bieten wie zwei gut ausgebildete Polizisten in einer überschaubaren Umgebung ... »
«Das hat mir beim letzten Mal auch nicht viel genützt», unterbrach sie ihn mit leiser Stimme, und Gino machte ganz langsam den Mund zu. «Ich weiß, Sie meinen es gut mit mir. Mir ist klar, dass es auch gute Männer auf der Welt gibt, die alles dafür tun würden, damit solche Dinge nicht mehr passieren. Zwei davon haben mein Haus bewacht, in der Nacht, als Kurt bei mir eingebrochen ist und mir das Gesicht zerschnitten hat. Die haben es auch gut mit mir gemeint.»
Gino kniff die Augen zusammen. «Waren das denn Polizisten?»
Einen Augenblick lang sah sie ihn an, als hätte sie Mitleid mit ihm, und Gino begriff erst, als sie antwortete. «Ja. MPD.»
Danach blieb im Grunde nichts mehr zu sagen. Nichts als Sheriff Rikkers Beteuerungen, dass die Bezirksverwaltung die Streifen rund um Bitterroot verstärken werde, solange Weinbeck noch auf freiem Fuß sei, und Magozzis lahme, väterliche Ermahnungen an Julie Albright, ihre Tür stets verschlossen zu halten, das Telefon in der Nähe zu haben und das Gelände nach Möglichkeit bis auf weiteres nicht zu verlassen. Sie nickte höflich, als würde sie sich alles, was sie sagten, zu Herzen nehmen, obwohl sie das Rechtssystem vertraten, das sie schon einmal nicht hatte schützen können.
Als Gino zur Tür ging, gab er ihr die Hand. Das machte er nur in Ausnahmefällen. «Passen Sie auf sich auf», sagte er, und selbst ein Blinder hätte erkannt, wie ernst er das meinte.
Sie waren schon halb den Gartenweg hinunter, als Julie Iris noch hinterherrief: «Jetzt habe ich ganz vergessen, Ihnen zu Ihrer Wahl zu gratulieren, Sheriff Rikker. Ich habe für Sie gestimmt. Das haben wir alle getan.»
Auf der Rückfahrt von Bitterroot zum Bezirksgericht schwiegen alle, bis die Worte schließlich aus Gino herausbrachen wie heiße Lava aus einem Vulkan. «Herrgott, Magozzi, das MPD hat Dienst direkt vor ihrer Tür, und Weinbeck tut ihr so was an? Wie zum Teufel fühlt man sich denn dabei?»
«Beschissen.»
«Das kannst du laut sagen. Ich würde mich gern mal mit dem Sergeant von den beiden
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