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Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Titel: Monkeewrench 06 - Todesnaehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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sichtlich erschüttert. Sie hatten ihm nichts erzählt, und er hatte keine Fragen gestellt; trotzdem wusste er nur zu gut, dass da draußen etwas passiert sein musste.
    Halt die Augen offen, Don. Falls irgendjemand auftaucht und nach mir fragt, stell dich dumm und halt dich von ihm fern, und dann ruf Grace an und sag ihr Bescheid.
    Plötzlich sah er ein Licht, das eine Sekunde zuvor noch nicht da gewesen war. Normalerweise wäre es ihm gar nicht weiter aufgefallen. Ein Großteil der Hafenbeleuchtung ging des Nachts aus, um die Leute, die auf den Booten schliefen, nicht zu stören, deshalb benutzten viele Taschenlampen, wenn sie nach einer durchtanzten Nacht zurückkamen. Doch das hier waren die Lichtkegel zweier Taschenlampen. Sie wanderten am Rumpf von John Smiths Boot entlang und leuchteten den Namen an.
    Das verhieß nichts Gutes. Don merkte es daran, wie wild sein Herz schlug, fast bis zum Hals, und an den tiefverwurzelten Überlebensinstinkten, die automatisch einsetzten und die er nur zu gut kannte. Das waren keine besoffenen oder bekifften Jugendlichen, die eine kleine Spritztour mit einem geklauten Boot machen wollten. Da war Vorsatz im Spiel.
    Flucht oder Konfrontation?
    Die Entscheidung fiel in Sekundenbruchteilen: beides. Um zu wissen, ob man angreifen oder den Rückzug antreten sollte, musste man den Feind einschätzen können. Sie waren mindestens zu zweit und höchstwahrscheinlich bewaffnet. Wenn er sich jetzt, aus dreißig Metern Entfernung, bemerkbar machte, verriet er ihnen seinen Standort, und sie waren im Vorteil. Schießen würden sie vermutlich nicht, sie wollten ja etwas Konkretes, vielleicht etwas vom Boot oder irgendwelche Akten aus seinem Büro; ihre größte Angst würde also sein, dass die Bullen hier auftauchten. Mit anderen Worten: Dons beste Chance lag darin, die Bullen auftauchen zu lassen – was für eine Ironie, wo er doch den Großteil seines Lebens damit zugebracht hatte, sie zu meiden.
    Langsam und vorsichtig wich er immer weiter in die Schatten zurück, näherte sich rückwärts, im Krebsgang, dem Hafenbüro, das im Dunkeln lag. Er griff sich das Telefon vom Schreibtisch, schob den Bürostuhl zurück und kroch unter den Tisch. Im Dunkeln ertastete er das beruhigend kalte Metall der abgesägten Schrotflinte, die er für Notfälle an der Innenseite der Tischblende angebracht hatte. Doch für den Moment erschien ihm der legale Weg vernünftiger. Als aktenkundiger Verbrecher durfte er keine Waffe besitzen, und er hatte schließlich keine Ahnung, was für Straftaten mit diesem speziellen Gewehr, das er auf dem Schwarzmarkt erworben hatte, schon begangen worden waren. Grauenhafte Verbrechen wahrscheinlich, für die er kein Alibi hatte und die ihn bis an sein Lebensende hinter Gitter bringen konnten. Das wollte er um jeden Preis vermeiden; trotzdem nahm er die Waffe aus ihrer Halterung, falls die unmittelbare Zukunft doch den Einsatz einer Schusswaffe als letzten Ausweg forderte.
    Er wählte die Ziffer 9. Doch noch bevor er die beiden Einsen hinzufügen konnte, die den Notruf vervollständigt hätten, griff eine Hand nach seiner Schulter und zog ihn unter dem Tisch hervor.
    Verdammt! Dann waren sie also mindestens zu dritt.
    «Scheiße, was soll das?», schrie Don. Er wusste, dass seine Chancen rapide schwanden, und konnte nur hoffen, dass ihn jemand hörte und die Polizei rief.
    Ein Schlag erschütterte seinen Kiefer, und er prallte mit dem Kopf auf die Schreibtischunterlage. Gleich darauf schmeckte er Blut im Mund, hörte weitere Schritte, die näher kamen. Das konnte kein gutes Ende nehmen, denn jetzt hörte er, wie Klebeband von einer Rolle gerissen wurde, und das würde Don Kardon sich auf keinen Fall bieten lassen.
    Er packte den Mann, der ihn festhielt, an den Handgelenken, drehte sich zu ihm um, rammte ihm das Knie in die Eier, dass es knirschte, und warf ihn dann auf den Schreibtisch. «Du Scheißkerl!», brüllte er noch einmal, so laut er konnte, dann tauchte er wieder unter den Tisch, griff nach der Schrotflinte und feuerte blindlings drauflos, während er selbst die Kugeln spürte, die seinen Körper an lebenswichtigen Stellen durchbohrten. Sie würden ihn töten, das wusste er. Er dachte an den Jasmin, der nachts blühte und so gut duftete, und an den amerikanischen Traum. Heute würde er sterben, doch er würde nicht kampflos untergehen.

KAPITEL 25
    I m Grunde waren Harley und der Schlaf gute Freunde. Er konnte so ziemlich überall und jederzeit einpennen: im Flieger, im

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