Monkeewrench 06 - Todesnaehe
gefunden. Es gab eben viel zu viele Informationen im Internet, das war das Schwierige, und um sie alle zu durchforsten, brauchte man absolut wasserdichte Suchparameter. Und dann blieb immer noch die Möglichkeit, die alle fürchteten: dass es einfach gar keine Verbindung gab. Noch brummte das Biest auf seiner Suche vor sich hin, aber sie rechneten alle besorgt damit, dass es bald aufhören würde und die Nachricht «0 Treffer gefunden» auf dem Bildschirm erschien.
Annie und Roadrunner hatten sich in Johns letzte Fälle beim FBI gehackt und waren jetzt in die entsprechenden Dateien und Archive vertieft. Harley hatte sich das Abbild der Festplatte vorgenommen, allem voran die Tonnen von E-Mails, die alle geschäftlicher Natur und todlangweilig waren. Mit der linken Hand betätigte er die Maus, mit der rechten streichelte er Charlie den Kopf. Die erste halbe Stunde hatte der Hund sie alle abgelenkt, er war, wild mit dem kläglichen Stummelrest seines Schwanzes wedelnd, von Schreibtisch zu Schreibtisch gerannt und hatte Hände und Gesichter geleckt, als gäbe es kein Morgen – doch sein eigentliches Ziel war Harley gewesen. Jetzt saß er neben dessen Schreibtischstuhl, den Kopf in seinem Schoß, und rührte sich nicht mehr vom Fleck.
Harley kraulte den Hund noch einmal nachdrücklich hinter den Ohren, dann schob er seinen Stuhl zurück und rieb sich die Augen. «Ich brauch ’ne Pause. Ich bin schon halb blind, und halb verhungert bin ich auch. Wie lange ist Grace jetzt weg?»
«Zwei Stunden und vier Minuten», antwortete Roadrunner. «Meint ihr, wir sollten mal bei Magozzi anrufen?»
In dem Moment hob Charlie den Kopf und schlitterte dann über die gebohnerten Ahorndielen in Richtung Treppe.
«Lass mal.» Harley sah dem Hund grinsend hinterher. «Ich glaube, da kommt sie gerade.»
Sie fanden Grace in der Küche, wo sie, Charlie zu Füßen, das Innenleben von Harleys Kühlschrank begutachtete. «Harley, da ist ja nur Wurst drin.»
«Keineswegs. Das Fleischfach ist voll mit Aufschnitt, und weiter unten steht noch ein Vier-Liter-Topf mit Matzeknödelsuppe von Cecil’s Deli.»
«Perfekt.» Grace setzte sich auf einen der Barhocker am Frühstückstresen. «Bedient mich. Ich bin total erledigt.»
«Dabei siehst du gar nicht so aus. Die Urlaubsbräune ist echt scharf. Annie, schneid doch mal die Ciabatta auf, ja?»
Grace stützte die Ellbogen auf den Tresen, schloss für einen Moment die Augen und überließ sich dem warmen, tröstlichen Gefühl, wieder zu Hause zu sein. Annie legte den Arm um sie. «Schläfst du, Schätzchen?»
«Ich ruhe nur kurz die Augen aus. Die letzten drei Tage waren hart. Habt ihr schon was herausgefunden?»
Harley schob die Suppe in die Mikrowelle und stellte fünf Minuten ein. «Null Komma null. Wir haben das Biest mit Johns Daten vom Abbild gefüttert und mit sämtlichen Infos aus den Brieftaschen, die du uns gegeben hast. Falls die drei sich jemals über den virtuellen Weg gelaufen sein sollten, haben wir es bis jetzt noch nicht entdeckt. Ich gehe Johns Festplatte händisch durch, aber das dauert.»
Annie kaute an einer Scheibe Schinken. «Ist Magozzi irgendwas eingefallen?»
Grace zuckte die Achseln. Allein das kostete sie eine Menge Kraft. «Gino und er telefonieren die Behörden in Florida und Washington ab. Aber die schlechte Nachricht ist: Don Kardon, der Hafenbesitzer, hat einen Anruf von jemandem bekommen, der behauptet, er habe mit John über einen Kauf seines Bootes verhandelt – was natürlich überhaupt nicht stimmt.»
Annies Augenbrauen wanderten in die Höhe. Normalerweise vermied sie diese Art der Reaktion, seit sie ein erstes winziges Fältchen auf ihrer Stirn entdeckt hatte. «Dann ist also immer noch jemand hinter ihm her. Ich hoffe, der Junge ist gut im Versteckenspielen.»
«Ist er. Aber wir sitzen auf dem Präsentierteller. Wenn die wirklich so dringend an John heranwollen, werden sie sich auch die Leute vorknöpfen, mit denen er zu tun hatte. Und das sind wir. Also haltet die Augen offen.»
«Wonach denn?» Roadrunner hatte eine steile Sorgenfalte zwischen den Brauen.
«Nach Gegenständen, Autos, Menschen – allem, was nicht ins Bild passt.»
Harley stellte Grace einen dampfenden Teller Suppe hin, und sie beugte sich darüber und atmete so tief ein, als wollte sie die Nährstoffe ganz ohne die Anstrengung des Essens inhalieren. «Wir haben alles im Griff, Grace. Du isst jetzt was, und dann schläfst du erst mal.»
Nach dem Essen brachte Annie Grace nach
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