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Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Titel: Monkeewrench 06 - Todesnaehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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mutmaßliche Mörder-Freund, der sich die Waffe angeblich von Joe geliehen haben soll, sie ihm etwa noch vor der Fahrt in den Norden zurückgegeben? Möglich wäre das schon. Er knallt zwei Männer ab, lässt die Waffe auskühlen, putzt sie ordentlich und gibt sie dann mittags wieder zurück. Aber klingt das irgendwie wahrscheinlich?»
    Gino ließ den Kopf in die Hände sinken. «Nein, verdammt. Also gut. Nehmen wir mal an, Joe hat selbst geschossen. Was zum Geier war dann sein Motiv?»
    Magozzi kaute auf seiner Unterlippe, eine dumme Angewohnheit, die für ihn schon seit langem untrennbar zum Nachdenken gehörte. «Joe Hardy war drei Mal in zwei richtig hundsgemeinen Kriegen im Einsatz. Er hat schreckliche Dinge gesehen, auf schreckliche Weise Kameraden verloren. Davon kriegt so ziemlich jeder einen Knacks, also nehmen wir einfach mal an, auch Joe Hardy hatte einen. Er kommt zurück, erfährt, dass er Krebs im Endstadium hat, und wird wütend. Zudem hat er seine Chemo-Behandlungen ganz nah an einem Viertel, wo lauter Typen wohnen, die wie die Bösen aussehen. Der Krieg ist mit ihm nach Hause zurückgekehrt, da dreht er dann eben einfach durch.»
    Weil er den Schokoriegel schon intus hatte, machte Gino sich daran, stattdessen einen unschuldigen Kugelschreiber auseinanderzunehmen. «Überzeugt mich nicht. Wir führen seit grob geschätzt einer Milliarde Jahren Krieg im Nahen Osten. Da kommen massenhaft Veteranen zurück, die total am Ende sind, was man ja auch verstehen kann. Hin und wieder, und damit meine ich wirklich seltene Fälle, flippt mal einer so richtig aus und vermöbelt seine Frau oder haut eine Kneipe kurz und klein. Aber meistens bringen die armen Kerle sich doch selber um, wenn sie einfach nicht damit klarkommen. Sie knallen nicht wahllos Leute ab, die wie der Feind von früher aussehen, und sie begehen ganz sicher keine durchgeplanten Morde, als wären sie Auftragskiller. Du springst da einfach so auf den Psycho-Zug auf, und Joe kommt unter die Räder, dabei wissen wir nicht mal, ob er seine Waffe wirklich die ganze Zeit hatte.»
    Magozzi nahm drei Aspirin aus der Packung in seiner Schreibtischschublade und spülte sie mit kalt gewordenem Kaffee hinunter. «Da hast du recht. Wir müssen noch mal mit Beth reden.»
    «Oh, klasse! Willst du gleich los? ‹Ach, hallo, Beth! Wow, Ihre Wimperntusche hat die ganze Trauer ja wirklich bestens überstanden. Ich weiß, Joe ist erst seit zwei Tagen tot, aber wir vermuten, er war ein durchgeknallter Mörder. Wär echt bombig, wenn Sie ihm ein Alibi geben könnten, damit wir uns alle wieder besser fühlen.›» Gino sackte in seinem Stuhl zusammen und warf die Einzelteile des Kulis in die Schreibtischschublade.
    Magozzi musterte seinen Partner. Die Sache ging ihm sichtlich an die Nieren. Gino hatte in Joe Hardy einen Helden gefunden, und jetzt fiel es ihm schwer, sich von dieser Idee zu verabschieden, weil er eben unbedingt an die Existenz von Helden glauben wollte. Das musste an den Comic-Superhelden liegen. Und es war ja auch erstaunlich, wie sehr diese Schundheftchen oft der Realität entsprachen. Leider ließen sie das kleine Detail aus, dass Helden genauso viele Fehler haben wie jeder andere Mensch auch. «Ruf du sie an, Gino. Was die Kommunikation mit Frauen betrifft, ist deine Erfolgsquote deutlich höher als meine. Stell sie auf Lautsprecher. Wenn nötig, schalte ich mich ein.»
    Beth nahm nach dem dritten Klingeln ab. Im Hintergrund hörte man leises Stimmengewirr: entweder der Fernseher oder ein Grüppchen Trauergäste im Nebenzimmer, das war schwer zu sagen. «Hallo, Mrs. Hardy. Hier ist Detective Rolseth, und Detective Magozzi hört mit. Entschuldigen Sie bitte vielmals die Störung, aber wir sind bei den Ermittlungen im Mord an Ihrem Mann auf etwas gestoßen, das leider nicht warten kann.»
    «Schon gut, Detective. Ich bin ja froh, dass Sie sich so um den Fall kümmern.»
    «Haben Sie gerade Besuch?»
    «Ja. Verwandte, Freunde, das Haus ist voller Leute.»
    «Das ist beruhigend zu wissen. Wir wollen Sie auch gar nicht lange aufhalten. Eigentlich geht es nur um die Frage, ob Sie wissen, wo sich Joes Waffe in den Tagen vor seinem Tod genau befunden hat. Vor allem an dem Tag, als er mit seinen Freunden nach Norden gefahren ist, um auf die Jagd zu gehen.»
    Beth zögerte. Sie war nicht blöd; ihr war klar, dass hinter dieser Frage noch mehr stecken musste. «Joe hat die Waffe praktisch nie aus den Augen gelassen. Wenn er unterwegs war, hatte er sie immer

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