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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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bitte?«
    »Hm, ich weiß nicht, ob ich das ohne Genehmigung machen kann. Und Mr. Swig ist schon weg - ach, was soll’s, Sie sind schließlich von der Polizei, und wenn Sie wollen, haben Sie sowieso Mittel und Wege, ihre Nummer rauszubekommen, stimmt’s?« Sie klimperte mit den Wimpern, stand von ihrem Stuhl auf und ging wiegenden Schrittes den Flur hinunter zu der nächstgelegenen braunen Tür, aus der sie kurz darauf wieder mit einem Zettel in der Hand auftauchte, den sie Milo reichte. Darauf stand in sauberer Druckschrift Heidi Otts Name und ihre Telefonnummer. Vorwahl 213 - Los Angeles.
    Milo machte eine kleine Verbeugung. »Danke, Ma’am.«
    »Keine Ursache, Sir.« Noch mehr Wimperngeklimper. »Ich hoffe, Sie finden den, der’s getan hat.«
    Milo dankte ihr erneut, und wir gingen in Richtung Haupteingang.
    Lindeen sagte: »Warum wollen Sie sich mit Heidi unterhalten?«
    »Sie hat mit Dr. Argent zusammengearbeitet.«
    Lindeen nahm einen Bleistift und tippte damit gegen die Schreibtischkante. »Ich glaube nicht, dass die beiden befreundet waren oder so. Dr. Argent hatte, soweit ich es mitbekommen habe, keine Freunde. Sie war sehr verschlossen. Wir haben sie ein paar Mal gefragt, ob sie mitkommen will, wenn wir noch ausgegangen sind, um irgendwo Margeritas zu trinken oder so, aber sie hat immer nein gesagt, also haben wir irgendwann auch nicht mehr gefragt. Ich hatte den Eindruck, dass sie einfach schüchtern war. Trotzdem ist es schrecklich, was mit ihr passiert ist. Als ich davon gehört habe, konnte ich es gar nicht glauben. Da sieht man jemanden Tag für Tag, und dann …« Sie schnippte mit den Fingern. »Sie ist jeden Morgen hier bei mir vorbeigekommen. Immer um acht Uhr, immer in Eile, und jedesmal hat sie guten Morgen gesagt und ist weitergegangen, als hätte sie noch Großes vor. Es ist so … furchtbar.«
    »Allerdings«, sagte Milo. »Sie hatte also überhaupt keine Freunde?«
    »Mir ist jedenfalls keiner aufgefallen. Bei ihr drehte sich alles immer nur um Arbeit, Arbeit, Arbeit. So nett, wie sie sein mochte, immer nur Arbeit, Arbeit, Arbeit. Ich hoffe, Sie lösen den Fall.«
    Sie griff zum Telefon. Milo sagte: »Entschuldigen Sie, Ma’am, aber eine Sache interessiert mich noch.«
    Ihre Hand ruhte auf dem Hörer. »Und was ist das?«
    »Der Kerl, der uns herumgeführt hat - Hatterson. Weswegen ist der hier?«
    »Oh, der«, sagte sie. »Wieso, gab’s irgendwelche Probleme?«
    »Nein. Macht er manchmal Probleme?«
    »Der?«, schnaubte sie. »So gut wie nie.«
    »Der Grund, warum ich frage, ist der, dass er gar nicht so einen verrückten Eindruck macht. Ich wundere mich nur, was für ‘n Kerl hier den Fremdenführer macht.«
    »Phil«, sagte sie, und der Abscheu in ihrer Stimme war un-überhörbar, »Phil hat ein Kind vergewaltigt und es so übel zugerichtet, dass ein ganzes Team von Chirurgen es nachher wieder zusammenflicken musste.«

6
    Frank Dollard stand draußen und wartete auf uns. Wortlos begleitete er uns über den Hof. Chet, der Koloss, stand in einer Ecke und starrte auf den Maschendraht. Shrabno, der zuvor in den Schmutz gepinkelt hatte, war verschwunden. Ein paar Männer standen herum wie gelähmt, andere wiederum saßen auf dem Boden im Dreck. Die Sonne brannte noch heißer als zuvor.
    Dollard wartete, während wir uns Milos Pistole und mein Messer wiedergeben ließen. Dann schwang das äußere Tor auf.
    Milo sagte: »Kann ich Sie mal was fragen, Frank? Ein Typ wie Hatterson - in ‘nem normalen Knast würden die ihn zu Hackfleisch machen.«
    Dollard lächelte. »Und jetzt wollen Sie wissen, wo er hier in der Hackordnung steht. Ziemlich weit unten. Genauso wie alle anderen. Soweit ich weiß, haben die anderen Kerle keine Ahnung, was er getan hat. Sie kümmern sich nicht groß um einander - das ist das Entscheidende. Es gibt zwischen ihnen keinerlei Verbindung.«
     
    Als wir durch das Eukalyptuswäldchen fuhren, fing Milo an zu lachen.
    »Was ist los?«, sagte ich.
    »Stell dir mal folgende Geschichte vor: Wir fangen den bösen Buben, und es stellt sich raus, dass er irgend so ‘n Scherzkeks ist, den sie irrtümlicherweise rausgelassen haben. Er plädiert auf verminderte Schuldfähigkeit und landet schließlich hier.«
    »Verkauf die Story nach Hollywood - ach nee, irgendwie doch nicht dämlich genug.«
    Wir kamen aus dem Wäldchen heraus und waren plötzlich umgeben von gleißend weißem Licht. »Andererseits behauptest du ja, dass unser Kunde aller Wahrscheinlichkeit nach sich weder

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