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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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verrückt aufführt noch so aussieht, insofern können wir den Laden hier ohnehin vergessen.«
    »Ich würde eher auf einen aus dem vierten Stock tippen.«
    »Die Frage ist, mache ich mir die Mühe herauszufinden, ob in letzter Zeit überhaupt jemand aus Starkweather entlassen wurde? Und was ist mit dieser Gruppe, die Ciaire geleitet hat? Wozu brauchen Typen, die sich nahe an der Debilitätsgrenze bewegen, überhaupt Fertigkeiten fürs Alltagsleben? Außer, wenn sie einen Hinweis darauf hatte, dass einer von denen irgendwann demnächst rauskommen würde.«
    »Vielleicht war es reiner Altruismus«, sagte ich. »Unter Umständen zwar fehlgeleitet, aber vielleicht hatte sie auch andere Gründe. Heidi Ott kann unter Umständen Näheres dazu sagen. Außerdem kann sie dir Auskunft darüber geben, ob einer von Claires Patienten in letzter Zeit entlassen wurde.«
    »Stimmt, die steht auf jeden Fall ganz oben auf meiner Liste. Ziemlich taffes Mädchen. Wie die mit diesem Ralph umgesprungen ist. Kannst du dir vorstellen, wie das für eine Frau ist - da jeden Morgen reinzumarschiersn?« Er bog vom Starkweather Drive ab auf die Verbindungsstraße zum Highway. Das kahle Ödland breitete sich vor uns aus, bevor die Erste der Fleischfabriken rußig in den blauen Himmel ragte, der hinter den schattenspendenden Säulen wie der blanke Hohn wirkte.
    Milo sagte: »Ich lasse hier eine der Grundlagen der Polizeiarbeit außer Acht: Besorg dir eine fundierte Basis. Mach dir ein Bild vom Opfer. Das Problem ist, dass mich, was Ciaire angeht, allmählich das gleiche Gefühl beschleicht wie bei Richard Dada. Man stochert im Trüben, und nirgendwo stößt man auf Widerstand. Sie hat alleine gelebt, soweit bis jetzt bekannt, keinerlei seltsame Angewohnheiten. Freunde konnte ich auch noch keine auftreiben, und Angehörige hier in der Gegend hat sie auch nicht. Du hast gehört, wie alle in Starkweather sie beschrieben haben: nett, hat ihre Arbeit erledigt und sich ansonsten zurückgehalten. Ist niemandem in die Quere gekommen oder irgendwo angeeckt. Sozusagen Richard Dadas Schwester im Geiste. Also womit haben wir’s hier zu tun? Mit einem Psychopathen, der es auf harmlose Leute abgesehen hat?«
    »Angenommen, zwischen den Fällen gibt es eine Verbindung, dann ist es vielleicht jemand, der sich einsame Leute vorknöpft.«
    »Dann ist halb L.A. in Gefahr.«
    »Wo lebt Claires Familie?«
    »In Pittsburgh. Sie hat nur ihre Eltern, sie war ein Einzelkind.« Er kaute auf seinen Wangen herum. »Ich habe sie verständigt. Du kennst die Prozedur: Ich ruiniere ihr Leben, sie heulen, und ich höre zu. Sie kommen diese Woche her; vielleicht kann ich dann mehr herausbekommen als das, was ich bisher habe, nämlich: Ciaire hatte keine Feinde, war eine wundervolle Tochter, ein großartiges Mädchen. Immer sind es wundervolle Mädchen.«
    Wir rauschten durch die öde Industrielandschaft. Hügel aus verrottenden Maschinenteilen, Schlackehalden, Abflussgräben voller Schlamm, öliger Matsch, der sich über die Landschaft ausbreitete. Wäre das Ganze mit einem grauen Himmel garniert gewesen, man hätte es glatt für die Hölle halten können, doch heute sah es nur aus wie etwas, das man vor den Augen der Wählerschaft verbarg.
    Milo bemerkte die Landschaft überhaupt nicht. Er hielt mit beiden Händen das Lenkrad umklammert, die Knöchel ganz weiß vor Anspannung.
    »Einsame Leute«, sagte er. »Warte mal, bis du das Haus siehst.«
     
    Den gesamten Weg bis zum Freeway fuhr er viel zu schnell. Als wir die Auffahrt hinaufschossen, sagte er: »Ich bin gestern dort gewesen, habe einige Zeit dort zugebracht - die Straße in Augenschein genommen, mit den Nachbarn geredet und so weiter. Statistisch gesehen, werden die meisten Frauen in ihren eigenen vier Wänden ermordet, deswegen habe ich den Jungs von der Spurensicherung gesagt, sie sollen sich Zeit lassen - ohne Erfolg, wie’s aussieht. Heute Morgen habe ich ein paar vorläufige Ergebnisse bekommen: weder Blut noch Sperma, kein Anzeichen für einen Einbruch oder Überfall. Jede Menge Fingerabdrücke, aber das erwartet man ja in jedem Haus, und die, die wir gefunden haben, stammen bisher alle von Ciaire. Die endgültige Autopsie findet morgen statt.«
    »Was haben die Nachbarn gesagt?«
    »Rate mal.«
    »Sie war zurückhaltend, hat mit niemandem geredet und nie Probleme gemacht.«
    »Wer sitzt da neben mir? Mister Allwissend?« Er gab Gas. »Niemand hat mehr als zwei Worte mit ihr gewechselt. Nicht mal ihren Namen

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