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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Antipathien gegen sie hatte, dann ist die Antwort nein. Die Männer konnten sie gut leiden. Und zwar alle.«
    Wieder zupfte sie an ihrem Pferdeschwanz. »Es ist echt zum Kotzen. Ciaire war eine gute Lehrerin - sehr geduldig. Ich kann einfach nicht glauben, wie irgendwer auf die Idee kommen konnte, ihr etwas anzutun.«
    Sie verwendete den Vornamen, wenn sie von ihr sprach - typisch Generation X. Rasante Vertraulichkeit.
    Sie sagte: »Ich wollte, ich könnte Ihnen mehr erzählen. Die Sache mit Peake - das hat doch nichts zu bedeuten, oder?«
    »Vermutlich nicht«, sagte Milo. »Aber ich werde mich mit ihm unterhalten müssen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Mit dem unterhält man sich nicht einfach so. Die meiste Zeit ist er völlig weggedriftet. Ciaire und ich haben Monate gebraucht, bis wir ihn dazu brachten, überhaupt eine Reaktion zu zeigen.«
    »Na ja«, sagte Milo. »Dann sehen wir mal, was passiert.«
    Sie griff nach hinten, zupfte ein Blatt vom Baum und zerrieb es zwischen ihren Fingern. »Ich glaube, das war es, was ich erwartet habe. Dann mache ich mich am besten schon mal auf eine Predigt von Swig gefasst. Ich hätte ihm ohnehin zuerst Bescheid sagen sollen.«
    »Soll ich mich vorher noch mal mit ihm unterhalten und ein gutes Wort für Sie einlegen?«
    »Nein, das kriege ich schon hin. Wenigstens weiß ich, dass ich das Richtige getan habe - ich wollte sowieso was anderes machen. Vielleicht mit Kindern.«
    »Wie lange dauert es noch, bis Sie mit dem College fertig sind?«, fragte ich.
    »Ein Jahr bis zum Bachelor und dann noch das Aufbaustudium. Ich zahle alles selbst, deswegen wird’s wohl noch eine Weile dauern. Das war das Gute an Starkweather, die Bezahlung war prima. Aber ich werde schon was anderes finden.«
    Milo sagte: »Sie hören also definitiv auf?«
    »Es gibt nichts, das mich davon abhält.«
    »Schade, Sie könnten uns weiterhin behilflich sein.«
    »Wie denn das?«
    »Indem Sie versuchen, Peake noch mal aus seinem Schneckenhaus zu locken.«
    Sie lachte nervös. »Nein, danke, Detective Sturgis. Ich hab keine Lust, mich da noch tiefer reinziehen zu lassen. Außerdem redet er mit mir ja auch nicht.«
    »An dem Tag, als Ciaire umgebracht wurde, aber schon.«
    »Das war - ich weiß auch nicht, wie es dazu kam«, sagte sie.
    Milo lächelte. »Ich kann Sie also nicht überreden, hm?«
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Ich glaube kaum.«
    »Betrachten Sie’s als eine Erfahrung im Umgang mit Extremen - als Herausforderung.«
    Sie schaute auf ihre Uhr. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Klar.«
    Sie schüttelte uns beiden die Hand und ging sportlich schwungvoll davon.
    »Was zum Teufel hat die Geschichte mit Peake zu bedeuten?«
    »Wahrscheinlich gar nichts«, sagte ich. »Er hat irgendwas gemurmelt; normalerweise hätte Heidi dem gar keine Bedeutung beigemessen. Und nachdem sich herausstellte, dass Claire ermordet wurde, hat sie Angst gekriegt.«
    »>Dr. A., Augen hin, Deckel zu<«, sagte er. »Was ist, wenn es nicht nur irres Gebrabbel war. Was ist, wenn Peake einen Kumpel hatte, der es geschafft hat, aus Starkweather rauszukommen? Jemand, der ihm erzählt hat, er würde mit Ciaire was anstellen?«
    »Es klingt nicht so, als ob Peake überhaupt Kumpels hätte. Heidi sagt, er hat ein Zimmer für sich, und niemand will mit ihm zu tun haben. Aber es kann ja sein. Wir sollten ihn genauer unter die Lupe nehmen.«
    »Ardis Peake«, sagte er. »Sein Fall liegt schon lange zurück. Genau sechzehn Jahre. Ich weiß das deshalb, weil ich damals gerade beim Morddezernat angefangen hatte, und der erste Fall, den sie mir aufgehalst haben, war ein völlig verkorkstes Ding mit einem unbekannten Täter, über dem ich eine Ewigkeit gebrütet habe, ohne dass ich auch nur ein Stück weiterkam. Ich dachte schon, ich hätte mir vielleicht doch den falschen Job ausgesucht. Ein paar Tage später landet Peake seinen Coup in diesem Kaff und irgendso’n Hinterwäldlersheriff löst den Fall noch am selben Tag. Ich weiß noch, wie ich dachte, dass manchen Leuten das Glück in den Schoß fällt: Ich meine, das Arschloch hat sich denen doch auf dem Präsentierteller serviert. Ein paar Jahre später hab ich in Quantico einen Lehrgang mitgemacht, und da haben sie Peake als Musterfall benutzt. Typischer Fall von desorientiertem Massenmörder im Blutrausch, auf den sämtliche Definitionsmerkmale hundertprozentig passten: frei herumlaufender Irrer mit mangelnder Hygiene, der Geist an den Rändern schon ausgefranst, macht sich keine

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