Monster
musste einfach zurückgeblieben sein. Die Ranchbesitzer erklärten sich schließlich dazu bereit, ihm einen Job zu geben: Er wurde Rattenfänger, Mäusejäger und Schlangenschlächter. Der menschliche Terrier auf der Farm.
Sein Territorium waren die zwanzigtausend Quadratmeter unmittelbar um das Haus herum. Eine Aufgabe, die nie gänzlich zu bewältigen war, doch er nahm sie ernst und arbeitete oft bis spät in die Nacht, bewaffnet mit einem angespitzten Stock und Gift. Manchmal robbte er durch den Staub, die Nase buchstäblich wie ein Hund am Boden.
Eine Aufgabe, mit er man einen Hund und keinen Menschen betraut hätte, doch allem Anschein nach hatte Peake seine Nische gefunden.
Bis es dann an einem kühlen, wunderbaren Sonntagmorgen zwei Stunden vor Sonnenaufgang vorbei war.
Seine Mutter wurde zuerst gefunden. Eine schwere, massige Frau, die in einem verblichenen Hauskleid am Küchentisch saß, vor sich einen großen Teller Granny Smith, die teilweise schon geschält und entkernt waren. Eine Schüssel Zucker, Mehl und ein Stück Butter auf der Arbeitsfläche ließen erkennen, dass sie vorhatte, einen Kuchen zu backen. Ein Braten stand im Ofen, und zwei Kohlköpfe waren schon klein geschnitten, um Salat daraus zu machen. Noreen Peake litt unter Schlaflosigkeit, und nächtliche Kochorgien waren bei ihr nichts Ungewöhnliches.
Diese hier hatte allerdings ein abruptes Ende gefunden. Sie war enthauptet worden. Kein glatter Schnitt. Der Kopf lag auf dem Boden, etwa anderthalb Meter von ihrem Stuhl entfernt. Daneben ein Schlachtermesser, an dem noch Kohlreste klebten. In dem Holzblock, aus dem das Messer stammte, fehlte noch ein weiteres - allerdings schwerer und größer.
Blutige Abdrücke von Turnschuhen führten zu einer Dienstbotentreppe. Im zweiten Stock lagen der junge Rancher und seine Frau im Bett. Die Laken waren weggerissen und die beiden hielten sich in den Armen. Ihre Köpfe waren noch am Körper, doch versucht hatte es wohl jemand, denn die Luft- und Speiseröhren waren durchtrennt. Das große Messer war zwar durch das Fleisch gedrungen, hatte bei den Knochen jedoch versagt. Die Gesichter waren zerschmettert, was den Anblick noch grausiger machte. Ein blutverklebter Baseballschläger lag auf dem Boden vor dem Fußende des Bettes. Es war der Schläger des jungen Ehemannes; er war in der Schule ein richtiger Baseballcrack gewesen.
Die Zeitungen hatten sich damals groß darüber ausgelassen, wie gut das junge Ehepaar zu Lebzeiten ausgesehen hatte - wie hießen sie noch mal … Ardullo. Mr. und Mrs. Ardullo. Ein Traumpaar, das alles hatte, was man sich wünschen konnte. Ihre Gesichter waren bis zur Unkenntlichkeit entstellt.
Am Ende des Flures lagen die Kinderzimmer. Das Ältere der beiden Kinder, ein fünfjähriges Mädchen, wurde im Kleiderschrank gefunden. Der Gerichtsmediziner vermutete, dass sie etwas gehört und sich versteckt hatte. Das große Messer, reichlich verbogen, aber immer noch intakt, war bei ihr zum Einsatz gekommen. Weitere Details hatten die Zeitungen ihren Lesern erspart.
Ein Spielzimmer lag zwischen ihrem Zimmer und dem des Babys. Überall auf dem Boden lag Spielzeug verstreut herum.
Das Baby war ein zehn Monate alter Junge. Seine Wiege war leer.
Die Fußabdrücke wurden immer undeutlicher. Führten hinunter zur Wäschekammer und dann hinaus durch die Hintertür, bis nur noch vereinzelte Blutflecken einen gewundenen Steinpfad markierten und sich schließlich auf dem Sandweg verloren, der den Küchengarten säumte.
Ardis Peake wurde in seiner Hütte gefunden - im Grunde genommen lediglich ein Schuppen aus Holzschindeln und Teerpappe, aus dem ein Gestank drang wie von einer ganzen Hundemeute. Doch hier lebten keine Tiere, sondern Ardis Peake, der bewusstlos und nackt auf einer Pritsche lag, umgeben von leeren Farbdosen, Klebstofftuben und Flaschen mit billigem mexikanischen Wodka, von denen eine mit Urin gefüllt war. Unter der Pritsche wurde ein Plastiktütchen gefunden, an dem weißer Staub und kristalline Rückstände klebten. Methamphetamin.
Der Mund des Rattenfängers war mit Blut verschmiert. Seine Arme waren hellrot bis zu den Ellbogen, die Haare und das Bett schimmerten burgunderrot. Die grauweißen Sprengsei in seinem Haar stellten sich später als menschliche Hirnmasse heraus. Zuerst dachte man, er sei ein weiteres Opfer.
Doch er zuckte, als man ihn anstieß, und es stellte sich heraus, dass er schlief wie ein Murmeltier.
Ein durchdringender Geruch legte sich über den
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