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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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übrigen Gestank.
    In der Hütte gab es keinen Herd, sondern nur eine Heizplatte, die an eine alte Autobatterie angeschlossen war. Ein Mülleimer aus Blech, der ihm ansonsten wohl als Kochtopf diente, stand auf der heißen Platte. Das Metall war zu dünn, sodass der Boden allmählich durchglühte, und der Geruch von verkohlendem Blech verlieh der übelriechenden Mischung aus Exkrementen, verdorbenem Essen und ungewaschenen Kleidern noch eine zusätzliche bittere Note.
    Dazu kam noch etwas anderes. Völlig unvermutet. Ein Eintopf.
    Von Fliegen bedeckt, lag der Schlafanzug des Babys auf dem Boden.
    Mit Kochen hatte Ardis Peake sich nie abgegeben. Darum hatte sich immer seine Mutter gekümmert. An diesem Morgen hatte er es versucht.
     
    Heidi Ott sagte: »Ich habe von ihm zum ersten Mal gehört, als ich in Starkweather angefangen habe. Ich war damals noch viel zu jung, um etwas davon mitzubekommen.«
    »Sie wissen, was er getan hat?«, fragte Milo.
    »Er hat eine Familie umgebracht. Das steht in seiner Akte. Ciaire hat mir davon erzählt, bevor sie mich fragte, ob ich bereit wäre, mit ihm zu arbeiten. Sie sagte zwar, dass er seit seiner Einweisung keinerlei Gewaltausbrüche gehabt hätte, dass ich aber trotzdem Bescheid wissen sollte, mit wem ich es zu tun habe. Ich hatte nichts dagegen. Was er getan hat, ist schrecklich, aber schließlich landet man ja nicht wegen Ladendiebstahls in Starkweather. Ich habe den Job in erster Linie deswegen angenommen, weil ich am Endpunkt interessiert war.«
    »Am Endpunkt?«
    »An Extremen - wie tief Menschen sich herabziehen lassen.«
    Sie wandte sich mir zu, als ob sie auf Zustimmung meinerseits wartete.
    Ich sagte: »Sie sind interessiert an Extremen?«
    »Ich denke, dass wir aus Extremsituationen eine Menge lernen können. Was ich sagen will, ist, ich wollte sehen, ob ich wirklich geeignet bin für die Arbeit mit Geisteskranken. Ich dachte, wenn ich in Starkweather klarkomme, haut mich nichts mehr um.«
    Milo sagte: »Aber dann stellte sich heraus, dass die Arbeit zu eintönig ist.«
    »Ich nehme an, es war naiv von mir zu glauben, dass ich jede Menge aufregender Sachen erleben würde. Die meisten Jungs sind einfach ganz von der Rolle, entweder infolge der Medikamente oder weil sie sowieso nicht anders können. Sie sind völlig passiv und lethargisch. Wir sorgen dafür, dass sie regelmäßig zu essen bekommen, sich einigermaßen sauber halten, kümmern uns drum, dass sie keinen Ärger kriegen und dass sie sich abregen, wenn sie mal ausrasten. Und das jeden Tag wieder von vorn.«
    »Für Dr. Argent war der Job etwas Neues«, sagte ich. »Haben Sie eine Ahnung, ob es ihr gefallen hat?«
    »Sie machte schon den Eindruck.«
    »Hat sie je darüber geredet, warum sie von County General nach Starkweather gewechselt war?«
    »Nein, Sie hat überhaupt nicht viel geredet. Und wenn, dann nur über die Arbeit und was damit zusammenhing. Nichts Persönliches.«
    »War Ardis Peake ihr zugeteilt worden, oder hat sie ihn sich ausgesucht?«
    »Ich glaube, sie hat ihn sich ausgesucht - die Ärzte haben eine Menge Freiheiten. Während für das Pflegepersonal die Arbeit zum größten Teil aus Routine besteht.«
    »Hat sie gesagt, warum sie mit Peake arbeiten wollte?«
    Sie strich ihren Pferdeschwanz glatt und bog ihren Rücken durch. »Alles, woran ich mich erinnern kann, ist, dass sie gesagt hat, er wäre eine Herausforderung - gerade wegen seiner niedrigen Intelligenz und Aktivität. Wenn es uns gelang, sein Repertoire an Verhaltensmustern zu erweitern, dann würden wir es bei jedem schaffen. Das fand ich eine reizvolle Aufgabe.«
    »Aus Extremen lernen.«
    »Genau.«
    »Was war mit der Therapiegruppe Fertigkeiten für den Alltag?«, sagte ich. »Welche Zielsetzung hatte sie da?«
    »Sie wollte sehen, ob die Männer in der Lage waren, Fortschritte zu machen und mehr auf sich zu achten - Körperpflege, grundlegende Manieren oder zuhören, wenn jemand anders redet. Trotz ihrer Psychosen.«
    »Wie wurden die Männer ausgesucht?«
    »Ciaire hat sie ausgesucht. Ich habe ihr nur assistiert.«
    »Irgendwelche Fortschritte festgestellt?«
    »Nur langsam«, sagte sie. »Wir hatten ja nur sieben Sitzungen. Morgen wäre die Achte gewesen.« Sie wischte sich über die Augen.
    »Gab es irgendwelche besonderen Probleme in der Gruppe?«
    »Nichts Außergewöhnliches. Die üblichen Stimmungsschwankungen, aber davon darf man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wenn Ihre Frage darauf abzielt, ob irgendjemand

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