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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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raus.«
    »Sicher«, sagte Rob Ray. »Aber gibt’s in solchen Läden nicht immer irgendwelche blöden Zufälle? Oder Versehen? Und dann kommt doch einer raus.« Tränen ergossen sich langsam über seine wabbeligen Wangen.
    »Das stimmt, Sir«, sagte Milo und verfiel dabei in einen besänftigenden Tonfall, der ihn viel jünger klingen ließ als er war. »Aber bisher sind wir noch auf nichts in dieser Richtung gestoßen.«
    »Na ja«, sagte Rob Ray. »Sie sind ‘n guter Kerl. Das kann ich jedenfalls mit Gewissheit sagen. Wo sind Sie her? Ihre Familie, meine ich.«
    »Indiana.«
    Er nickte zufrieden. »Ich weiß, Sie geben sich Mühe.«
    Mit einem Mal schoss einer seiner Arme mit einer Geschwindigkeit in die Höhe, wie man es bei diesen Fleischmassen gar nicht erwartet hätte, und er presste sich das Taschentuch auf die Augen.
    »O Rob«, sagte seine Frau, die nun auch wieder in Tränen ausbrach.
    Milo ging ins Bad und brachte beiden ein Glas Wasser.
    Rob Ray Argent sagte: »Danke, ich soll viel trinken. Wegen meiner Gelenke, damit die immer geschmiert bleiben.« Er zuckte kurz mit den Achseln, doch das reichte schon, um seine herabhängenden Schultern erzittern zu lassen wie Pudding.
    Milo sagte: »Also Ciaire kam immer nur zu Weihnachten auf Besuch?«
    »Ja, Sir.«
    »Erst seit sie nach L.A. gezogen ist oder auch schon vorher, als sie noch am Graduiertencollege in Cleveland war?«
    »Seit Los Angeles«, sagte Rob Ray. »Als sie noch an der Case Western war, kam sie an Thanksgiving nach Hause und an Ostern und im Sommer. Sie hat uns im Geschäft geholfen im Sommer.«
    »Und als sie dann nach L.A. gezogen war, wie oft hat sie da geschrieben?« Schweigen.
    »Wir sind keine großen Briefeschreiber«, sagte Ernestine. »Wir telefonieren lieber. Und Ferngespräche sind heutzutage ja so günstig. Wir haben so einen Vertrag mit einem Billiganbieter.«
    Ich erinnerte mich an Claires Telefonrechnungen. Zumindest in letzter Zeit waren darin keine Ferngespräche nach Pittsburgh aufgelistet. Hatte sie von ihrem Büro aus angerufen? Oder war sie für ihre Eltern zu einer Fremden geworden? Und hatte sie in den Club von Fremden eingereiht, dem wir an allen Ecken und Enden begegneten?
    »Also hat sie bei Ihnen angerufen«, sagte Milo.
    »Genau«, erklärte Ernestine. »Hin und wieder.«
    Milo machte sich Notizen. »Was war mit ihrer Ehe? Und der Scheidung? Gibt es da etwas, das ich wissen sollte?«
    Ernestine senkte den Blick. Ihr Mann atmete tief durch.
    »Sie sagte, sie hätte in Reno geheiratet«, sagte er. »Kurz nachdem es passiert war, bei einem ihrer Anrufe.«
    »Sie hat es Ihnen am Telefon gesagt?«, fragte Milo. »Schien sie glücklich darüber?«
    »Ich würde sagen, ja«, antwortete Ernestine. »Sie hat sich entschuldigt, dass sie uns nicht vorher Bescheid gesagt hatte, es wäre alles so plötzlich gegangen, man kennt das ja - Liebe auf den ersten Blick. Sie sagte, ihr Mann wäre ein netter Kerl, ein Anwalt.«
    »Aber Sie sind ihm nie begegnet.«
    »Ich bin sicher, das wäre noch passiert, aber dann hat die Ehe ja nicht allzu lange gehalten.« Zwei Jahre ohne jeden Kontakt.
    »Sie kam also auch während der Zeit, als sie verheiratet war, an Weihnachten zu Besuch.«
    »Nein«, sagte Ernestine. »Nicht während ihrer Ehe. Letzte Weihnachten war sie ja schon geschieden.«
    Milo sagte: »Hat sie Ihnen erklärt, warum sie sich hat scheiden lassen?«
    »Sie hat angerufen, als alles schon über die Bühne war, und gesagt, ihr ginge es gut, alles sei freundschaftlich verlaufen.«
    »Hat sie genau dieses Wort benutzt?«, fragte Milo. »Freundschaftlich.«
    »Oder etwas in dieser Richtung. Sie versuchte, mich zu beruhigen. Typisch Ciaire. Immer an sich selbst zuletzt denken.«
    Sie schaute kurz hinüber zu ihrem Mann. Er sagte: »Ich weiß, es mag seltsam klingen - dass wir ihm nie begegnet sind. Dass es keine große Hochzeit in Weiß gab. Aber Ciaire brauchte inmmer ihre Freiheit. Sie - es war - nun ja, so war sie eben. Wenn man sie machen ließ, wie sie wollte, brachte sie die Einsen reihenweise nach Hause. Sie hat uns nie Kummer gemacht - einfach großartig. Und was sollten wir dagegen haben? Man tut sein Bestes, und wer weiß, was aus den Kindern wird? Wir haben ihr ihre Freiheit gelassen.«
    Während des gesamten Vortrages ließ er mich nicht aus den Augen, und ich nickte.
    »Aber sie hat sich nie explizit über ihre Ehe beklagt«, sagte Milo.
    »Sie hat nie gesagt, sie wäre unglücklich«, sagte Rob Ray, »wenn es das ist,

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