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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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besorgt, als sie die Tür öffnete. Milo und ich begleiteten sie auf dem Weg nach draußen. Ihr Wagen stand am Straßenrand, halb erleuchtet von einer Laterne. Es war ein zerbeulter, alter Chrysler Minivan. An der Stoßsstange ein Aufkleber: »Freeclimbing macht high - ohne Drogen.«
    Milo sagte: »Was war der höchste Berg, den Sie bezwungen haben?«
    »Ich stehe mehr auf Wände als auf Berge. Glatte Oberflächen, je steiler, desto besser.« Sie lächelte. »Versprechen Sie, dass Sie’s niemand weitererzählen? Das Beste, was ich je gemacht habe, war nicht ganz legal. Eine Staumauer an der Grenze von Nevada. Um drei Uhr morgens. Und dann runter mit dem Fallschirm.«
    »Adrenalinrausch«, sagte Milo.
    »Allerdings«, sagte sie lachend, dann stieg sie in den Wagen und fuhr davon.
    »Da hast du dir ja ‘ne Nachwuchsspionin angeheuert«, sagte ich. »Jetzt hat sie noch ein Feld, wo sie sich ihre Adrenalinkicks abholen kann.«
    »Klar, sie ist ein bisschen überdreht. Aber wenigstens kooperativ … Trotzdem, was hältst du von Peakes letztem Monolog?«
    »Falls er eine tiefere psychologische Bedeutung hat, ist sie mir entgangen.«
    »Tschu tschu bäng bäng.« Er lachte. »Wird wohl mit Lokomotiven zusammenhängen.«
     
    Wir kehrten zurück in sein Büro bei der Mordkommission. Auf Milos Schreibtisch thronte eine Schachtel von Dunkin’ Donuts. Er sagte: »Solltest du nicht wieder nach Hause zu Robin?«
    »Ich hab ihr gesagt, es würde eine Weile dauern.«
    Er betrachtete die Notizen, die er sich im Verhörraum gemacht hatte. »Heidi«, sagte er. »Ihre Welt sind die Berge. Schade, dass das, was sie uns liefert, vermutlich nicht mehr wert ist als ein Eimer warme Spucke … >Tschu tschu bäng bäng.< Was kommt wohl als Nächstes? Peake, wie er eine Kinderbuchlesung veranstaltet?«
    Er rieb sich die Augen, schob ein paar Papiere zusammen und richtete die Kanten mit Daumen und Zeigefinger genau aus.
    »Gibt’s irgendwas Neues über Pelleys Aufenthaltsort?«, fragte ich.
    »Nix. Ramparts ist durch den Bewährungshelfer verständigt worden - das ist schon mal was Positives. Abgesehen davon war der Bewährungshelfer allerdings keine große Hilfe. Er hat über hundert Kunden, und für ihn war Pelley nichts weiter als eine Nummer. Ich würde sogar bezweifeln, dass er ihn auf der Straße wiedererkennen würde.«
    Er zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus seiner Jackentasche und reichte es mir. Ein Steckbrief des LAPD. Pelleys Personenbeschreibung plus ein Foto, das so dunkel und verschwommen war, dass es wohl kaum jemandem etwas nützte. Alles, was ich darauf erkennen konnte, war das runde glatt rasierte Allerweltsgesicht eines hellhäutigen Weißen. Schütteres helles Haar. Ein ernst wirkender Mund. Als Fahndungsgrund war Verstoß gegen die Meldeauflagen vermerkt.
    »Damit soll jemand was anfangen?«, sagte ich und legte das Blatt auf den Schreibtisch.
    »Ja, ich weiß. Ich selbst habe mich auch schon umgeschaut und diverse Stellen abgeklappert - MacArthur Park, Lafayette Park, die Seitenstraßen, Knackibars und was ich in der Gegend noch kenne, wo sich nicht ganz astreine Typen rumdrücken. In dem Wohnheim bin ich auch gewesen. Ist eine alte Mietskaserne mit Knackis vor dem Eingang, das von einem Koreaner geleitet wird, der eigentlich einen ganz vernünftigen Eindruck macht. Er war früher Sozialarbeiter in Seoul, hat er mir erzählt. Aber er spricht kaum Englisch, und im Grunde genommen ist der ganze Laden nicht viel mehr als ein Warenlager. Die Leute werden untergebracht, viermal im Jahr müssen sie zur Urinprobe, und die psychologische Betreuung beschränkt sich darauf, dass er die Knackis fragt, wie’s ihnen geht. Diejenigen, die ich zu Gesicht bekommen habe, machten jedenfalls keinen sehr reumütigen Eindruck. Was Pelley angeht, konnte mir der Koreaner auch nicht mehr sagen, als dass er nicht weiter aufgefallen ist und keine Probleme gemacht hat. Von den anderen Knackis konnte sich keiner auch nur an ihn erinnern. Wie nicht anders zu erwarten war.«
    Er griff nach einer trockenen Zimtrolle. »Theoretisch könnte er über alle Berge sein. Was die Investitionen von unserem Mr. Stargill angeht, habe ich auch keine großen Fortschritte gemacht. Die Vermögensverwalter von Newport haben mir jede Auskunft verweigert, allerdings ihm Bescheid gesagt, dass ich versucht habe, Erkundigungen einzuziehen. Daraufhin hat er mich natürlich angerufen und sich ziemlich aufgeregt. Ich habe ihm erklärt, dass ich nur versuche,

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