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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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eventuelle Verdachtsmomente gegen ihn auszuräumen, und wie’s denn wäre, wenn er mir freiwillig Einblick in sein Aktienportfolio geben würde. Wenn sich bei der Gelegenheit alles klärt, wäre die Sache erledigt. Er sagt, er wird darüber nachdenken, aber ich weiß jetzt schon, dass nichts daraus wird.«
    »Weil er was zu verbergen hat?«, fragte ich.
    »Oder weil er seine Privatsphäre schützen will - daraufhat ja anscheinend jeder heutzutage Anspruch, oder etwa nicht? Sogar Typen, die Babys kochen und dann auffressen. Jeder. Außer den rechtschaffenen Bürgern, die dann irgendwann auf ‘nem Edelstahltisch landen und sich von einem Weißkittel das Gesicht abziehen lassen müssen, der ihnen dann auch noch den Bauch aufschlitzt, um einen Blick auf die inneren Organe zu werfen. Da ist dann Schluss mit der Privatsphäre.«

20
    Robin bewegte sich nicht, als ich um ein Uhr nachts neben sie ins Bett glitt. Bilder von Peakes Verbrechen, die mir durch den Kopf spukten, und das Bewusstsein, dass ich Milo keine große Hilfe gewesen war, ließen mich eine ganze Weile nicht einschlafen. Mit klopfendem Herzen lag ich da und hyperventilierte so lange, bis ich von einem unangenehmen Schwindelgefühl erfasst wurde und schließlich doch einnickte. Falls ich von Träumen heimgesucht wurde, so hatte ich am nächsten Morgen keinerlei Erinnerung daran, aber meine Beine taten mir weh, als wäre ich die ganze Nacht vor etwas davongelaufen.
    Um neun Uhr morgens verfolgte ich mit einer Tasse Kaffee in der Hand das Trauerspiel, das sich in L.A. Fernsehnachrichten schimpft: Jacketkronenbewehrte Schnellsprecher mit Klatsch und Tratsch aus dem Showbusiness, die neusten Sprechblasen des geistlosen Stadtrates und die letzten Horrormeldungen zum Thema Gesundheitsrisiken. An diesem Tag waren es Erdbeeren aus Mexiko, die dazu führten, dass in Kürze wohl die gesamte Bevölkerung an inneren Blutungen verenden würde. Ich erinnerte mich an meine Zeit als Kindertherapeut - bei den meisten war es so gewesen, dass die Nachrichten ihnen mehr Angst einjagten als jeder Horrorfilm.
    Ich wollte gerade den Fernseher ausschalten, als die über beide Ohren strahlende Blondine auf dem Bildschirm begeistert »weitere Fakten zum jüngsten Zugunglück« ankündigte.
    Der Beitrag dauerte dreißig Sekunden. Ein unidentifizierter Mann hatte östlich der Stadtgrenze auf den Gleisen der Metro-Rail gelegen. Der Lokführer eines leeren Personenzuges hatte den Mann zwar noch gesehen und die Notbremse gezogen, doch es war schon zu spät gewesen.
    Tschu tschu.
    Ich rief Milo an.
    Er nahm nach dem ersten Klingeln ab. »Ja, ja, ich weiß - die tapfere kleine Eisenbahn. Wahrscheinlich ist es überhaupt nichts. Oder vielleicht ist Peake doch ein Prophet, und wir sollten ihn verehren, statt ihn einzusperren. Aber weil ich sowieso kaum was auf der Pfanne habe, habe ich mal den Gerichtsmediziner angerufen. Bei dem Toten handelt es sich um einen gewissen Ellroy Lincoln Beatty, männlich, schwarz, Alter zweiundfünfzig. Diverse Vorstrafen wegen Kleinigkeiten - in der Hauptsache Besitz unerlaubter Substanzen, Trunkenheit und Erregung öffentlichen Ärgernisses. Was mich hat aufhorchen lassen, war die Tatsache, dass Beatty eine Zeit lang in einer Nervenheilanstalt gewesen ist. Und zwar in Camarillo, vor dreizehn Jahren. Keinerlei Hinweise auf Starkweather, aber man weiß ja nie. Der Unfall hat sich im Zuständigkeitsbereich vom Revier Newton ereignet. Ich wünschte, Manny Alvarado hätte den Fall, aber der ist schon seit ein paar Jahren in Pension, und sein Nachfolger braucht eine Ewigkeit, bis er zurückruft. Ich dachte mir, ich fahre vor dem Mittagessen noch schnell mal rüber ins Leichenschauhaus. Wenn du willst, kannst du ja mitkommen. Wenn dich das dann richtig hungrig macht, können wir hinterher noch was essen. Ein großes Steak, extra blutig, zum Beispiel.«
     
    »Im Grunde genommen sind es nur der Kopf und die unteren Extremitäten«, sagte der Bedienstete in der Leichenhalle, ein kleiner, kompakt gebauter Latino namens Albert Martinez. Er hatte einen Bürstenhaarschnitt, einen Kinnbart und trug eine Brille mit dicken Gläsern, hinter denen seine Augen wesentlich größer und strahlender wirkten, als sie in Wirklichkeit waren. An seinem Hals baumelte ein handgearbeitetes goldenes Kruzifix, das byzantinischer Herkunft zu sein schien.
    Das Dienstgebäude des Gerichtsmediziners war ein zweistöckiger quadratischer Bau mit cremfarbener Lehmfassade und abgerundeten Ecken, der

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