Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monster

Monster

Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
reinster Nächstenliebe. Und zwar auf eine Art und Weise, die den beiden eine gewisse Würde verlieh.«
    »Scott und Terri waren also gutherzige Leute, die sich um andere Menschen gekümmert haben?«
    »Das Salz der Erde. Scott war ein netter Kerl, aber Terri war diejenige mit den starken Idealen. Sie war sehr religiös, aktiv in der Kirche engagiert. Die Kirche stand auf einem Stück Land, das Butch Ardullo - Scotts Vater - zur Verfügung gestellt hatte. Es war eine Presbyterianerkirche. Butch war zwar ursprünglich katholisch, aber seine Frau Kathy war Presbyterianerin, und ihr zuliebe ist er konvertiert und hat die Kirche bauen lassen. Das war eine traurige Angelegenheit: Die Kirche niederzureißen. Butch und seine Leute hatten sie selbst gebaut - richtig hübsch sah sie aus, die Wände aus weißen Brettern mit handgeschnitzten Deckenfriesen und einem Kirchturm, den sie ext-» ra von einem Dänen aus Solvang hatten bauen lassen. Das Haus von Butch war auch nicht ohne - drei Stockwerke, ebenfalls aus weißen Holzbrettern, mit einer großen Steinveranda und nach allen Seiten endlose Landschaft. Ihr Geld haben sie mit dem Anbau von Walnüssen und Pfirsichen gemacht, aber hinter dem Haus hatten sie einen kleinen Hain von Zitrusbäumen, die man bis auf die Hauptstraße riechen konnte, wenn sie blühten. Den Großteil der Zitronen und Orangen verschenkten sie einfach. Das Haus der Crimmins war fast genauso groß, aber nicht so geschmackvoll. Zwei Herrenhäuser an den gegenüberliegenden Hängen des Tals.«
    Ein Schleier breitete sich in seinen Augen aus. »Ich kann mich noch daran erinnern, als Scott noch ein Kind war. Er lief zwischen den Bäumen hindurch und war immer fröhlich. Das ganze Haus war voller Freude. Klar, es waren reiche Leute, aber trotzdem bodenständig.«
    Er stand auf, nahm eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und schenkte sich ein Glas ein. »Sind Sie sicher, dass Sie keinen Durst haben?«
    »Doch, jetzt schon. Danke.«
    Er stellte zwei Gläser auf den Couchtisch und trank seines mit zwei Schlucken aus.
    »Muss schon wieder nachfüllen«, sagte er. »Man will ja nicht einschrumpeln wie eine Rosine. Ich brauche noch einen extra Luftbefeuchter für die Klimaanlage.«
    Wieder ging er zu der kleinen Küche. Er leerte erneut sein Glas, ließ seinen Finger über den Rand gleiten, bis ein hohes Pfeifen zu hören war, und sagte: »Sie haben mir immer noch nicht gesagt, warum Sie hier sind.«
    Ich fing an mit dem Mord an Ciaire. Ihr Name sagte ihm offensichtlich nichts. Als ich ihm von Peakes Gestammel erzählte, unterbrach er mich: »Ich kann nicht glauben, dass Sie deswegen den ganzen Weg hier raufgefahren sind.«
    »Im Augenblick gibt es kaum etwas anderes, dem wir nachgehen könnten, Mr. Haas.«
    »Aber Sie haben selbst gesagt, er ist in schlechter Verfassung. Wen kümmert’s da, was er erzählt? Also womit genau kann ich Ihnen Ihrer Ansicht nach helfen?«
    »Indem Sie mir alles erzählen, was Sie über Peake wissen. Und über diese Nacht.«
    Seine Hände schossen abrupt aufeinander zu und verschränkten sich. Seine Fingerspitzen gruben sich so fest in seine Knöchel, dass sie rot wurden, während seine Nägel cremeweiß anliefen.
    »Ich habe lange gebraucht, um diese eine Nacht zu vergessen, und es hört sich nicht so an, als ob Sie mir einen hinreichenden Grund geben könnten, warum ich das Ganze noch mal durchmachen sollte.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich. »Wenn Sie damit zu große Schwierigkeiten haben -«
    »Verdammter Durst«, sagte er und sprang von seinem Sessel hoch. »Ich kriege wohl Diabetes oder so was.«

22
    Als Haas wieder zurückkam, sah er kein bisschen glücklicher aus, doch er hatte seinen Widerstand aufgegeben.
    »Passiert ist es in der Nacht«, sagte er, »doch es hat bis zum nächsten Morgen gedauert, bis jemand was gemerkt hat. Ich war der Zweite, der es erfahren hat. Ted Alarcon hat mich angerufen - er war einer von Scotts Vorarbeitern. Scott und Ted hatten vorgehabt, nach Fresno zu fahren, um sich diverse Gerate und Maschinen anzusehen. Scott sollte Ted abholen, und als er nicht auftauchte, hat Ted bei ihm angerufen. Niemand meldete sich, also ist Ted rübergefahren und ins Haus gegangen.«
    »Die Tür war offen?«, fragte ich.
    »Damals hat niemand seine Tür abgesperrt. Ted dachte, Scott hätte verschlafen, und wollte nach oben zum Schlafzimmer. Daran sieht man, was Scott für ein Kerl war - sein mexikanischer Vorarbeiter gehörte quasi zur Familie, sodass er nichts

Weitere Kostenlose Bücher