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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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verkauft haben, gab es nicht viel zu überlegen. Der Job als Sheriff war sowieso nur eine Teilzeitbeschäftigung. Ich wohnte damals schon in Bakersfield, in der Nähe meiner Schwiegereltern, und habe die Buchführung für den Vater meiner Frau erledigt.«
    »Wann sind Sie hierher zurückgekommen?«
    »Vor fünf Jahren.« Wieder lächelte er. »Wie gesagt, es war in der Nähe meiner Schwiegereltern. Aber im Ernst, ich habe mich entschlossen, meinen Kram zu packen, als ich den Eindruck hatte, dass ich genug Policen unter Dach und Fach gebracht hatte, um ein bequemes Leben zu führen. Und Bakersfield wurde L.A. immer ähnlicher. Wir hatten uns schon überlegt, ganz aus Kalifornien wegzuziehen und es vielleicht mal in Nevada zu probieren, als wir das Grundstück samt Haus hier angeboten bekamen. War ein Glücksfall, denn normalerweise stehen gleich jede Menge Leute Schlange, sobald hier in Fairway was frei wird. Wir haben uns gesagt, warum nicht. Die Luft ist prima, man kann klasse angeln, es gibt ein Kino, und man kann sämtliche Einkäufe hier erledigen. Die Hälfte des Jahres sind wir sowieso auf Reisen, da braucht man überhaupt kein großes Haus. Wir sind nicht mit dem Ding hier unterwegs, es ist fest installiert, wie ein ganz normales Haus. Wir fliegen. Las Vegas, wenn es eine Show gibt, die uns interessiert. Alaska, Kanada. Dieses Jahr haben wir eine richtig große Reise gemacht: nach London. Wir waren auf der Blumenausstellung in Chelsea, weil Marvelle Blumen so sehr mag. Ein wunderbares Land. Wenn die Engländer >grün< sagen, dann meinen sie’s auch so.«
    Er klang nun etwas entspannter. Was ich zu tun hatte, gefiel mir selbst nicht, aber es führte kein Weg daran vorbei, doch ich beschloss, die Sache zumindest indirekt anzugehen: »Die Ardullos und die Crimmins’. In einem der Zeitungsartikel, die ich gelesen habe, wurde ein Junge namens Derrick Crimmins zitiert.«
    »Der Sohn von Carson Crimmins. Der Jüngere - sie hatten zwei Söhne. Derrick und Carson Junior, Cliff. Stimmt, ich kann mich noch daran erinnern, dass die beiden sich am Tatort rumgetrieben haben, zusammen mit ein paar anderen Jugendlichen. Zwar nicht daran, dass Derrick mit den Presseleuten geredet hat, aber ich kann mir gut vorstellen, dass er auch vor denen seine Klappe aufgerissen hat. Er hatte nämlich ‘ne ziemlich große Klappe. - Also, dann erzählen Sie mal, warum schickt die Polizei einen Psychologen hier rauf, damit er sich mit mir über das Monster unterhält? Sagen Sie bloß nicht, Sie sammeln Hintergrundinformationen, weil die da unten mit dem Gedanken spielen, ihn wieder auf freien Fuß zu setzen.«
    »Nein«, sagte ich. »Der sitzt hinter Schloss und Riegel, und eine Entlassung ist nicht in Sicht. Ich habe ihn vor ein paar Tagen noch gesehen. Er ist in ziemlich schlechter Verfassung.«
    »In schlechter Verfassung«, sagte er. »Was heißt das? Ist er nur noch Haut und Knochen?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Gut so. Am besten wär’s, wenn er gar nicht mehr am Leben wäre …In schlechter Verfassung - der Dorfdepp, das war’s, was alle von ihm dachten. Ich eingeschlossen. Alle hatten … Mitleid … waren freundlich zu ihm - es ist ein typisches Vorurteil von Großstädtern, dass Menschen in kleineren Ortschaften intolerant und voller Vorurteile sind, wie all diese Idioten, die man bei Jerry Springer im Fernsehen sieht. Das Monster hat in Treadway mehr Freundlichkeit erfahren, als er jemals in L.A. bekommen hätte. Er und seine Mutter. Was waren sie denn? Ein paar Herumtreiber, die nicht einen Penny in der Tasche hatten, hier eines Tages aufgekreuzt sind und trotzdem aufgenommen wurden.«
    Haas verstummte. Er wartete auf einen Kommentar meinerseits. Ich nickte einfach nur.
    Er sagte: »Übermäßig charmant war sie nicht, also Noreen, seine Mutter. Und er war völlig daneben. Aber niemand ließ sie verhungern.«
    »War sie eine schwierige Person?«
    »Nicht schwierig, aber auch nicht übermäßig einnehmend. Sie sah schlampig aus, das Gesicht immer aufgedunsen, als ob sie die ganze Nacht geheult hätte. Wenn man versuchte, mit ihr zu reden, hat sie einfach nur den Kopf hängen lassen und vor sich hin gemurmelt. Sie war nicht so verrückt wie Ardis, aber wenn Sie mich fragen, waren beide zurückgeblieben. Er mehr als sie, aber sie war auch kein Genie. Es war reine Gutherzigkeit von den Ardullos, die beiden bei sich aufzunehmen. Noreen konnte kochen, aber das konnte Terri Ardullo auch, und zwar prima. Es war schlichtweg ein Akt

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