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Monster (German Edition)

Monster (German Edition)

Titel: Monster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Maack
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Manchmal hat ... sie das. Am ... besten lässt ... man sie dann einfach ... ein ... bisschen.«
    Benjamin und Stephan sitzen still am Küchentisch und schauen auf das Spiel. Die Worte auf dem Brett schlagen ein paar traurige Haken.
    »Ich glaube«, sagt Stephan, »es ist das Beste, ... wenn wir jetzt ... schlafen gehen.«
    »Aber du kannst doch gar nicht allein ins Bett, oder? Soll ich dir irgendwas helfen?«
    »Nein. Ich warte ... einfach auf Kathrin. Aber ... du solltest jetzt besser ... schlafen gehen.«
     
    Da sind wieder Geräusche im Flur.
    Geräusche auf den Dielen. Knarren, rutschen.
    Benjamin zieht seine Knie an den Körper, damit die Füße nicht unter der Decke hervorgucken. Er ist jetzt wieder ein Kind, das sich vor der Dunkelheit fürchtet. Er sollte einfach aufstehen. Einfach nachsehen. Was soll schon sein?
    Dann klopft es an seiner Tür.
    Benjamin beißt sich auf die Lippe.
    »Schläfst du schon?«, flüstert es.
    »Nein«, sagt er in derselben Lautstärke. Als würde er einem Geist antworten.
    Es ist Kathrin, mit zerwühlten Haaren und einem verschwitzten T-Shirt, ein großer dunkler Fleck über ihren Brüsten, zwei kleinere unter den Achseln.
    »Ich habe geträumt«, sagt sie.
    Benjamin erinnert sich an den Traum, in dem Stephan und Kathrin ihm begegnet sind. Für eine Sekunde muss er dem Gewicht der Decke auf seinem Körper, der Struktur des Bezugs auf seiner Haut nachspüren, um sich zu vergewissern, dass er wach ist. Dass Kathrin nichts von der Eule weiß.
    Ist sie gekommen, um ihren Traum zu erzählen? Er kann sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal jemandem einen Traum erzählt hat. Bis er hierhergekommen ist, hätte er sich vermutlich nicht einmal daran erinnern können, wann er zuletzt geträumt hat. Die Stille, die Abwesenheit von Lärm, die klare Luft, die tiefe Dunkelheit verwischen die Grenze zwischen Schlafen und Wachen. Hier im Harz träumt er.
    Kathrin setzt sich auf den Sessel in der anderen Ecke des Raumes. Sie zieht ihre Beine an den Körper, ihre Zehen krallen in das Polster. Aus wachen Augen sieht sie ihn an. »Hast du schon geschlafen?«, fragt sie.
    »Nein. Ich konnte nicht.«
    »Seit du hier bist, ist vieles anders«, sagt sie und sieht ihn prüfend an. Ihre Zehen greifen in das Polster, als wollten sie ein Loch in den Stuhl wühlen.
    »Ich habe kalte Füße«, sagt sie, »ich komme mit unter deine Bettdecke.«
    »Klar.«
    Drei, vier große Schritte auf Zehenspitzen zum Bett, und sie schlüpft zu Benjamin. Ihr T-Shirt klebt nass an ihrem Rücken, sie riecht süßlich nach Schweiß und Früchten. Benjamin wagt nicht zu atmen. Kurz bleibt sie so neben ihm liegen. Dann taucht sie unter die Decke ab und setzt sich ans Fußende des Bettes, ihre kalten Beine an seinen. Sie schaut ihn an, als würde sie versuchen, seine Gedanken zu lesen. Eigentlich, als wühlte sie in seinem Kopf herum, um etwas zu finden, das ihr nicht gefällt.
    »Nachts höre ich manchmal Sachen im Flur«, sagt Benjamin.
    »Ja, das Haus macht eine Menge Geräusche. Es ist sehr alt. Älter als du, ich und Stephan zusammen jemals sein werden.«
    Pause. Starren.
    »Ich fand es übrigens sehr schön, mal wieder mit dir unterwegs zu sein«, sagt Benjamin in das Dunkel hinein.
    »Wenn ich mich um Stephan kümmere, fühlt es sich komisch an. Bevor du gekommen bist, war das nicht so.«
    Sie sieht ihn an, wie ein Kleidungsstück, an dem man einen Fehler sucht, damit man es zurückgeben kann.
    »Jetzt fühlt es sich manchmal fast wie eine Show an. Wie eine von Stephans blöden Fernsehsendungen. Die Samariterin und der Kranke. Ich liebe Stephan. Ich will, dass du das weißt. Aber seit du da bist, fühle ich mich betrachtet. Als würde ich nur eine Rolle spielen. Selbst, wenn ich hier so mitten in der Nacht zu dir ins Zimmer komme.«
    Sie sieht ihn an wie ein Stück Fisch voller tödlicher Gräten.
    »Du bist sauer auf mich«, sagt Benjamin und erschrickt, weil er sich in ganz normaler Zimmerlautstärke reden hört. »Ich will keine Schwierigkeiten machen«, flüstert er. »Wenn du möchtest, dass ich gehe, kann ich gehen. Ich kann morgen früh ins Auto steigen und bin weg. Ich will euch keinen Ärger machen. Wenn du willst, kann ich jetzt ins Auto steigen.«
    Sie sieht ihn an wie ein Päckchen, das zurück an den Absender gegangen ist.
    »Das musst du selbst wissen.«
    »Es tut mir leid.«
     
    Als sie klein waren, hat Kathrin sich einmal von den Waldameisen blutig beißen lassen, um zwei Waschbetonplatten aus einem

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