Monströs (German Edition)
sein Gesicht bei. Schwarze, glatte zur Seite gescheitelte Haare und ein schwarzer Schnauzer. Die Kleinwüchsigkeit und der dicke Bauch rundeten den Gesamteindruck ab. Dieser Koch glich aufs Haar dem Hausverwalter Higgins aus der achtziger Fernsehserie Magnum.
»Das ist ein Geheimnis«, sagte Higgins.
»Schön«, sagte Martin. »Danke für die Einladung. Ich freue mich darauf.«
Durch eine Drehtür gelangten sie aus der Küche in den Servicebereich des Restaurants. Links von der Drehtür streckte sich eine beachtlich lange Holztheke. Es war eine Bar mit einem Zapfhahn, einer Kasse und Glasregalen mit Spirituosen und Gläsern an der Rückwand. Sie gingen daran vorbei in den Sitzbereich. Nur ein einziger großer Tisch in der Nähe der Tür zum Restaurant trug eine weiße Tischdecke und war mit Besteck, Tellern und verschiedenen Gläsern gedeckt. Auf den übrigen Tischen ruhten die zugehörigen Stühle mit den Sitzflächen auf den Tischplatten.
Auf dem weiteren Rundgang zeigte Zurbriggen Martin die beiden oberen Geschosse, wo die meiste Arbeit auf Martin wartete. Sie fingen im zweiten Geschoss an. Martin wunderte sich. Das Hotel hatte von außen betrachtet drei Etagen, aber der Aufzug hatte im zweiten Stock geendet.
Es gab, wie auch in der ersten Etage, einen kleinen Aufenthaltsraum mit einer antiken Sitzgruppe, die zum Lesen oder einfach nur zum Entspannen einlud. Besonders imposant war der Ausblick durch die große Fensterscheibe. Von hier aus sah man ungehindert auf das Matterhorn.
Die meisten der Zimmer waren modern eingerichtet. Hier gab es für Martin nichts zu tun. Er war schon erleichtert. Was er bisher gesehen hatte, hätte ihm gereicht. Dann zeigte der Direktor ihm aber noch weitere fünf Zimmer und die hatten es in sich, was die auf ihn zu kommende Arbeit betraf.
Diese Zimmer waren mit alten Stilmöbeln eingerichtet. Die Betten und Nachttische sowie drei der fünf antiken Schreibtische waren stark beschädigt. Am Ende war Martin klar, dass die gesamten Ausbesserungsarbeiten viel mehr Zeit in Anspruch nehmen würden, als er veranschlagt hatte.
Vor Martins Zimmer im ersten Stock endete die Hotelführung. Zurbriggen verabschiedete sich von ihm bis zum Abendessen und ließ ihn dann allein.
8
Martin setzte sich in seinem Zimmer auf den Stuhl vor dem kleinen Schreibtisch und überschlug noch einmal in Ruhe, was er alles zu tun haben würde. Am Ende kam er zu dem Ergebnis, dass er entgegen seiner ursprünglichen Schätzung, aufgrund Zurbriggens telefonischer Angaben, mindestens eine Woche brauchen würde, um das alles zu schaffen. Paul hatte er jedoch versprochen, dass er in drei Tagen wieder zurück sein würde. Er hatte nicht vor, das Versprechen, das er seinem Sohn gegeben hatte, zu brechen. Er würde auch in der Nacht arbeiten müssen, um rechtzeitig fertig zu werden.
Es war jetzt 18.00 Uhr. Er hatte noch eine Stunde Zeit bis zum Abendessen. Als er nach ein paar Minuten mit dem Auspacken seiner Reisetasche fertig war, stellte er seinen Notebook auf den kleinen Schreibtisch und schloss ihn mit dem mitgebrachten Netzwerkkabel an die dafür vorgesehene Steckdose unter dem Schreibtisch an. Dann griff er nach dem Telefon, das auf dem Schreibtisch stand, und rief seinen Vater Karl an, um ihm mitzuteilen, dass er wohlbehalten angekommen sei. Paul kam kurz ans Telefon und wimmerte, dass Martin wieder zurückkommen solle. Martin hätte am liebsten die Tasche wieder gepackt und wäre dem Wunsch seines Sohnes nachgekommen, aber es ging nicht. Er hatte hier einen Auftrag zu erledigen und wollte nicht wortbrüchig werden. Nachdem er Paul noch einmal gesagt hatte, wie sehr er ihn liebte, hatte Karl Waller das Gespräch wieder übernommen und Martin versichert, dass alles in bester Ordnung sei. Dann hatten sie sich verabschiedet und Martin hatte den Hörer beunruhigt aufgelegt. Er konnte es nicht ertragen, wenn Paul litt und das tat er in diesem Moment, weil er nicht bei ihm war. Um sich abzulenken, surfte Martin danach missmutig ein wenig im Internet herum. Dann rief er seine E-Mails ab.
Wie so oft handelte es sich ausschließlich um Werbung. Er überflog die Überschriften und löschte eine nach der anderen. Bei der letzten Nachricht handelte es sich offensichtlich, um eine Spammail, denn nur so konnte er sich den anstößigen Absendernamen, Dein Schatz, und den fehlenden Betreff erklären. Doch sein Zeigefinger war schneller als sein Kopf und so geschah es, dass er einem Reflex folgend einen Doppelklick
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