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Monströs (German Edition)

Monströs (German Edition)

Titel: Monströs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Karlden
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einem Schluck Wodka aus der Minibar, nur zur Beruhigung. Dann rief er sich zur Ruhe. Er musste besonnen vorgehen. Während er sich einen Pulli überzog und in Jeans, Socken und Schuhe schlüpfte, dachte er nach. Kaltenbach war verletzt, krank oder beides. Jedenfalls lag er unten im Erdgeschoss hinter einer verschlossenen Tür. Er musste nur den Direktor verständigen, der würde alles Weitere veranlassen. Martin atmete tief durch, dann öffnete er die Zimmertür und rannte den einsamen Flur entlang bis zur Treppe. Zu viele Gedanken schossen ihm gleichzeitig durch den Kopf.
    Wenn die Polizei erst einmal informiert wäre, könnte die sich auch Gedanken darüber machen, wer ihm diese Nachrichten geschrieben hatte. Er hatte keine Zeit weiter nachzudenken, was das alles zu bedeuten hatte. Er wusste nur, dass Eddies Bruder, der ermordete Udo Kaltenbach auch ein Grund dafür war, dass seine Frau vor sieben Jahren das Lachen verlernt hatte. Wer auch immer die E-Mails geschrieben hatte, spielte mit dem einfachen Vers, in dem von fünf Personen die Rede war, mit dem Erschossenen auf Udo Kaltenbach an. Eddie war ein weiterer Kandidat. Aber wer waren die anderen drei Personen? Und wer nahm hier für Anna späte Rache? Oder steckte sie doch selbst dahinter? Die Nachrichten waren über ihr E-Mail-Konto geschickt worden. Andererseits passte der Vers nicht zu Anna. Sie war sensibel und zart gewesen und sie verabscheute Gewalt. Doch in drei Jahren konnte sich ein Mensch ändern. Was machst du denn da, dachte Martin. Sie ist tot. Hör endlich auf, dir etwas vorzumachen.
    Während er über das Treppenhaus nach unten stürmte, wurde ihm auf einmal klar, dass er nicht wusste, wo der Direktor sein Zimmer hatte. Also beschloss er, zuerst Selma zu wecken. Sie musste unbedingt die Schweizer Behörden informieren, dass sich hier im Hotel ein dringend Mordverdächtiger aufhielt. Unten angekommen rannte er durch die spärlich beleuchtete Eingangshalle hinüber zu den Angestelltenräumen, wo er bestürzt feststellte, dass er, um zu Selmas Zimmer zu gelangen, an dem Zimmer vorbei musste, in dem sie Kaltenbach untergebracht hatten. Schlagartig wurde ihm mulmig. Er musste an der Tür eines Mannes vorbei, der dem Bericht und dem eindeutigen Video zufolge ein Mörder war. Er dachte daran, dass Kaltenbach schon einmal getötet hatte, vor sieben Jahren und aufgrund Martins Falschaussage freigesprochen wurde. Er sah die Bilder von damals genau vor sich.
    Er hatte auf dem Weg in die Kanzlei die Abkürzung durch den Park genommen. Er hatte abseits des Weges eine lautstarke Diskussion zwischen zwei Männern gehört. Er war stehen geblieben und hatte hinter die Büsche geschaut, hinter denen er sie richtig vermutete. Der eine Mann kniete mit hinter dem Kopf verschränkten Händen auf dem Boden und Eddie Kaltenbach richtete seine Pistole auf ihn und schoss im selben Moment das ganze Magazin auf den am Boden Knieenden leer. Es war eine Hinrichtung. Martin konnte unbemerkt davonlaufen. Zuerst war er nach Hause gefahren, hatte Anna davon berichtet und dann hatte er sofort die Polizei informiert. Anna wollte ihn davon abhalten. Er sollte sich das in Ruhe überlegen. Seine Aussage könnte ihn ins Fadenkreuz des organisierten Verbrechens rücken und vor denen, könnte ihn dann niemand mehr beschützen. Sie sollte Recht behalten.
    Martin atmete so ruhig er konnte, als er in den schmalen dunklen Gang zu den Angestelltenzimmern einbog. Doch er hatte das Gefühl, dass allein sein Atmen so laut wie eine Dampflok an den Wänden und dem Steinboden widerhallte. Er beruhigte sich damit, dass er die Geräusche in dem ansonsten totenstillen Hotel so intensiv wahrnahm, weil er darauf achtete. Ein Schlafender wie Kaltenbach würde nie und nimmer davon wach. Er tastete an der Wand nach einem Lichtschalter und drückte ihn. Augenblicklich wurde der schmale Flur, der nach etwa sechs Metern nach rechts um eine Ecke bog und hinter der sich, den Zimmernummern nach, auch Selmas Zimmer befinden musste, in ein warmes gelbliches Licht getaucht. Martin stockte im gleichen Moment der Atem. Der Adrenalinschub war so schnell und heftig wie das Licht, das den Flur erhellt hatte. Er stand bewegungslos da, so als ob er dadurch unsichtbar würde und die Gefahr, in der er sich jetzt zweifelsohne befand, an ihm vorbeiziehen würde. Wie gebannt klebte sein Blick auf der rechteckigen, dunklen Öffnung in der Wand. Vor ein paar Stunden hatte er Zurbriggen überredet, die Tür zu Eddies Zimmer als

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