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Monströs (German Edition)

Monströs (German Edition)

Titel: Monströs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Karlden
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Schmerzen ersparen wollte, durfte er sich nicht vorstellen, wie es wäre, wenn Anna noch am Leben wäre. Aber natürlich tat er es trotzdem. Auch wenn es weh tat, an sie zu denken. Früher hätte er das, womit er sich nicht beschäftigen wollte, mit einer Flasche Wodka weggespült. Heute wusste er, welchen Preis er dafür bezahlen würde. Dem kurzen Rausch, der alles verdrängte, würde eine ekelhafte Phase der Ernüchterung folgen, in der alles, vor dem er geflohen war, noch viel stärker auf ihn einstürmen würde und am Ende wäre er gezwungen, wieder zur Flasche zu greifen, um sich eine erneute Befreiung von den Gedanken, zu einem viel zu teuren Preis zu erkaufen. Trotz des Wissens über diesen Teufelskreislauf war es unglaublich schwer, der Entspannung, welche der Inhalt der Minibar versprach, zu widerstehen. Der Mensch strebt allgegenwärtig nach Wohlbefinden, dachte er. Auch wenn es nur von kurzer Dauer ist. Er knipste die Nachttischlampe an und setzte sich auf die Bettkante.
    Er wusste, dass er so schnell nicht wieder einschlafen würde, und öffnete das Fenster, um sich ein wenig abzukühlen, und Luft zum Durchatmen hereinzulassen. Draußen war es rabenschwarz. Nur das Hotel wurde weiterhin von den Bodenstrahlern erleuchtet. Er ließ das Fenster offen und setzte sich wieder aufs Bett. Notfalls würde er bis zum Morgen wach bleiben und dann mit der ersten Bahn von hier verschwinden.
    Sein Blick fiel auf das Notebook. Wenn er schon wach war, konnte er genauso gut nachsehen, ob Ram schon etwas über den Absender der E-Mails herausgefunden hatte. Vielleicht würde ihn ein wenig mehr Gewissheit auch davon abhalten, weiter zu grübeln und in allem etwas Schlechtes zu sehen.
    Entschlossen schaltete er das Notebook an und klickte auf das E-Mail-Programm. Und tatsächlich Ram hatte geantwortet. Er klickte auf die Nachricht und las:
    Ruf mich an! Ich versuche schon die ganze Zeit, dich telefonisch zu erreichen, aber da oben scheint kein Handynetz zu existieren und an der Rezeption ist nur der Anrufbeantworter geschaltet.
    Martin stöhnte auf. Er hatte keine Lust jetzt mit Ram zu reden, denn beim Reden kam Ram im Gegensatz zum Schreiben selten schnell auf den Punkt. Und überhaupt, Ram schrieb lieber E-Mails, als zu telefonieren. Also was hatte das nun wieder zu bedeuten?
    Er nahm das Hoteltelefon und wählte widerwillig Rams Nummer. Diesmal musste er nicht wie üblich zwei Minuten Klingeln lassen. Ram hob bereits nach dem ersten Klingeln ab. Ihn ereilte die Vorahnung, dass etwas zutiefst Ungewöhnliches geschehen sein musste.
    »Schön, dass du dich endlich meldest, Waller«, sagte Ram. Ram nannte Martin immer beim Nachnamen, das war so seine Art. »Ich wollte schon eine Vermisstenmeldung aufgeben.«
    Martin war nicht in der Stimmung für Rams Späße. Er fühlte sich niedergeschlagen und wünschte sich nur, dass es schon Morgen wäre, so dass er aus diesem Hotel verschwinden könnte.
    »Warum soll ich dich anrufen?«, sagte Martin.
    »So kenn ich dich Waller«, sagte Ram. »Erst rufst du deine E-Mails nicht ab, bist telefonisch nicht zu erreichen und dann kann es dir auf einmal nicht schnell genug gehen. Kein Hallo, kein wie gehts, nur Infos, Infos, Infos.«
    »Ja, ist ja schon gut. Spuck schon aus, was du hast und spiel hier nicht den Beleidigten.«
    »Stehst ja ganz schön unter Strom, was?«
    Martin gab darauf keine Antwort. Er kannte Rams Spielchen. Ram liebte es, andere auf die Folter zu spannen. Das war Rams Art auf etwas hinzuarbeiten, auf das er ganz besonders stolz war und für das er besonderes Lob erwartete. Auch er war nur ein Mensch und brauchte Anerkennung für das, was er tat. Nach zwei Sekunden des Schweigens merkte Ram, dass Martin nicht zu Späßen aufgelegt war und kam zur Sache.
    »Na schön, dann nur die harten Fakten. Du wolltest wissen, wer dir E-Mails unter dem Namen deiner Frau schreibt, richtig?«
    »Richtig«, sagte Martin.
    »Kennt irgendjemand das Passwort zum E-Mail-Konto deiner Frau?«
    »Nicht dass ich wüsste. Nicht einmal ich weiß das.«
    »Und du hast vergessen, das Konto nach ihrem Tod aufzulösen, stimmt´s?«
    »Es gab Wichtigeres zu tun«, gab Martin grob zurück. Er hasste es, wenn das Gespräch auf seine Frau kam. Ihr Tod war für andere eine Sache, die berührte, aber für ihn war es jedes Mal wie ein Stich ins Herz. Er war noch immer nicht darüber hinweg, nicht über die Art und Weise, wie es geschehen war, noch über die Vorgeschichte, wie es dazu kam und für die er sich

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