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Monströs (German Edition)

Monströs (German Edition)

Titel: Monströs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Karlden
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reine Vorsichtsmaßnahme abzusperren, jetzt stand sie sperrangelweit offen. In dem Raum dahinter war es vollkommen dunkel.
    Martin stellte sich vor, wie Eddie dort lauerte, bereit ihn anzuspringen und zu töten, sobald er an dem Raum vorbeiging. Langsam schob sich Martin rückwärts. Er musste Zurbriggen oder Söder verständigen. Gemeinsam könnten sie es wagen, das Zimmer zu betreten und anschließend nachsehen, wie es Selma ging. Auch Eugen Bumann hatte sein Zimmer hier unten. Allerdings fast am Ende des Flurs, ebenfalls hinter der Rechtsbiegung, noch weit hinter Selmas Zimmer. Dann schoss Martin ein anderer Gedanke durch den Kopf. Mit einem Mal war er erleichtert und die Angst fiel von ihm ab. Natürlich. Es gab eine logische Erklärung dafür, warum die Tür offen stand. Er musste schmunzeln und ärgerte sich über seine eigene Dummheit. Die Sache mit den E-Mails musste ihm den Verstand vernebelt haben.
    Er hatte drei Stunden geschlafen. Aufgrund der Schlaftablette hätte das Dach einstürzen können und er hätte nichts davon mitbekommen. Wahrscheinlich hatte Zurbriggen nach der vereinbarten Wartezeit von einer Stunde doch einen Arzt verständigen müssen und der hatte Kaltenbach mit dem Helikopter abholen lassen. Es gab also keinen Grund, das ganze Hotel in Panik zu versetzen, weil die Tür offen stand. Martin atmete durch. Dann ging er langsam, aber entschlossen auf den dunklen Raum zu. Je näher er kam, desto stärker pochte sein Herz. Die Zimmeröffnung klaffte wie der Eingang einer Höhle in der Wand.
    Martin hasste es, nicht zu wissen, was sich im Dunkeln verbarg. Als Kind hatte er sich nur unter Aufbringung all seines Mutes in den dunklen Keller seines Elternhauses getraut, weil er Angst vor dem hatte, was dort lauern könnte. Irgendwann hatte sich in seiner Phantasie ein Mann entwickelt, der dort unten nur auf ihn wartete und den niemand außer ihm sehen konnte. Er hatte Jahre nicht mehr an diese Situationen der Angst gedacht, wenn er von seinem Vater aufgefordert worden war, etwas aus dem Keller zu holen. Jetzt und hier ging es ihm wie damals, als er neun oder zehn Jahre alt gewesen war.
    Es war nur noch ein Schritt bis zu der Türöffnung. Er rief sich noch einmal ins Bewusstsein, dass alles in Ordnung war. Kaltenbach war im Krankenhaus. Ein Helikopter hatte ihn abgeholt. Sie mussten nur noch die Polizei informieren. Dann machte er einen großen Schritt und blickte frontal in den dunklen Raum. Es geschah nichts. Keine Augen, die ihn aus der Finsternis anfunkelten. Dann fiel sein Blick auf das weiße Türblatt und er merkte mit einem Schlag die Gänsehaut und die aufgestellten Haare auf seinen Armen. Wieder erstarrte er wie ein Reh, dass auf der Straße von den Lichtkegeln eines herannahenden Wagens getroffen wird. Seine Logik hatte versagt und wie das Reh im Scheinwerferlicht, so befand auch er sich in einer tödlichen Gefahr. Kein Arzt hatte Kaltenbach abgeholt. Kaltenbach war alleine aus dem Zimmer spaziert. Das Holz des Türblatts war in Höhe des Schlosses zersplittert. Aufgehebelt, dachte Martin. Mit Beschädigungen dieser Art kannte er sich aus. Martins Finger tasteten zittrig nach innen auf der Suche nach dem Lichtschalter. Er sagte sich, dass es unwahrscheinlich sei, dass Kaltenbach sich noch in dem Zimmer befand. Er war irgendwo im Hotel, aber nicht in diesem Zimmer. Dennoch traute er sich nicht, einzutreten. Am liebsten wäre er zu Selmas Zimmer gerannt. Doch vorher musste er sich Gewissheit verschaffen, ob wenigstens von diesem Zimmer keine Gefahr mehr ausging. Schließlich mussten sie auf dem Rückweg wieder hier vorbei. Er fand den Lichtschalter. Seine innere Anspannung war kaum zu ertragen. Er war kurz davor, darauf zu drücken, doch dann erstarrte er erneut.
    Ein dumpfer, dröhnender Gong zerfetzte die Stille. Er drückte wie im Reflex auf den Schalter, der Raum wurde hell. Erneut ertönte der Gong. Martin schrie vor Schreck. Er riss die Augenlider weit auf, als ob es ihm so möglich wäre, den Raum schneller zu überblicken. Nichts, alles leer. Er sprang hinein und trat mit einem erneuten Schrei wie ein Kung-Fu-Kämpfer die Tür zum Bad auf. Auch da war niemand. Er lief hinaus in den Flur um die Ecke zu Selmas Tür, die in diesem Moment von innen aufgerissen wurde. Er machte vor Schreck einen Satz zurück und drückte sich an die Wand. Doch es war nur Selma. Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und schaute ihn verwirrt an.
    »Ich habe Schreie gehört und die Standuhr in der

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