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Monströs (German Edition)

Monströs (German Edition)

Titel: Monströs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Karlden
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Waller. Ein Betreff war nicht angegeben. Martin setzte sich und klickte auf die Nachricht.
     
    Hallo Liebster,
    ich habe ein Gedicht für dich geschrieben.
     
    Fünf böse Menschen verdarben das Leben mir,
    ein Schädling erschoss den anderen,
    da waren es nur noch vier.
     
    Genieße es mein Schatz!
    In Liebe Anna
     

15
     
    Unter dem Gedicht war eine Zeile mit einem Link auf die Internetseite eines Boulevardmagazins eines Fernsehsenders.
    Martin klickte den Link an. Er gelangte auf eine Seite, auf der die Abendsendung des Magazins als Video noch einmal angeschaut werden konnte. Vorahnungsvoll wählte er mit einem Mausklick die Sendung aus. Drei Sekunden später startete das Video. Die blonde Moderatorin stellte die Themen der Sendung kurz vor. Bereits die erste Top-Nachricht des Tages ließ Martin aufschrecken.
    Mann erschießt eigenen Bruder und überträgt den Mord live ins Internet. Im Anschluss fährt er nach Hause und erschießt seine Frau. Wir berichten live vor Ort.
    Martin spulte vor zu der Stelle, an welcher der eigentliche Bericht begann, und saß dann wie erstarrt vor dem Bildschirm. Der Kommentator stand mit einem Mikrofon auf der anderen Straßenseite vor dem mit Bändern abgesperrten Eingangsbereich des Mietshauses, in dem der Mord geschah und berichtete, während im Hintergrund ein Sarg in einen Leichenwagen transportiert wurde.
    “In diesem Haus geschah das Unglaubliche. Gegen vierzehn Uhr erschoss Eduard Kaltenbach seinen Bruder Udo in dessen Wohnung und übertrug die Tat live auf die Internetseite von YouTube. Es dauerte einige Stunden, bis sich die ersten Zuschauer bei der Polizei meldeten und Eduard K. als Täter identifiziert werden konnte. Seitdem fahndet die Polizei ergebnislos nach dem mutmaßlichen Mörder. In seinem Haus bei Stuttgart fand die Polizei auch Eddie Kaltenbachs Ehefrau erschossen vor. Die Tat gleicht ebenfalls einer Hinrichtung. Die Hintergründe der beiden Morde sind noch völlig unklar. Ersten Ermittlungen zufolge war Udo K. eine angesehene Unterweltgröße im Frankfurter Rotlichtmilieu. Sein Bruder Eddie war vor sieben Jahren wegen Mordes an einem verdeckten Ermittler der Polizei angeklagt und nach seinem Freispruch aus der Szene ausgestiegen. Nach Angaben der Polizei sei Eddie K. seit diesem Zeitpunkt nicht mehr polizeilich in Erscheinung getreten, allerdings sei er bereits vor der damaligen Mordanklage einige Male in stationärer psychologischer Behandlung gewesen. Ob die Tat damit etwas zu tun haben könnte, soll sich nach der Befragung des behandelnden Psychologen ergeben, den die Polizei zurzeit vernimmt. Fest steht, dass es dem Täter anscheinend egal war, dass er sich mit der Aufzeichnung seiner Tat selbst überführte. Die Behörden befürchten nun, dass diese Vorgehensweise Nachahmer finden könnte. Ähnlich wie bei den Amokläufen in Schulen, könnte es dem Täter um die Anerkennung von Gleichgesinnten gehen. Die Übertragung ins Internet garantiert dabei größtmögliche Aufmerksamkeit. Aber im Moment sind das alles nur Spekulationen, mehr zu diesem Thema in unserer morgigen Sendung. Die Polizei bittet um sachdienliche Hinweise, wo sich Eduard Kaltenbach zurzeit aufhalten könnte. Es wird zur Vorsicht gemahnt, da der Mann bewaffnet ist, und um einer Festnahme zu entgehen, mit großer Wahrscheinlichkeit ohne Skrupel von der Schusswaffe Gebrauch machen wird.”
    Der Bericht war mit Eddie Kaltenbachs Haus bei Stuttgart, verschiedenen Bordellen, die Udo Kaltenbach sein Eigen nannte und einem Standbild aus dem Todesvideo unterlegt. Zum Schluss wurde ein Fahndungsfoto von Eddie Kaltenbach eingeblendet.
    Martin war entsetzt. Eddie Kaltenbach, der Mann, den sie vor vier Stunden mehr tot als lebendig vor dem Hotel gefunden hatten und der nun – hoffentlich noch immer bewusstlos - in einem der Angestelltenzimmer lag, wurde wegen Doppelmordes gesucht.
    Martins gehetzter Blick ging abwechselnd zu Tür und auf das Telefon. Nach ein paar Sekunden nahm er den Hörer und wählte die Vorwahl von Deutschland. Er musste umgehend die Polizei verständigen. Er tippte die Ziffern ein und wartete auf das Freizeichen. Aber es geschah nichts. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er begriff, dass die Leitung über die er soeben noch Ram angerufen hatte, nun nicht mehr funktionierte. Panik und Angst machten sich in ihm breit. Das war doch nicht möglich. Er raufte sich die Haare und drehte sich im Kreis. Was war hier nur los? Er hatte das Gefühl durchzudrehen. Sein Körper schrie nach

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