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Monströs (German Edition)

Monströs (German Edition)

Titel: Monströs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Karlden
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gehen?«
    Martin schaute Selma an. Er schloss für einen kurzen Moment genervt die Augen. Selma seufzte und verzog den Mund. Sie verstanden sich blind. Vorsichtig öffnete Martin dann die Tür, streckte den Kopf heraus und lugte in beide Richtungen des Flurs. Es war nichts Ungewöhnliches zu entdecken.
    Dann nahmen sie allen Mut zusammen und gingen gemeinsam zu Bumanns Zimmer, wo dieser sich schnell anzog. Währenddessen weckten Selma und Martin den Koch Hans Meier, der das Zimmer neben Bumann hatte. Er hatte von dem Krach, den die Standuhr verursacht hatte, nichts mitbekommen, war aber deutlich geschockt, als Selma ihm erklärte, warum sie ihn mitten in der Nacht aus dem Bett holten. Nachdem Meier und Bumann angezogen waren, machten sie sich zusammen auf den Weg zur Rezeption.
    Als sie auf die aufgebrochene Zimmertür am Anfang des Traktes zugingen, hielt Bumann Martin am Arm fest:
    »Sie sollten es sich wirklich ansehen.«
    Martin hielt kurz vor dem Eingang inne, dann machte er einen beherzten Schritt in das Zimmer, knipste das Licht im Bad an und trat ein. Im Gegensatz zu seinem ersten Besuch war der Raum jetzt hell erleuchtet und dadurch wurde offensichtlich, was Bumann gemeint hatte. Das Wort, das auf dem Spiegel geschrieben stand, leuchtete Martin förmlich entgegen: WALLER.
    »Vermutlich hat Kaltenbach sich beim Aufstemmen der Tür verletzt und ihren Namen mit seinem eigenen Blut an den Spiegel geschmiert«, sagte Bumann, der inzwischen mit Selma zu Martin aufgerückt war. Martin drehte sich zu den beiden um und schaute sie völlig schockiert an.
    »Wisst ihr, was das bedeutet?«
    Selma nickte und sah unter sich.
    »Scheint so, als hätte es der Irre aus irgendeinem Grund auf Sie abgesehen«, sagte Bumann.
     

16
     
    Sie warteten eine Zeitlang und hörten angespannt in die beängstigende Stille. Außer dem regelmäßigen Pendelschlag der Standuhr war nichts zu hören. Schließlich wagten sie sich in den Eingangsbereich vor. Langsam schlichen sie vorwärts. Doch wider Erwarten geschah nichts, obwohl Martin sich in lebhaften Bildern ausmalte, wie Kaltenbach aus einem versteckten Winkel des Raumes wie ein Indianer auf dem Kriegspfad mit lautem Geschrei auf sie zu gestürmt kam. Doch diese Komplikationen blieben aus. Dennoch blieb nur Enttäuschung als sie die Rezeption erreichten und feststellen mussten, dass auch die Telefonleitung nach draußen nicht mehr funktionierte.
    »Verdammt, was machen wir denn jetzt? Wir kommen hier nicht weg. Draußen ist es zu stürmisch und kalt, um zu Fuß zur nächsten Hütte zu gehen«, flüsterte Bumann.
    Er klang jetzt panisch. Selma ließ sich auf dem Stuhl hinter der Rezeption nieder und trillerte nervös mit dem Finger Locken in ihre Haarsträhnen.
    »Fakt ist, dass wir bis morgen früh hier durchhalten müssen. Wenn wir zusammenbleiben, können wir das schaffen«, sagte Martin schließlich. Dabei kamen ihm seine eigenen Worte fremd vor. Seit Annas Tod war ihm das Leben irgendwie egal gewesen, erst recht das Leben anderer Menschen. Aber das hier hatte nach echter Besorgnis geklungen und er hatte es auch so gemeint.
    »Ist ja klar, dass Sie das so sehen«, sagte Bumann. »Schließlich hat Kaltenbach es speziell auf Sie abgesehen. Ich überlege, ob es für mich nicht am Schlauesten wäre, in mein Zimmer zu gehen, und zu warten. Von mir will er ja augenscheinlich nichts. Warum sollte ich mich dem Mann also in den Weg stellen.«
    Selma sah Bumann mit entsetztem Blick an.
    »Eugen, du verdammtes Arschloch!«, sagte sie.
    Martin ließ sich nicht auf eine Diskussion ein. Er hielt es für wichtig, den jetzigen Standort so schnell wie möglich zu verlassen. Die Eingangshalle mit der Rezeption war der zentrale Punkt des Hotels. Er fragte sich ohnehin schon, warum Kaltenbach noch nicht aufgetaucht war.
    Dann kam ihm eine Idee. Er ging hinüber zu der Eingangstür und schaute hinaus. Der Wind hatte, wie er an den beiden Fahnenmasten unweit des Eingangs feststellen konnte, weiter zugenommen. Der Schneefall hatte hingegen etwas nachgelassen und dann sah er die Spuren. Er ging zurück zu den anderen.
    »Irgendjemand hat das Hotel vor kurzem verlassen. Die Fußabdrücke sind noch deutlich im Schnee zu sehen. Ich wette es war Kaltenbach«, sagte Martin.
    »Warum sollte er das Hotel verlassen?«, fragte Bumann.
    »Fragen Sie mich mal was Leichteres«, entgegnete Martin. »Vielleicht will er einfach nur fliehen.«
    »Das wäre möglich«, sagte Selma jetzt in hoffnungsvollem Ton.

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