Monströs (German Edition)
Hauptwasser- und Abwasserleitungen sowie die Stromleitung in das Hotel. Der Verteilerkasten für die Telefonleitung lag zertrümmert am Boden.
»Er hat ihn von der Wand gerissen und ist anschließend ordentlich darauf rumgetrampelt«, sagte Bumann.
»Ist auf die schnelle nicht zu reparieren«, gab Söder zurück. »Ich glaube aber nicht, dass er das CB-Funkgerät entdeckt hat.«
Sie folgten Söder weiter den Gang entlang. Sie bogen nach rechts ab. Jetzt sahen sie, woher das Geräusch aus dem Fahrstuhlschacht kam. Es waren tatsächlich die Türen. Sie konnten sich nicht schließen, weil sie immer wieder auf ein Hindernis prallten. Noch konnten sie nicht erkennen, was es war. Es sah aus, wie eine Kiste. Langsam schoben sie sich vorwärts, kamen an zwei weiteren Türen vorbei, hinter der einen war der klimatisierte Vorratsraum. Hinter der anderen der Skiraum zur Aufbewahrung und Reparatur der Skiausrüstungen der Gäste. Auch hier, keine Spur von Eddie Kaltenbach.
»Wo hat sich der Mistkerl nur verkrochen?«, flüsterte Söder.
Dann waren sie beim Aufzug angelangt. Zwischen den Schiebetüren stand eine Kühltasche. Sie war alt und hatte ein lilafarbenes Flechtmuster auf beigefarbenem Untergrund, wobei man nicht genau erkennen konnte, ob das Beige nicht früher einmal weiß gewesen war und nur durch die Jahre von Staub, Schmutz und Sonneneinstrahlung zu Beige mutiert war. Unschlüssig, was sie tun sollten, standen Bumann, Söder und Selma vor dem Behälter, während die Türen weiterhin monoton dagegen knallten. Schließlich griff Söder die Tasche. Er schwenkte sie hin und her, so dass man hören konnte, dass etwas darin dumpf hin und her kullerte. Dann stellte er sie auf den kalten Steinboden des Ganges.
»Es ist auf jeden Fall was drin, schätze zwei bis drei Kilo schwer«, sagte Söder. Er machte einen Schritt in den Fahrstuhl und kam gleich darauf wieder heraus. Die Türen des Aufzugs schlossen sich.
»Der hat noch gesteckt«, sagte er und hielt den Schlüssel hoch. »Ich frage mich, woher Kaltenbach den hat und woher der Kerl weiß, dass man den braucht, wenn man mit dem Aufzug in den Keller fahren will.«
»Vielleicht hat jemand ihn stecken lassen«, sagte Selma.
»Möglich«, murmelte Söder, steckte den Schlüssel ein und rieb sich nachdenklich das Kinn, während er auf die vor ihm stehende Kühltasche starrte. Dann sagte er:
»Na los, machen Sie das Ding endlich auf, Bumann. Ich habe keine Lust, länger als nötig hier unten rumzustehen.«
Zögerlich kniete Bumann sich nieder. Mit der einen Hand hielt er die ovale Box fest, mit der anderen zog er an dem seitlichen Reißverschluss. Er klemmte anfangs ein wenig. Doch dann ließ er sich ganz leicht aufziehen. Bumann öffnete den Deckel nicht direkt. Alle schwiegen in gespannter Erwartung. Dann seufzte Bumann, als ob es ihn unendliche Überwindung kostete, und klappte den Deckel auf. Er hätte es besser nicht getan, denn den Anblick, der sich ihnen bot, würden sie ihr Leben lang nicht mehr vergessen.
23
Ram hatte sich nach dem Telefonat mit Martin Waller mit einem hirnlosen Ballerspiel ablenken wollen. Doch es hatte nicht funktioniert. Er hatte mies gespielt, weil er sich nicht konzentrieren konnte. Warum hatte jemand von einem Computer in Wallers Hotel, eine E-Mail unter dem Namen von Wallers verstorbener Frau an diesen geschickt? Die Frage beschäftigte ihn. Das war schlichtweg verrückt. Aber andererseits lag die Antwort klar auf der Hand. Es musste jemand sein, der Waller sehr hasste. Nur fiel Ram dazu leider kein Name ein. Waller war ein ziemlich netter Kerl und auf keinen Fall jemand, der anderen gerne auf die Füße trat.
Ram schüttelte den Kopf. Warum machte er sich um Waller Gedanken? Er setzte sich wieder an den PC. Er hatte ein paar Aufträge in der Pipeline. Zwei davon stammten von Corleone und der wäre mit Sicherheit nicht begeistert, wenn er länger als vereinbart warten musste.
Corleone war ein rein virtueller Kontakt. Ram wusste nicht, wer hinter dem Pseudonym steckte, nur dass Corleone ungefähr das gleiche tat, wie Ram auch, nur waren Corleones Kontakte noch viel weitreichender. Zudem hatte er ein anderes Geschäftsmodell. Während Ram selbst als Hacker arbeitete, konzentrierte sich Corleone zu neunzig Prozent darauf, Aufträge an Land zu ziehen, und sie durch Subunternehmer ausführen zu lassen. Ram war einer dieser Subunternehmer. Corleone hatte Verbindungen zu einer Schar international verteilter Hacker, Freaks, die in
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