Monströs (German Edition)
Wo sind die anderen?«
Higgins sah Martin mit weit aufgerissenen Augen an.
»Keine Angst, ich tue Ihnen doch nichts, ich will nur Selma helfen, sie ist in Gefahr. Wissen Sie, wo sie ist?«
Meier drehte den Kopf wieder zur Wand. Er stand unter Schock. Martin konnte sich nicht erklären, warum sie ihn hier allein gelassen hatten.
»Im Keller.« Die Worte kamen ächzend über die Lippen des Kochs, der am frühen Abend noch so fröhlichen gewesen war.
Es war, wie er es sich gedacht hatte. Sie versuchten, über das CB-Funkgerät Hilfe zu holen. Martin sah noch einmal auf das zusammengekauerte menschliche Wrack am Boden, dann schlich er am Aufzug vorbei, durch den Restauranteingang und von dort über die Küche, die Kellertreppe hinunter. Er fragte sich, ob Kaltenbach noch im zweiten Stock wütete, oder ob er schon auf dem Weg nach unten war.
Unten im Kellerkorridor angekommen, hörte er zunächst nichts. Es gab hier unten so viele Räume. Aber eigentlich hätten Selma, Bumann und Söder längst wieder auf dem Weg nach oben sein müssen. Die Türen in dem Gang, an denen er langsam vorbei schlich, waren alle geöffnet. Sie haben die Räume nach Kaltenbach durchsucht, dachte er. Als er am Fahrstuhlschacht angelangte, hörte er plötzlich Stimmen. Sie klangen weit entfernt, aber es bestand kein Zweifel. Jemand hatte geschrien. Er glaubte, »Komm da weg!«, verstanden zu haben. Instinktiv folgte er dem Gang, an dessen Ende ein Kreuz hing. Jetzt hörte er wieder eine Stimme. Sie kam aus dem Abstellraum zu seiner Rechten. Er spähte vorsichtig in den von einer kahlen Glühbirne erleuchteten Raum und stellte verwundert fest, dass niemand darin war. Vorsichtig schlich er hinein. Jetzt sah er das weit nach vorne gerückte Regal. Er ging darauf zu und sah die geöffnete Tür dahinter. Jetzt hörte er auch deutlich die Stimmen von Selma, Söder und Bumann. Sie unterhielten sich. Er musste sich verstecken, schoss es ihm durch den Kopf. Wenn Söder sich umdrehte und zurück in diesen Raum kam, wäre er diesem ausgeliefert. Er verließ wieder den Abstellraum und stellte sich im Flur direkt neben den Eingang, so dass er die Stimmen noch hörte. Er verstand aber nicht mehr, was gesprochen wurde.
Nach ein paar Minuten hörte er, wie die verborgene Tür ins Schloss fiel. Jemand drehte einen Schlüssel um. Im selben Moment machte er kehrt und lief den Gang zurück. Martin zweifelte nicht daran, dass Söder, wenn er es war, ohne zu zögern auf ihn schießen würde. Aber wohin wollte er laufen? Und vor allem, was wollte er unternehmen? Es machte ihn verrückt, dass er nicht wusste, was mit Selma war. Martin wählte die Tür gegenüber dem Aufzug. Sie war als Einzige geschlossen. Er kannte den Raum. Es war der Skiraum, den Zurbriggen ihm gezeigt hatte und in dem auch sein Werkzeug untergebracht war. Er betrat den Raum, schloss die Tür wieder hinter sich und drückte sich neben der Tür an die kalte Wand. Sein Herz pochte so laut, dass er Mühe hatte, sich auf Geräusche, die aus dem Flur hereindrangen, zu konzentrieren. Als er schnelle Schritte hörte, hielt er den Atem an. Komm nicht in diesen Raum, komm nicht in diesen Raum, dachte er und verfluchte sich gleichzeitig, dass er sich nicht einen Hammer aus dem Werkzeugkasten genommen hatte, damit er sich wenigstens verteidigen konnte. Aber dafür war es jetzt zu spät. Er konnte nur noch hoffen. Dann waren die Schritte auf Höhe der Tür und blieben stehen. Kurz wurde Martin noch panischer, dann fiel ihm eine Erklärung ein. Söder überlegt, ob er den Fahrstuhl nehmen soll oder die Treppe. Im nächsten Augenblick entfernten sich die Schritte. Söder nahm die Treppe. Martin atmete erleichtert durch und knipste das Licht an. Er sah seinen Werkzeugkasten, machte einen Schritt darauf zu und ... stolperte. Was war das? Er sah auf den Boden. Eine Kühltasche hatte im Weg gestanden. Sie war umgekippt und ihr Inhalt kullerte heraus. Martin musste würgen. Er wandte sich ab. Er brauchte ein paar Sekunden, um wieder hinsehen zu können. Es war Zurbriggens Kopf. Vor wenigen Stunden hatte Zurbriggen ihm diesen Raum, in dem die Skier und das Werkzeug untergebracht waren, bei einer Hausführung gezeigt. Jetzt lag der abgeschlagene Kopf desselben Mannes unter dem Tisch, auf den die Skier zum Wachsen gespannt wurden. Es war kaum auszuhalten, ohne laut zu schreien.
Zuerst Marianne Seewald, jetzt Walter Zurbriggen. Und die Tatsache, dass das, was in diesem Hotel geschah, irgendwie mit Martin Waller zu
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