Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
fragen…«
    Emmy schüttelte sie. »Shevlok ist jetzt keine Hilfe. Seit Janetta auf dieser Party erschienen ist, hat er nur getrunken. Die meiste Zeit ist er überhaupt nicht bei Besinnung.«
    »Wenn der Sprung schon vorbei wäre…«
    »Wenn der Sprung schon vorbei wäre, würde er tagsüber auf die Jagd gehen und sich abends betrinken. Such Sylvan!«
    »Emmy…«
    »Ich weiß! Du fürchtest dich vor Papa. Ich auch. Er ist… er ist wie ein Hippae, mit glühenden Augen und scharfen Klingen, denen man nicht zu nahe kommen darf. Ich glaube, er wird mich niederschlagen und tottrampeln, wenn ich den Mund aufmache. Aber ich werde Mama nicht im Stich lassen, wo sie hier eingesperrt ist, verletzt, ohne Essen und Trinken. Ich werde sie nicht hier sterben lassen, aber du weißt, daß Papa sie sterben läßt, wenn wir nichts unternehmen.«
    »Weshalb hat Papa…«
    »Du weißt doch ganz genau, weshalb. Mama ist nach Opal Hill gegangen und hat mit den Leuten gesprochen, die Janetta gefunden haben. Sie hat sich gedacht, daß… daß…« Emeraude rang nach Worten; sie blieben ihr im Halse stecken, und die Augen traten ihr aus den Höhlen, als sie das zu sagen versuchte, was sie nicht sagen durfte.
    »Schon gut«, sagte ihre Schwester und schüttelte sie. »Ich weiß Bescheid. Ich werde Sylvan suchen. Du bleibst hier und sagst ihm, was geschehen ist, falls ich keine Gelegenheit habe, es ihm zu erklären.«
    »Nimm die Lampe mit. Ich warte hier.«
    Amy hetzte die Stufen hinunter, wobei das Geländer unter ihrer Hand knirschend nachgab. Diese Ruine war über die alten Gesindequartiere und den Gleiterhangar mit dem Haupthaus verbunden. Die Verbindungstür war von ihrem Vater verschlossen worden, als sie ihm hierher gefolgt waren, als er Rowena mit diesem wilden, irren Blick hinter sich hergezerrt hatte, als ob sie ein Sack Kartoffeln wäre. Beim Verlassen dieses Flügels hatte er die Tür wieder abgeschlossen, aber da war ein zerbrochenes Fenster in der Nähe, das auf den Platz zum Wäschetrocknen und die Sommerküchen ging. Durch dieses Fenster waren die Mädchen auch eingestiegen. Es ging bereits auf Mitternacht. Die Dienerschaft war schon lange zu Bett gegangen. Selbst wenn ein paar von ihnen sich noch in der Küche aufhielten, würden sie eher mit Rowena als mit Stavenger sympathisieren.
    In diesem Augenblick befand Stavenger sich im Hauptkorridor und schrie Figor unartikuliert an, tobte und wütete, daß das ganze Haus aufgeweckt wurde. Figor war so klug, sich jeder Stellungnahme zu enthalten und das Abflauen des Sturms abzuwarten. Andere Familienmitglieder, die durch den Tumult wach geworden waren, ließen sich erst gar nicht blicken. Überall in dem großen Gebäude waren Gemurmel und das Öffnen und Schließen von Türen zu hören, und doch war alles ruhig, bis auf die belfernde Stimme.
    Amy ignorierte den Aufruhr. Um diese Stunde würde Sylvan sich entweder auf seinem Zimmer befinden, in der Bibliothek oder im Fitneßraum zwei Stockwerke tiefer. Die Bibliothek war am nächsten gelegen, und dort fand sie ihn auch in einer stillen Ecke, in ein Buch vertieft und die Finger in die Ohren gesteckt. Sie kniete sich neben ihm hin und zog ihm die Finger aus den Ohren.
    »Sylvan, Papa hat Mama geschlagen und sie im alten Flügel eingesperrt. Emmy wartet dort. Mama hat weder etwas zu essen noch zu trinken. Emmy und ich glauben, daß er sie für immer dort lassen will…«
    Sie redete mit dem Stuhl. Sylvan war bereits auf und davon.
     
    In der Morgendämmerung kam Sebastian Mechanic zur Estancia, wo er Marjorie bei einem sehr frühen Frühstück antraf. In Beantwortung ihrer Frage wies er, wenn auch widerstrebend, in eine bestimmte Richtung und sagte ihr, daß es keine gute Idee von ihr sei, allein hinaus ins Grasland zu gehen. Ihr Aussehen gefiel ihm nicht. Sie hatte einen gehetzten Blick und wirkte abgemagert. Irgendeine Müdigkeit schien auf ihr zu lasten. Trotz des Anscheins von Müdigkeit oder Krankheit hatte sie noch so viel Verstand, um ihm beizupflichten, daß es verrückt wäre, sich ins Grasland hinauszuwagen. Sie sagte ihm, sie sei nur neugierig gewesen, und dann befragte sie ihn nach seiner Frau und der Familie und betrieb mit entwaffnendem Charme und Ausdauer Smalltalk.
    Nachdem er mit der Versicherung, sie sei bloß neugierig gewesen, wieder an die Arbeit gegangen war, ging Marjorie zu den Ställen und sattelte Don Quixote. Sie hatte nicht vor, jemanden über das Ziel ihres Ausflugs zu informieren, hinterließ jedoch

Weitere Kostenlose Bücher