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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Sumpfwaldes, dröhnte dasselbe Donnern in den Ohren der Belegschaft von Klive. Die bon Damfels-Familie war wach und lauschte. Manche waren noch mehr als einfach nur wach.
    An der Peripherie des weitläufigen Anwesens zerrte Stavenger bon Damfels seine sich sträubende Obermum durch einen langen, staubigen Korridor. Eine Hand hatte er in ihr Haar gekrallt, mit der anderen umklammerte er den Kragen ihres Nachthemds, wobei er sie halb erdrosselte. Blut tropfte ihr von der Stirn auf den Boden.
    »Stavenger.« Sie schnappte nach Luft und klammerte sich an seine Beine. »Hör mir zu, Stavenger.«
    Er schien sie nicht zu hören; überhaupt ignorierte er ihre Worte. Seine Augen waren blutunterlaufen und der Mund zu einem schmalen Schlitz zusammengepreßt. Er bewegte sich wie ein Roboter, mit staksigem Gang, und zerrte mit beiden Händen an ihr wie an einem Sack.
    »Stavenger! Bei allem, was mir heilig ist, Stavenger! Ich habe es für Dimity getan!«
    Die beiden wurden von Amethyste und Emeraude verfolgt, die sich hinter Ecken und halb geöffneten Türen versteckten. Seit sie gesehen hatten, wie Stavenger Rowena in den Gärten niedergeschlagen hatte – entweder hatte er seine hinter einer Grasfontäne verborgenen Töchter nicht entdeckt oder es hatte ihn nicht gekümmert –, waren sie ihm und ihrer Mutter gefolgt. Der Korridor, in dem sie sich nun befanden, war alt, mit Schutt übersät und verlassen. Der fünfstöckige Flügel, in dem er sich befand, war schon seit mindestens einer Generation unbewohnt. Die Decke hing durch und warf Blasen, die durch das Wasser verursacht wurden, welches durch das verrottete Reetdach sickerte und bereits durch die drei oberen Stockwerke gedrungen war. Die Bilder an den Wänden wiesen Schimmelflecken auf, und die Treppe, die sie hinaufgestiegen waren, war auch schon angegammelt.
    »Er weiß nicht mehr, was er tut«, flüsterte Amy, wobei ihr Tränen übers Gesicht und in die Mundwinkel liefen. Sie leckte sie ab und wiederholte: »Er ist verrückt geworden. Er weiß nicht mehr, was er tut!«
    »Weiß er doch«, widersprach Emmy und deutete auf die Lampe, die sie bei sich hatte. »Es hat hier schon kein Licht mehr gegeben, als wir noch nicht geboren waren, aber nun ist der ganze Gang beleuchtet. Er hat die Lampen aus der Garage geholt, wie ich auch. Er hat sie hier aufgestellt. Er hat es geplant.«
    Beim Blick auf die trüben Windlichter, die hier und da auf wackligen Tischen standen oder an Türknäufen hingen, nickte Amy widerstrebend. »Warum! Warum tut er ihr das an?«
    »Psst«, machte ihre Schwester und zog sie zurück in den Schatten. Stavenger war am Ende des Korridors stehengeblieben, stieß Rowena in ein leeres Zimmer und verschloß die Tür. Mit einem endgültigen, rostigen Knirschen drehte der Schlüssel sich im Schloß. Er steckte ihn in die Tasche und verharrte dann lauschend.
    »Rowena.« Eine metallische Stimme – rauh und gemein.
    Keine Antwort.
    »Du wirst nie wieder dorthin gehen! Nie wieder nach Opal Hill. Du wirst dich nie wieder mit fragras einlassen! Du wirst mich nie wieder verraten!«
    Schweigen.
    Er drehte sich um, ergriff die nächste Lampe und kam durch den Gang auf sie zu, wobei er die übrigen Lampen aufsammelte. Mit ausdruckslosem Gesicht trottete er heran, passierte die Tür, hinter der seine Töchter zitterten und verließ den nun dunklen Korridor. Als ob er nie wiederkommen wollte.
    Sie warteten, bis sie schließlich hörten, wie er zwei Etagen unter ihnen die schwere Tür zuschlug.
    Hinter der Tür am Ende des Korridors hob nun das Wehklagen einer Frau an, das Kummer ausdrückte, Schmerz und das Gefühl, verraten worden zu sein.
    Mit zitternden Fingern schaltete Emeraude die Lampe an, und die beiden rannten zur Tür, wobei sie Staubwolken aufwirbelten und fast über verzogene Dielen gestolpert wären.
    Die Tür war massiv, gefertigt aus dem Holz eines Sumpfwald-Baums und hing an großen Metallscharnieren in einem soliden Rahmen. Nur wenige Türen in der Estancia waren derart massiv ausgeführt. Die Haupttür des Wohnhauses. Die Tür von Stavengers Büro. Die Tür des Tresorraums. Welchem Zweck mochte dieser Raum einst gedient haben, daß er mit einer solchen Tür gesichert wurde?
    Sie klopften, riefen, klopften erneut. Das Wehklagen nahm kein Ende.
    »Such Sylvan!« flüsterte Emeraude ihrer Schwester hektisch zu. »Er ist der einzige, der helfen kann, Amy.«
    Amethyste schaute sie nur verstört an und sagte: »Vielleicht sollte ich Shevlok

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