Monströse Welten 1: Gras
etwas anderes war dort oben. Es blendete die Sonne aus. »Was ist dort oben?« fragte Tony und wies mit dem Finger in die angegebene Richtung.
Sylvan schaute ebenfalls nach oben. »Wo?«
»In der Krone dieses Baums; es verläuft zu dem daneben…«
»Die Insel ist ziemlich groß«, meldete Vater James und trat zwischen den Bäumen hervor. »Hinter diesen Bäumen gibt es eine grasbestandene Lichtung. Dort können die Tiere weiden.«
Rillibee/Lourai sattelte Blue Star und Her Majesty ab und lehnte die Sättel gegen eine Baumwurzel. »Die Sonne steht schon tief. Bald wird es dunkel. Heute kommen wir nicht mehr weiter.«
»Wie lange wird Bruder Mainoa schlafen?«
Lourai hob die Schultern. »Bis er eben aufwacht. Er hat seit Mitternacht nicht mehr geschlafen und noch dazu fast die ganze Zeit auf einem Pferd gesessen. Wie ich schon sagte, er ist ein alter Mann.«
Marjorie nickte. »In Ordnung. Wenn er Pause macht, tun wir das auch. Tony?«
Der Junge deutete nach oben. »Wir haben uns gerade…«
»Such lieber Feuerholz, solange es noch hell ist. Sylvan, helfen Sie ihm bitte. Wir brauchen so viel Holz, daß es für die ganze Nacht reicht. Vater, wenn Sie diesen Eimer mit sauberem Wasser füllen würden…«
»Und was ist mit mir?« fragte Bruder Lourai.
»Sie und ich sind die Chefköche«, sagte sie und kramte in den großen Körben, die Irish Lass getragen hatte. »Nach dem Essen werden wir das weitere Vorgehen besprechen.«
Tony und Sylvan gingen zum nächsten Dickicht, und Tony zog das Lasermesser. »Was ist das?« rief Sylvan, als er ein paar Zweige absägte.
Tony reichte ihm das Messer und erklärte ihm die Funktion.
»Ist das eine Neuerscheinung?« fragte Sylvan.
»Natürlich nicht. Die gibt es schon ewig.«
»Ich habe noch nie eins gesehen«, sagte Sylvan. »Das wundert mich aber.«
»Wahrscheinlich deshalb, weil Sie es nicht sehen sollten«, spekulierte Tony. »Es ist nämlich eine handliche Waffe.«
»Stimmt«, sagte Sylvan und betrachtete das Messer aus allen Blickwinkeln. Seufzend gab er es Tony zurück und konzentrierte sich auf das Holzsammeln. Aber das Messer ging ihm nicht aus dem Sinn. Weshalb wußte er nichts von solchen Dingen?
Bruder Mainoa erwachte rechtzeitig zum Essen und langte mit gutem Appetit zu. Als sie fertig waren, wurde das Geschirr gespült und wieder verpackt. Dann versammelten sie sich um das Feuer.
»Also, Bruder Mainoa«, sagte Marjorie. »Da wären wir nun.«
Er nickte.
»Haben wir die Entfernung zu Stella verkürzt?«
»Die Spur führte am Sumpfwald entlang«, sagte er. »Aber da durften wir nicht bleiben.«
»Morgen?«
»Vielleicht. Falls die Hippae weg sind. Heute erkennen wir sowieso nichts mehr.«
Sie seufzte.
»Mutter, es ist schon gut«, sagte Tony. »Die Pferde waren sowieso fast am Ende.«
Marjorie hatte noch immer den Blick auf Bruder Mainoa gerichtet. »Sie wissen etwas«, behauptete sie. »Offensichtlich wissen Sie viel mehr, als Sie uns bisher gesagt haben.«
Er zuckte die Achseln. »Was ich weiß oder zu wissen glaube, kann ich Ihnen noch nicht sagen. Morgen vielleicht.«
»Werden Sie das entscheiden?« fragte sie, wobei sie die Antwort bereits kannte.
»Nein«, erwiderte er. »Das steht nicht in meinem Ermessen.«
»Was will es – sie? Uns überwachen?«
Er nickte.
»Wovon sprecht ihr beiden überhaupt?« fragte Tony.
»Ja, Marjorie. Worüber…?« fragte nun auch Sylvan.
Vater James warf Marjorie einen verstehenden Blick zu und sagte: »Laßt es gut sein, Sylvan, Tony. Vielleicht hat Bruder Mainoa schon die Hilfe seiner Bekannten… nun, dieser Macht in Anspruch genommen.«
Mainoa lächelte. »So kann man es auch ausdrücken, Vater. Ich würde vorschlagen, Lady Westriding, daß wir hier Rast machen. Sie sollten versuchen zu schlafen. Hier sind wir sicher.«
Um Sicherheit ging es Marjorie aber gar nicht. Wenn sie in Lebensgefahr gewesen wäre, hätte sie wenigstens das Gefühl gehabt, etwas zu tun. Zu schlafen hieß nämlich, daß sie untätig war, während Stella sich in Gefahr befand; aber es hatte keinen Zweck, sich zu streiten. Es war schon zu dunkel, um die Fährte zu verfolgen. Sie verließ den Platz am Feuer und ging durch den Wald zu der Lichtung, wo die Pferde grasten. Bei ihnen suchte sie den Trost, den sie in der Gruppe nicht fand. Erst als sie sich an Quixotes Flanke lehnte, merkte sie, wie müde sie war.
Die anderen bereiteten sich in der Nähe des Feuers ein Lager. Tony stellte das Feldbett seiner Mutter hinter einem
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