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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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überstürzen.«
    »Ich weiß, Vater. Aber ich muß immer daran denken, was ihr vielleicht zustößt.«
    Das hatte Vater James sich auch schon gefragt. Er dachte nur zu oft an gewisse Monstrositäten, die er bei der Beichte gehört hatte, an bestimmte Perversionen und schreckliche Dinge, von denen er gelesen hatte und die ihm völlig wesensfremd waren. Er wußte zwar nicht, weshalb er diese Erinnerungen mit den Hippae assoziierte, aber so war es nun einmal. Er verdrängte diese Gedanken. »Wir werden sie finden, Marjorie. Vertrauen Sie Bruder Mainoa.«
    Sie beschloß, Bruder Mainoa zu vertrauen, denn eine andere Wahl hatte sie nicht.
    Sie aßen Kaltverpflegung. Dann wuschen sie sich in einem der idyllischen Teiche, von denen die Insel gesäumt war. Marjorie und Tony sahen nach den Pferden und inspizierten Hufe und Beine. Trotz der wilden Jagd am Vortag schienen die Tiere unverletzt zu sein. Obwohl sie sich zur Ruhe zwang, wäre Marjorie fast vor Ungeduld explodiert. Dann hörten sie von oben einen Ruf.
    Wie ein Affe hangelte Rillibee sich an einer Ranke herab. »Ich bin umgekehrt«, sagte er. »Bei Tag wirken die Bäume anders, und deshalb habe ich nicht gleich zurückgefunden.«
    »Haben Sie sie gefunden?« fragte sie. »Die Leute, die sich unterhalten hatten?«
    »Ich habe ihre Stadt gefunden«, erwiderte Rillibee. »Das müssen Sie sich einmal ansehen.«
    »Wir müssen in die andere Richtung« – sie zeigte mit dem Finger –, »um die Fährte zu verfolgen…«
    »Nach oben«, sagte er. »Ich glaube, wir sollten es tun.«
    »Nach oben«, stimmte Bruder Mainoa zu. »Wenn wir es schaffen.«
    »Unter anderem hat es deshalb so lange gedauert, weil ich einen Pfad für die Pferde gesucht habe«, erklärte Rillibee. »Diese Richtung.« Er wies tiefer in den Sumpf. »Dann werden wir klettern.«
    »Weshalb denn?« rief Marjorie. »Dort ist Stella doch gar nicht…«
    »Die Spur verläuft zwar draußen im Gras, Marjorie«, sagte Bruder Mainoa. »Aber das muß nichts besagen. Als Sie noch geschlafen haben, sind Tony und ich zum Waldrand gegangen. Die Hippae sind noch da. Im Moment sind wir hier gefangen.«
    »Aber weshalb?« Sie deutete nach oben; fast wäre sie in Tränen ausgebrochen. »Ich will keine Besichtigung unternehmen, um Gottes willen.«
    »Vielleicht ist es gerade Gottes Wille, daß wir das tun«, sagte Vater James. »Wissen Sie, was uns dort oben erwartet, Bruder Mainoa?«
    »Ich glaube schon«, erwiderte er. »Ich glaube zu wissen, was dort oben ist. Seit ich den Bericht von Semling erhalten habe.«
    »Und was?«
    »Ich glaube, es ist die letzte Stadt der Arbai«, sagte er. »Die allerletzte.«
    Dabei ließ er es bewenden. Er sagte, mehr wüßte er nicht. Als sie Rillibee fragten, sagte er nur, sie würden es bald selbst sehen. Er führte sie durch flache Tümpel und durch Alleen. Manchmal hielt er an und betrachtete nur die Bäume, während die anderen warteten. Einmal saß er sogar ab, berührte einen Baum und lehnte sich dagegen, als ob es sich um einen guten Freund handelte. Sylvan wollte schon eine Bemerkung machen, aber Bruder Mainoa legte ihm die Hand auf die Schulter und bedeutete ihm zu schweigen. Sie überquerten mehrere kleine Inseln und erreichten schließlich eine große Insel, in deren Mitte sich ein Hügel erhob.
    Auf einem flachen Podest aus Stein stand ein bizarres Monument, das eine große Ähnlichkeit mit der Skulptur auf der Plaza der Arbai-Stadt aufwies.
    »Arbai?« flüsterte Marjorie und starrte die Skulptur ungläubig an. Trotz der Hinweise von Bruder Mainoa hatte sie es nicht glauben wollen.
    Rillibee deutete auf eine Flanke des Hügels, wo eine Spur sich bis zu einem Steilhang zog.
    »Diesen Weg bin ich gekommen«, sagte er. »Wir gehen jetzt zu Fuß weiter. Den Pferden wird nichts geschehen.«
    Sie saßen ab, wobei sie sich so leise wie möglich verhielten, um die Gespräche über ihnen nicht zu stören. Die Leute unterhielten sich und sangen. Die Geschichten wurden von gedämpftem Gelächter begleitet. Rillibee führte sie die Fährte entlang. Vom Steilhang aus führte eine auf phantastischen Pfeilern ruhende Brücke zu den Bäumen – eine Brücke aus Gras, Ranken und Holz, die so kunstvoll geflochten war wie ein Korb. Das Geländer war in Darstellungen von Blättern und Früchten verwoben. Der Boden war mit bunten Wirbeln verziert und so solide wie Beton. Zweihundert Fuß über dem Boden folgten sie Rillibee in den schattigen Wald.
    Dort gab es Behausungen – ›Bienenkörbe‹

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