Monströse Welten 1: Gras
er etwa?« fragte Sylvan.
Rillibee nickte. »Es ist eine Art Sprache. Bilder. Einige Wörter.« Er stand auf; er wunderte sich über gar nichts mehr. Die Bäume waren schon wundersam genug für einen Menschen. Sein Bedarf an Wundern war gedeckt. Er wollte auch nicht über die Füchse sprechen. Er wollte nur Stella finden, genau wie Marjorie.
»Was sagt er über Ihre Tochter?« fragte Sylvan.
»Daß andere seiner Art nach ihr suchen«, erwiderte Marjorie. »Sie werden uns benachrichtigen, wenn sie sie gefunden haben.«
»Es gibt noch vieles, worüber sie mit uns sprechen und was sie uns fragen wollen«, sagte Bruder Mainoa müde; einerseits sehnte er sich nach einer solchen Unterhaltung, andererseits fürchtete er sich vor ihr.
»Ich gehe zurück und sattle die Pferde«, erbot Rillibee sich. Wenn sie schon nicht nach Stella suchten, wollte er wenigstens allein sein, sich an einen großen Baum klammern und den Duft in sich aufnehmen. In der Dunkelheit hatten die Bäume wie die Geister von Bäumen ausgesehen. Nun waren es ganz normale Bäume. Joshua hätte seine Seele geopfert für solche Bäume. Auf ganz Terra gab es nicht solche Bäume. Er war von Bäumen umgeben, ein wahrer Segen. Er ging den Weg zurück, den sie gekommen waren.
Sylvan folgte ihm. »Ich helfe Ihnen«, sagte er. »Hier kann ich eh nichts bewirken.«
Rillibee nickte wenig begeistert. Die anderen schienen ihr Verschwinden nicht einmal zu bemerken.
In seiner Suite in einem der oberen Stockwerke der bon Damfels-Estancia lehnte Shevlok bon Damfels sich auf einem am Fenster stehenden Stuhl zurück und nippte an einem halbvollen Weinglas. Bald würde die Dämmerung einsetzen. Durch das offene Fenster sah er die geduckten Häuser des Dorfes, aus deren Kaminen Rauch in den Himmel stieg. Totenstille. Es war die Ruhe vor dem anbrechenden Tag. Sogar die Peepers schwiegen um diese Stunde.
Neben ihm stand eine Batterie Flaschen, die Hälfte davon leer. Im zerwühlten Bett schlief das Gänsemädchen. Sie hatte das Bett schon seit Tagen nicht verlassen. Manchmal hatte sie geschlafen. Manchmal hatte sie auch nur reglos unter ihm gelegen, während er sie flüsternd gestreichelt und immer wieder bestiegen hatte. Ihr Körper hatte auf seine Bemühungen reagiert. Die Haut hatte sich gerötet, die Brustwarzen hatten sich versteift und die Vagina war einladend feucht geworden. Darüber hinaus hatte sie aber keine Regung gezeigt. Sie hatte einen Punkt im Raum fixiert und etwas betrachtet, das Shevlok nicht sah.
Einmal indes, mitten im Liebesspiel, glaubte er, ein Blitzen in ihren Augen gesehen zu haben, einen winzigen Funken Intelligenz. Nun schlief sie und Shevlok trank. Er trank schon, seit er sie hergebracht hatte.
Sie hätte seine Obermum werden sollen. Sie hätte nach Stavengers Tod zusammen mit ihm die Führung der Familie übernehmen sollen. Sie war die Richtige.
Mehr als das, er hatte sie leidenschaftlich geliebt. Janetta war sein ein und alles gewesen.
Aber das Ding auf dem Bett war nicht mehr Janetta.
Er versuchte eine Entscheidung zu treffen, ob er sie behalten sollte oder nicht.
Es klopfte an der Tür, und jemand trat ein, ohne dazu aufgefordert worden zu sein.
»Du hast es getan!« Es war Amethyste. Sie schaute durch den düsteren Raum auf das im Bett liegende Mädchen. »Shevlok, was hast du dir nur dabei gedacht?«
»Dachte, sie würde mich wiedererkennen«, nuschelte Shevlok, wobei die Artikulation unter dem Weinkonsum litt. »Hat sie aber nicht. Hat mich nicht erkannt.«
»Wie lange…?«
Er schüttelte den Kopf. »Eine Weile.«
»Was hast du jetzt mit ihr vor.«
»Weiß nicht.«
»Es heißt, sie sei entführt worden. Als sie in Begleitung der Magd ihrer Mutter war. Warst du das?«
Shevlok gestikulierte herum, wobei er ihr zu verstehen gab, daß er es wohl gewesen sei.
»Dann bring sie lieber zurück. Bring sie zum Maukerden-Dorf zurück und gib ihnen Bescheid.«
»Besser tot«, sagte Shevlok erstaunlich artikuliert. »Sie wäre besser tot.«
»Nein«, rief Amy. »Nein, Shevlok! Und wenn es nun Dimity wäre? Stell dir vor, es wäre Dimity.«
»Besser tot«, beharrte Shevlok auf seinem Standpunkt. »Wenn es Dimity wäre, wäre sie besser auch tot.«
»Wie kannst du so was nur sagen!«
Er stand auf, packte seine Schwester ruppig am Arm und zerrte sie zum Bett. »Sieh sie dir an, Amy! Sieh sie dir an.« Er schlug die Bettdecke zurück und zeigte ihr das nackte, auf dem Rücken liegende Mädchen. Dann zog er das Augenlid des
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