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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Ihnen zu sagen, die Hure, Ihre Frau, habe seinen Sohn Sylvan entführt. Wenn Sie die Herausforderung nicht annähmen, würden Sie totgetrampelt.« Er deutete zur Mauer der Estancia, wo ein Dutzend Hippae herumtänzelte und trotz der Männer und Frauen, die mit leerem Blick auf ihrem Rücken saßen, die Widerhaken aneinanderschlugen.
    Rigo überkam es siedendheiß. Daß Jerril bon Haunser im Grunde nur das gesagt hatte, was er, Rigo, gegenüber Marjorie selbst schon angedeutet hatte, entfachte seine Wut nur noch mehr. »Wie können Sie es wagen?« knurrte er und steigerte sich in Rage. »Eine Mutter sucht nach ihrer Tochter, und ihr nennt sie eine Hure? Eure Frauen sind Huren. Eure Frauen und Töchter! Sie haben sich ihnen hingegeben!« Er zeigte auf die Formation der Hippae an der Mauer. »Eure Frauen und Töchter machen die Beine breit für Liebhaber, die nicht einmal menschlich sind!«
    Die aufgesessenen Männer zeigten keine Regung.
    Obermun bon Haunser verzog keine Miene. Er hätte ebensogut taub und blind sein können. Er schien Rigos Beleidigungen überhaupt nicht gehört zu haben. Er verneigte sich nur, lächelte mechanisch und wies auf ein näher kommendes Hippae. »Euer Reittier«, sagte er.
    Rigo spürte den Griff von Persuns Hand. »Ich werde nicht davonlaufen«, knurrte er mit vor Zorn verschleiertem Blick. »Nicht vor ihnen.«
    »Dann nehmen Sie um Gottes willen das hier«, sagte Persun und steckte ihm von hinten etwas in die Tasche. »Ein Lasermesser, Eure Exzellenz«, erklärte er. »Eines meiner Werkzeuge. Lady Marjorie würde es mir nie verzeihen, wenn ich Sie in den Tod gehen ließe.«
    Die Botschaft drang zwar zu Rigo durch, aber er war noch immer so wütend, daß es ihm die Sprache verschlug. Er verließ den Gleiter und wartete auf das Hippae. Es grinste ihn mit leuchtenden Augen an und bleckte die Zähne. Pure Dreistigkeit, Bosheit und Arroganz sprach aus diesem Blick. Panik wallte in Rigo auf, als ihm bewußt wurde, daß Stavenger bon Damfels die Herausforderung nicht persönlich überbracht hatte. Das Duell war von den Hippae arrangiert worden! Diese Wesen hatten die Sache in die Wege geleitet und würden auch die Aufsicht führen; sie hatten diesen Aufzug von Mensch und Tier choreographiert. Jerril bon Haunser war nur Vollstrecker ihres Willens; er selbst hatte gar keinen.
    Rigo warf einen Blick nach oben, zur Estancia. Die Leute hatten sich auf den Terrassen versammelt und betrachteten mit offenen Mündern die Szene, die einen erstaunt, andere verzückt und wieder andere ängstlich. Das war also kein alltäglicher Vorgang. Wie hatten die Bestien das arrangiert? Wie hatten sie die Reiter aus der Estancia gelockt? Wie hatten sie diese Jagd anberaumt?
    Für die Beschäftigung mit diesen Fragen war indes keine Zeit mehr. Das Hippae vor ihm streckte ein blau gesprenkeltes, muskulöses Bein aus. Rigo griff nach dem Zügelring und warf ihn linkisch über den untersten Widerhaken. Der Zügel straffte sich, als er sich auf das Tier schwang. Die Zehen fanden die Vertiefungen. Er hatte sich kaum in den Sattel geschwungen, als die Bestie auf der Hinterhand aufstieg. Er schaute in den Himmel, wobei er nur durch die Zügel und die Zehenlöcher Halt fand; er spannte Rücken- und Beinmuskeln an, um sich im Sattel zu halten. Das Hippae trippelte auf den Hinterbeinen umher und stieß ein fast menschliches Lachen aus; auf zwei Beinen bewegte es sich anscheinend genauso sicher wie auf allen vieren. Es kam Rigo wie eine Ewigkeit vor, bis es endlich wieder Grundstellung einnahm.
    Dann tauchte eine zweite Bestie neben ihm auf, ein grünes Hippae, und formierte sich mit dem Blauen wie zu einer Parade. Stavenger saß auf dem Grünen, die leeren Augen nach vorne gerichtet. Er existierte nur noch rein physisch. Als das grüne Hippae mit den Widerhaken klapperte, schrie Stavenger auf. Es fielen keine Worte; es existierte nur blinde Wut. Er öffnete den Mund und errötete. Dann stieß er ein Heulen aus. Schließlich schloß er den Mund und saß wieder reglos da.
    Nun klapperte auch die blaue Bestie mit den Widerhaken, und Rigo hätte ebenfalls fast aufgeschrien. Er unterdrückte den Schrei jedoch und schluckte ihn hinunter. Zorn wallte in ihm auf und verdrängte das Hippae aus dem Bewußtsein. Die Monster tanzten Seite an Seite, wie eine Quadrille. Sie fielen in einen Galopp und dann in einen Trott. Anschließend wiederholten sie das ganze. Der Reiter in Rigo wurde zusehends zorniger. Das hatten sie nämlich von Don

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